3 Anatomie der Achse
3.1 Der Primäre Bau
Die Gewebe, die durch unmittelbare Tätigkeit des Sprossscheitelmeristems entstehen, bilden die sog. Primäre Achse. Nach Sachs (1870) kann man anatomisch grundsätzlich folgende Gewebesysteme unterscheiden: das Abschluss‑ oder Hautgewebe, das Leitgewebe und das Grundgewebe. Sie sind in einem Querschnitt durch eine junge Achse deutlich sichtbar.
Topographisch kann man auf einem Querschnitt unterschieden: Epidermis, Rinde (= Grundgewebe außerhalb des Leitbündelringes), Markstrahlen (= Grundgewebe zwischen den Leitbündeln), Mark (= Grundgewebe zwischen den Leitbündeln) und die Leitbündel.
□ Ranunculus repens; Ausläufer quer, primäre Achse
Die drei Gewebesysteme werden in den Bildungsgeweben oder Meristemen gebildet. An dieser Stelle sei deshalb eine allgemeine Charakterisierung und Terminologie der Bildungsgewebe (Meristeme) des gesamten Pflanzenkörpers eingefügt.
3.1.1 Bildungsgewebe (= Meristeme)
(a) Einteilung der Bildungsgewebe
- nach Produkten
Diese Einteilung in Primäre und Sekundäre Meristeme wird in der Literatur unterschiedlich gehandhabt. Am einfachsten benutzt man die Begriffe zur Einteilung nach dem, was aus den jeweiligen Meristemen hervorgeht. Primäre Meristeme (= etwa Ur‑ oder Promeristem) sind danach diejenigen Meristeme, die den primären Pflanzenkörper aufbauen. Eine häufig benutzte, aber etwas unsaubere Definition wäre auch die folgende: Meristeme, die sich direkt von den Meristemen des Embryos herleiten lassen.
□ Biophytum dendroides; Emryoentwicklung [Strasburger: 98]
Zu den primären Meristemen gehören die Apikalmeristeme von Achse, Blatt und Wurzel und die Restmeristeme. Restmeristeme sind solche Meristeme, die in kontinuierlichem Zusammenhang mit den Apikalmeristemen stehen und noch in älteren Pflanzenteilen tätig sind. Dies ist der Fall bei den sog. interkalaren Meristemen z.B. an den Stengelknoten der Gräser oder im Karpophor der Erdnuss. Ebenso wird das faszikuläre Kambium zu den Restmeristemen gezählt. Manchmal wird auch das gesamte Prokambium als Restmeristem bezeichnet.
Sekundäre Meristeme oder Folgemeristeme bauen demgegenüber den sekundären Pflanzenkörper auf. Es gehören hierzu das interfaszikuläre Kambium und das Korkkambium bzw. die Korkkambien.
Nicht ganz in dieses Schema passen die sog. Meristemoide. Hiermit werden solche Zellen bezeichnet, die weitab vom Scheitel "wieder meristematisch werden". Die Bezeichnung wird oft verwendet für die Spaltöffnungsmutterzellen oder für Zellen, die Trichome bilden.
- nach der Topographie
Topographisch unterscheiden wir Apikalmeristeme und laterale Meristeme. Zu den Apikalmeristemen gehören die Scheitelmeristeme von Achse und Wurzel und das Blattrandmeristem des Blattes. Sie befinden sich terminal an den genannten Organen und ermöglichen das Spitzenwachstum bzw. beim Blatt das Randwachstum. Zu den Lateralmeristemen gehören alle sog. Kambien der Achse und der Wurzel, also das Kambium, welches das sekundäre Dickenwachstum bewirkt und alle Korkkambien. Die Kambien haben in der Achse und der Wurzel eine zylindrische Form.
(b) Zytologische Charakterisierung
Die sog. "typische" meristematische Zelle bezeichnet man auch als "eumeristematisch" (Kaplan 1937) oder als "urmeristematisch". In histologischen Schnitten wird sie meist dunkler als die umliegenden Zellen angefärbt.
