Arboretum

Unter einem Arboretum (lat. arbor = Baum) versteht man eine Sammlung von Gehölzen aus aller Welt. Im Botanischen Garten Ulm sind die Bäume und Sträucher nach Verwandtschaftsgruppen gepflanzt. Die Anordnung entspricht dabei der Grundkonzeption nach Armen Takhtajan, einem der bedeutendsten Systematiker des 20. Jahrhunderts.

Die beste Zeit für die Erkundung des Arboretums sind die Monate April/Mai, in denen die meisten Gehölze blühen sowie im September/Oktober, wenn die Bäume ihre prächtige Herbstfärbung entfalten.

1. Ginkgo und Nadelbäume

Die Gruppe der Nacktsamer ist im Gelände auf verschiedene Bereiche aufgeteilt. Ginkgo, Sumpfzypressen-, Eiben- und ein Teil der Kieferngewächse (Tannen, Fichten, Lärchen und Zedern) wurden in einem eher schattigen und zum Teil auch feuchten Bereich untergebracht. Die Kiefern (Gattung Pinus) dagegen sind auf der gegenüberliegenden Seite an einem sonnigen Südhang zu finden.

Wenngleich es - im Gegensatz zu ca. 300.000 verschiedenen Blütenpflanzen (Bedecktsamer, Angiospermae) - weltweit nur ca. 600 verschiedene Nacktsamer (Gymnospermae) gibt, so spielen diese jedoch auch heute noch eine bedeutende Rolle. Insbesondere auf der Nordhalbkugel bestimmen ausgedehnte Nadelwälder oft das Landschaftsbild.

2. Zaubernüsse und Kätzchenblütler

Bei dieser Gruppe von Gehölzpflanzen handelt es sich um Arten, die als verhältnismäßig ursprünglich angesehen werden. Die meisten Vertreter haben kätzchenförmige Blütenstände und sind Windblütler. Zu dieser Gruppe gehört ein großer Teil unserer Laubbäume der gemäßigten Zone, wie z.B. Ulmen, Eichen, Buchen, Birken, Erlen, Hainbuchen sowie Platanen. Ebenso sind in dieser Gruppe die Zaubernüsse vertreten, die ihre Blüten bei milden Temperaturen schon mitten im Winter entfalten.

3. Magnolien und Fiederblattbäume

Unter den Magnoliengewächsen befinden sich stattliche Bäume (Tulpenbaum) sowie einige unserer schönsten Blütengehölze, wie z. B. die bekannte Tulpen- und Sternmagnolie. Auch die Gewürzsträucher gehören in diese Verwandtschaftsgruppe. Eine weitere große Gruppe in diesem Abschnitt sind die Fiederblattbäume, deren Verbeitungsschwerpunkt in den Tropen liegt. Hierzu gehören beispielsweise die Seifenbaumartigen, wie z. B. Perückenstrauch, Korkbaum, Pimpernuss und Essigbaum, sowie die Rautenartigen. Zu letzterer Gruppe zählen die vielen zauberhaften Ahornarten mit einer außerordentlichen Vielfalt an Blatt- und Rindenstrukturen sowie die Rosskastanien.

4. Weiden, Pappeln und Fliederverwandtschaft

Die Gruppe der Weidenartigen steht mit ihren einfachen Blüten sehr isoliert im Pflanzenreich und wird mit verschiedenen Verwandtschaftsgruppen in Verbindung gebracht. In der nördlichen gemäßigten Zone sind zwei Gattungen verbreitet: Weiden (Salix) und Pappeln (Populus). Von den Weiden sind ca. 450 verschiedene Arten bekannt, bei den Pappeln dagegen gibt es ca. 50 Arten. Weiterhin sind in diesem Bereich noch verschiedene andere Verwandtschaftsgruppen untergebracht, wie z. B. die Enzianartigen, zu denen Eschen, Flieder, Forsythien, Geißblatt, Holunder und Schneeball gehören.

5. Rosengewächse und Hülsenfrüchtler

Die Rosengewächse bilden mit ihren rund 100 Gattungen und ca. 3.000 Arten eine sehr bedeutende Familie, die u. a. die Mehrzahl unserer heimischen Obstbäume sowie viele herrliche Blütengehölze enthält, z. B. Zieräpfel und japanische Blütenkirschen sowie Felsenbirnen, Weißdorne und Ebereschen. Besonders schön ist dieser Bereich im Mai, wenn die Obstbäume und Zierkirschen ihre Blüten in vielerlei Formen und Farben entfalten.
In diesem Abschnitt ist auch unser Rosarium mit ca. 200 verschiedenen Rosenarten und -sorten zu finden.
Neben den Rosengewächsen sind diesem Bereich des Arboretums auch die Hülsenfrüchtler (Leguminosen) zugeordnet. In diesen Verwandtschaftskreis gehören Robinien, Gleditschien, Goldregen und Judasbaum.

6. Linden, Hartriegel und Spindelbäume

Zu den Lindengewächsen gehören insgesamt rund 50 Gattungen, deren Hauptverbreitung in den Tropen liegt. Lediglich die Gattung Tilia (Linde) ist mit ca. 45 Arten ausschließlich auf der Nordhalbkugel verbreitet.
Neben den Linden sind hier zwei weitere Verwandtschaftsgruppen untergebracht: die Spindelbaumgewächse und die Hartriegelgewächse. Von letzteren kennen wir vor allem die verbreitete Kornelkirsche (Cornus mas). In dieser Gattung finden sich jedoch noch viele herrliche Ziersträucher mit großen, farbigen Hochblättern und einem auffällig etagenförmigen Wuchs. Zu den Spindelbaumgewächsen dagegen gehört unser heimisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Mit über 200 Arten hat diese Gattung zahlreiche Ziersträucher mit bunter Herbstfärbung sowie auffällig gefärbten Früchten hervorgebracht, die wegen ihrer geringen Größe gerne in den Gärten gepflanzt werden.