Eine Million Euro für bessere Mediziner-Ausbildung

Universität Ulm

Bald Premiere im Theatrum Anatomicum

Personal, Lehrmittel, verbesserte Betreuung und neue Trainingsprogramme - die Medizinische Fakultät der Universität Ulm investiert massiv in die Ausbildung ihres akademischen Nachwuchses. Auf rund eine Million Euro beziffert Studiendekan Professor Jörg Fegert die Kosten eines ersten Maßnahmen-Pakets. Die seit April des Jahres vereinnahmten Studiengebühren machen es möglich. Auch die Fachschaft lobt die die intensive Zusammenarbeit mit dem Dekanat. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir damit die Qualität unserer Ausbildung deutlich verbessern werden“, sagt Professor Fegert. Die Resonanz bei den Studenten jedenfalls sei positiv, freut sich Dr. Katrin Thumser-Dauth, Referentin für Curriculumentwicklung und Lehrinnovation.
Ein großes Plus aus ihrer Sicht: Einerseits seien die jetzt eingeleiteten Verbesserungen bereits voll auf den zum laufenden Wintersemester reformierten Klinischen Studienabschnitt abgestimmt, andererseits profitierten aber von den einzelnen Maßnahmen künftig alle Medizinstudenten von den Erstsemestern bis zu den Abschlussprüflingen. An angelsächsischen Vorbildern orientieren sich ein Mentoren- sowie ein Repetitorienprogramm der Fakultät. Beide werden derzeit vorbereitet und sollen zum nächsten Sommersemester realisiert werden. Vorgesehen sei damit eine individuelle Betreuung des Mediziner-Nachwuchses während des gesamten Studiums, Unterstützung durch ein gutes soziales Netzwerk und ein intensiverer Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden. Zudem sollen in diesem Rahmen wichtige Schlüsselkompetenzen vermittelt werden, Lernstrategien etwa oder Präsentations- und Moderationstechniken.
Bereits in Betrieb ist demgegenüber das erste von drei geplanten so genannten „Skills Labs“, Fertigkeits-Labore also zum für Student(in) und „Patient(in)“ gefahrlosen Erwerb manuell-praktischer Fertigkeiten. Chirurgisches Näh-Training zum Beispiel ist an den Übungsmodellen ebenso möglich wie ein schmerzloser Schnitt durch verschiedene Fettschichten. Der glatzköpfige Kunststoff-Patient verzeiht hier Ausrutscher so gleichmütig wie bei im richtigen Leben ungleich heikleren Lungen-Punktionen. Und der besondere Clou: Je nach Bestückung gibt der geduldige Übungspartner auch diverse Geräusche von sich, charakteristische für die einzelnen Krankheitsbilder nämlich für akustische Diagnose-Übungen.
Im Skills Lab für den chirurgischen Bereich am Safranberg wird bereits intensiv geübt. Am Michelsberg können bald praktische Fertigkeiten in der Gynäkologie, Augenheilkunde, Urologie oder Hals-Nasen-Ohrenheilkunde geübt werden. Und ein drittes Übungslabor schließlich ist für die Innere Medizin am Oberen Eselsberg vorgesehen. Insgesamt rund 50 000 Euro will die Fakultät dafür investieren.
Vom Modell zum Menschen. Zum toten in diesem Fall. Im Präpariersaal der Anatomie entsteht derzeit ein „Theatrum Anatomicum“, ein technisch speziell ausgestatteter Lehr-OP zur Vorbereitung auf den in der Medizinerausbildung obligatorischen Präparierkurs. „Eine in dieser Form in Deutschland einmalige Einrichtung“, betont Dr. Katrin Thumser-Dauth, basierend auf einer Idee von Anatomie-Professor Tobias Böckers und nach Lage der Dinge schon im Januar nutzbar.
Neuland betreten will die Fakultät indes auch bei der Ausbildung am lebenden Menschen. Kommunikative Fähigkeiten einüben etwa sollen die Studenten künftig mit Hilfe von Schauspielern. „Vorwiegend echten“, erläutert Thumser-Dauth, „mit der Rekrutierung haben wir schon begonnen“. Ihre Aufgabe: Spezielle standardisierte Situationen zu simulieren, als Trainingspartner mithin in Sachen Gesprächstechniken.
Das Medizinstudium in Ulm ergänzen und verbessern sollen überdies diverse neue Lehrveranstaltungen, um die Studierenden gemäß dem Ulmer Ausbildungsprofil Humanmedizin optimal auf das Berufsleben vorzubereiten. „Ärztliche Gesprächsführung und Sozialkompetenz“ etwa beim Umgang mit Patienten, Kollegen und dem Pflegepersonal, Rollenspiele inklusive. Ein verantwortungsbewusstes und respektvolles Arzt-Patienten-Verhältnis vermitteln soll ein weiteres Lehrmodul unter der Bezeichnung „Der gute Arzt“. Nicht zu vergessen die Veranstaltung „Evidenzbasierte Medizin“ mit dem Lernziel, Forschungsliteratur auf ihre Validität und Evidenz kritisch zu überprüfen und die Ergebnisse in die ärztliche Tätigkeit zu integrieren.
Vorbehaltlos begrüßt hat die Fachschaft Medizin ihrem Sprecher Marc Grathwohl zufolge bereits die jetzt auf 22 Uhr verlängerten Öffnungszeiten der Anatomischen Lehrsammlung. Früher machte diese bereits um 16 Uhr dicht.
Doch auch die Fachschaft selbst trägt ihren Teil zu einem besseren Service bei. Sie bietet künftig für Nachwuchs-Mediziner kostengünstige Erste-Hilfe-Kurse an, Pflicht bekanntlich im ersten Studienabschnitt und bislang nur extern zu absolvieren. Die Schulungskosten für die Ausbilder wiederum übernimmt die Fakultät, finanziert ebenfalls aus den Studiengebühren und in diesem Fall mit besonders lebhafter Zustimmung der Zahlungspflichtigen versteht sich.

Weitere Informationen:

  • Öffnet ein Fenster zum Versenden einer E-MailDr. Katrin Thumser-Dauth
  • Referentin für Curriculumentwicklung und Lehrinnovation
  • Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm
  • Telefon: +49 (0)731/500-61648