□ Lepidium sativum; meristematische Zelle aus der Wurzelspitze [Gunning & Steer 1980: Taf. 2]
Die Zellen sind charakterisiert durch:
· wenig ER
· wenigstrukturierte Mitochondrien
· großen Zellkern
· dünne Zellwand
· hohe Peroxidaseaktivität
· Proplastiden
· Fehlen ergastischer Einschlüsse
Ausnahmen gibt es aber auch hier. So können z.B. Korkkambien Chloroplasten, Strahlinitialen Stärke und Gerbstoffe, und Embryonen ebenfalls Stärke enthalten.
(c) Der Scheitel der Pteridophyten
Die Pteridophyten besitzen am Sprossscheitel eine Scheitelzelle oder mehrere Apikalinitialen ("Scheitelzellgruppe").
Dreischneidige Scheitelzellen sind in ihrer Form meist pyramidal, sie kommen vor bei Equisetatae, Lycopodiatae p.p., Psilotatae, den meisten leptosporangiaten Filicatae und den eusporangiaten Filicatae p.p.
Zweischneidige Scheitelzellen sind lenticulat, sie kommen vor bei Wasserfarnen und beim Adlerfarn (Pteridium aquilinum).
Scheitel mit Apikalinitialen kommen vor bei Lycopodiatae p.p. (Selaginella mit 2‑5 Initialen), eusporangiaten Filicatae p.p. und leptosporangiaten Filicatae p.p..
(Tafelzeichnung) 1 bis 5-schneidige Scheitelzellen
□ pyramidale und lenticulare Scheitelzellen [Esau, K. 1969: 21]
□ Scheitel der Pteridophyten [Fahn, A. 1974: 27]
□ Asplenium bulbiferum; Scheitel [Foster, A.S., Gifford, E.M. 1974: 13‑2]
□ Adianthum cuneatum; Scheitel [Hagemann, W. 1964: 2]
(d) Der Scheitel der Samenpflanzen
Zonierung nach Hagemann (1971)
Nach Hagemann (1971) kann man in Sprossscheiteln folgende Zonierung bzw. Meristemanordnung beobachten. Den distalen Bereich des Scheitels nimmt die Initialzone ein. Sie zeigt wenig Teilungsaktivität und entspricht dem schon genannten Ruhezentrum. An den Stellen, an denen gerade ein neues Blatt am Scheitel ausgegliedert wird, ist an den Flanken der Initialzone ein Bereich erhöhter Teilungsaktivität, das Flankenmeristem zu erkennen. Der Bereich um die Initialzone, in welchem dieses Flankenmeristem und damit die Ausgliederung eines Blattes auftreten kann, bezeichnet man deshalb auch als die Zone der Primären Morphogenese. An den Bereich des Flankenmeristems schließen sich nun basal diejenigen Meristeme an, nämlich das Markmeristem, das Rindenmeristem und das Prokambium, aus welchem sich größtenteils das Leitgewebe differenziert. Hinzu kommt noch die äußerste Meristemschicht der Pflanze, das Dermatogen, welches die Epidermis bildet. Die genannten vier Meristeme bilden zusammen die gewebebildende oder histogenetischen Zone. Das Rindenmeristem und besonders das Markmeristem zeigen deutlich die Bildung von longitudinalen Zellreihen, sind also ein Beispiel für ein sog. "Rippenmeristem".
Initialzone und die Zone der Primären Morphogenese bezeichnet man zusammen auch als Vegetationspunkt, alle drei genannten Zonen als Vegetationskegel oder Sprossscheitelmeristem.
In der histogenetischen Zone haben wir also die Meristemgewebe vorliegen, welche die eingangs erwähnten Gewebesysteme des Primären Pflanzenkörpers hervorbringen, nämlich das Hautgewebe, das Leitgewebe und das Grundgewebe.
(Tafelzeichnung) Sprossscheitelorganisation nach Hagemann (1971)
□ Liriodendron tulipifera (Tulpenbaum, Magnoliaceae); Habitus
□ Liriodendron tulipifera; Scheitelorganisation [Hagemann, W. 1960: 5 und 6b]
Das Schema von Hagemann (1971) entspricht etwa dem von Buvat (1952) mit den folgenden Bezeichnungen: das méristème d'attente, welches sozusagen auf die reproduktive Phase "wartet" und wenig Zellteilungsaktivität zeigt, der anneau initiale, der das Blatt, das Prokambium und die Rinde bildet und das méristème médullaire, welches das Mark bildet.
