Das Banner des ZTF zeigt das Logo des ZTF, einen OP-Saal, einen Rettungshubschrauber, ein traurig blickendes Kind, das jemanden umarmt und eine Frau, die durch das Okular eines Mikroskops schaut.

Zentrum für Traumaforschung - Universität Ulm

Der Begriff Trauma umfasst Verletzungen jeglicher Art, die zum Beispiel durch Verkehrs- und Arbeitsunfälle oder andere Gewalteinwirkung entstehen können. Physische Traumata sind weltweit die dritthäufigste Todesursache, bei jungen Menschen sogar die häufigste. Allein in Deutschland erleiden jährlich mehr als acht Millionen Menschen eine körperliche Verletzung. Entsprechend hoch ist der finanzielle Aufwand für die Behandlung und Rehabilitation der betroffenen Patienten. Schätzungen gehen von über 40 Milliarden Euro pro Jahr aus. Traumata beinhalten neben der physischen Komponente nicht selten auch eine psychische. Psychische Verletzungen können durch Angst, Entsetzen oder ein massives Bedrohungsgefühl ausgelöst werden. In einer repräsentativen deutschen Stichprobe erfüllten 2,3% der Befragten die Diagnosekriterien einer akuten posttraumatischen Belastungsstörung. In der Gesamtbevölkerung sind sogar 15-20% von psychischen Traumafolgen betroffen. Die Folgekosten haben eine ähnliche Größenordnung wie die physischer Traumata. Damit liegt die sozioökonomische Bedeutung physischer und psychischer Traumata im Bereich der großen Volkskrankheiten.

Physisches und psychisches Trauma transdisziplinär betrachten

Die Forschungsaktivitäten im Bereich physischer und psychischer Traumata bleiben jedoch bislang weit hinter den gesellschaftlichen Bedarf zurück. Viele drängende Forschungsfragen speziell an der Schnittstelle zwischen physischem und psychischem Trauma sind bislang unzureichend geklärt. Zwischen körperlichen und seelischen Verletzungen besteht jedoch ein enger Zusammenhang. So können physische Traumata seelische auslösen. Umgekehrt determinieren psychische Belastungen im Vorfeld auch die Reaktionen auf physische Traumata. Eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten ist daher unbedingt notwendig. Transdisziplinäre Forschungsansätze, die diese Interaktion untersuchen, fehlten jedoch bislang völlig, nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Die Universität Ulm hat in den letzten Jahren ihre exzellente Stellung in der physischen und psychischen Traumaforschung ausgebaut und deckt breite und wichtige Bereiche von der Prävention über die Erforschung der Schädigungsmechanismen durch Traumata, die Versorgung und Behandlung bis hin zur Rehabilitation von Traumaopfern ab.

Um die transdisziplinäre Traumaforschung am Standort Ulm weiter zu stärken, wurde im Dezember 2015 das Zentrum für Traumaforschung (ZTF) gegründet. Damit ist ein deutschlandweit und international einzigartiges transdisziplinäres virtuelles Forschungszentrum entstanden, das physische und psychische Traumaforschung strukturell zusammenführt. Übergeordnetes Ziel des ZTF als Dachorganisation ist es, Interaktionen zwischen der physischen und psychischen Traumaforschung voranzutreiben und transdisziplinäre Forschungsansätze in der fächerübergreifenden Zusammenarbeit zu fördern.

Der Erfolg dieser Zusammenarbeit zeigt sich nicht zuletzt in der Einwerbung des Forschungsbaus "Multidimensionale Trauma-Wissenschaften", welcher ab 2024 auf ca. 5000m2 passgenau zugeschnittene Forschungsflächen für die Ulmer Traumaforschung bieten wird.

Gründung des Zentrums

18. Januar 2016, Ulm: Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer überreicht einen Scheck zur Förderung des neugegründeten Ulmer Zentrums für Traumforschung (links: Präsident Prof. Dr. Michael Weber, rechts: Dekan der medizinischen Fakultät Prof. Dr. Thomas Wirth).