Aktuelle Meldung

Millionenförderung der EU für interdisziplinäre Tinnitus-Forschung

Universität Ulm

Die EU stellt im Rahmen ihres Forschungs- und Entwicklungsprogramms Horizon 2020 insgesamt 3,8 Mio. Euro für ein Innovative Training Network (ITN) – die „European School for Interdisciplinary Tinnitus Research“ (ESIT) – zur Verfügung, um systematisch und interdisziplinär weltweit Daten zu erheben, neue Behandlungsmethoden zu erforschen und die Ausbildung von 15 Nachwuchswissenschaftlern bzw. Doktoranden voranzutreiben. Dabei sollen neue Forschungsmethoden eingesetzt, erste genetische Studien zu Tinnitus durchge­führt und der größte pan-europäische Tinnitus-Datensatz aufgebaut werden. Ziel ist es, die Grundlagen für eine individualisierte und evidenzbasierte Tinnitusbehandlung zu schaffen.

Von Seiten der Universität sind am ESIT-Projekt <link in iui-dbis mitarbeiter mitarbeiteruebersicht ruediger-pryss internal-link internal link current>Dr. Rüdiger Pryss, <link in iui-dbis mitarbeiter manfred-reichert internal-link internal link current>Prof. Manfred Reichert (beide Institut für Datenbanken und Informationssysteme) und Prof. Franz Hauck (Institut für Verteilte Systeme) sowie zwei von ihnen betreute Doktoranden beteiligt. Der Förderanteil der Universität Ulm beträgt ca. 500.000 EUR.

Das ESIT-Programm wird über vier Jahre bis 2021 laufen und vom Tinnituszentrum am Uni-Klinikum Regensburg (UKR) sowie vom Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg (UR) koordiniert. Neben den Universitäten Ulm und Regensburg beteiligen sich weitere 10 Universitäten aus insgesamt zehn EU-Ländern sowie 34 weitere akademische und nicht-akademische Partner. Die enge Zusammenarbeit akademischer, klinischer und industrieller Partner sowie die Einbindung von Patientenorganisationen und Gesundheitsbehörden macht das ESIT-Programm ebenso besonders, wie die Beteiligung der Ulmer Experten mit ihrer Forschungsexpertise zu Mobile Data Collection, Mobile Process Management und Flexible Middleware for Mobile Sensing and Data Collection.

Hintergrund

In Europa leiden viele Millionen Menschen unter chronischem Tinnitus. Die störenden Ohrgeräusche führen bei den Betroffenen oftmals zu einer Einschränkung ihrer Lebensqualität. Eine allgemein wirksame Behandlungsmethode für das individuelle Krankheitsbild gibt es bisher nicht. Gleichzeitig wächst die Zahl der Betroffenen kontinuierlich, bis 2050 könnte sie sich bei gleichbleibender Entwicklung verdoppeln. Die Notwendigkeit, Tinnitus als Forschungsgegenstand voranzutreiben und interdisziplinär an neuen Konzepten und einer gemeinsamen Datenbasis zu arbeiten, ist daher groß.

Die ESIT-Partner decken die klinischen Bereiche Audiologie, Otolaryngologie, Psychologie, Psychiatrie und Neurologie ab. Aus der Forschung kommen folgende Bereiche ergänzend hinzu: Epidemiologie, Genetik, Neurowissenschaft, Mediziningenieurwesen, Software Engineering, Mobile Crowd Sensing und Data Mining. Alle Bereiche werden erstmals ko­ordiniert forschen und entwickeln. Ausgangslage dafür sind die bisher am besten wissenschaftlich belegten Behandlungsstrategien für Tinnitus, die kognitive Verhaltenstherapie, akustische Stimulation sowie die elektrische oder magnetische Neurostimulation.

Weitere Details finden sich auf der Projekt-Webseite: http://esit.tinnitusresearch.net.

Einige der ESIT Partner beim Projekt Kick-Off in Herrsching: M. Reichert (Ulm University), W. Schlee (University of Regensburg, Coordinator), Myra Spiliopoulou (University of Magdeburg), R. Pryss (Ulm University) und B. Languth (University of Regensburg).
Die Universität Ulm wird eine flexible Middleware für mobiles Crowdsensing und Datensammlung liefern.