Das méristème d'attente wurde später von Clowes (1961) an Hand von Untersuchungen an Wurzelscheiteln als "Ruhezentrum" (quiescent centre) bezeichnet.
Tunika‑Korpus‑Theorie (SCHMIDT 1924)
Die Tunika-Korpus-Theorie wurde an Angiospermenscheiteln entwickelt. Hiernach umgibt eine Tunika-Schicht mit ausschließlich Antiklinalteilungen eine weiter innen liegende Korpus-Schicht, die sich in unterschiedlichen Ebenen teilt. Jede Tunika-Schicht und der darunterliegende Korpus haben ihre eigenen Initialen. Die Theorie macht keine Aussage über die Beziehung der Zellschichten und den späteren Geweben.
Die Mehrzahl der Samenpflanzen mit einer Tunika‑Korpus‑Schichtung im Scheitel besitzen 2 Tunika‑Schichten. Die Variationsbreite reicht von 1 (Opuntia) bis 5 Tunika‑Schichten. Bei Gymnospermen fehlt eine Schichtung bei Torreya (Taxaceae). Ebenso fehlt sie bei Saccharum (Poaceae).
(Tafelzeichnung) Tunika/Korpus-Organisation des Scheitels
□ Salix sp., Opuntia sp, Torreya sp.; Scheitelmeristeme [Esau, K. 1969: Taf. 16]
Bildung von Seitensprossen
Die Bildung von Seitensprossen erfolgt in unterschiedlicher Entfernung vom Scheitel durch eine Kombination antiklinaler Teilungen in einer oder mehrerer Oberflächenschichten und mehr oder weniger deutlich periklinal gerichteter Teilungen in darunterliegenden Schichten. Durch die Periklinalteilungen entsteht manchmal eine geordnete, konkav gekrümmte Schicht flacher Zellen, die sog. Muschelzone ("shell zone", Cloves 1961).
□ Agropyron repens; Seitenknospentwicklung [Esau, K. 1969: 28]
□ Alternanthera philoxeroides, Hydrocharis morsus‑ranae, Seitensprossbildung [Cutter, E.G. 1971: 3.8]
Größe, Form‑ und Formwechsel
Die Größe der Scheitel ist bei den verschiedenen Arten und Pflanzengruppen sehr verschieden. Misst man den Durchmesser der Scheitel an der Stelle der jüngsten Blattanlage, ergeben sich folgende Werte:
Mais 130 μm
Fichte 280 μm
Phoenix 500 μm
Dryopteris 1000 μm
Cycas revoluta 2000 ‑ 2300 μm
Die Form der Scheitel ist ebenfalls recht unterschiedlich. Sie reicht von spitzkegelig (z.B. bei der Wasserpest Elodea canadensis) bis flach (z.B. bei Drimys winteri). Bei den sog. eingesenkten Scheiteln kann aber der eigentliche Vegetationspunkt ebenfalls kegelförmig sein (z.B. bei der Palme Washingtonia). Man findet sie ebenso bei den sukkulenten Euphorbiaceae oder Cactaceae, aber auch bei vielen Rosettenpflanzen wie etwa dem Wegerich (Plantago).
□ Polemonium caeruleum (Himmelsleiter, Polemoniaceae); Scheitel im REM
□ Sprossscheitel von Hippuris, Zea, Nuphar lutea und Perilla nankinensis [Cutter, E.G. 1971:3.4]
□ Drimys sp. und Washingtonia; Scheitel längs [Esau, K. 1969: Taf. 18]
□ Echinocactus grusonii; Habitus
□ Plantago lanceolata; Habitus
Der Vegetationsscheitel besitzt allerdings nicht während der gesamten Entwicklung einer Pflanze dieselbe Form. Bei vielen Pflanzen der gemäßigten Breiten unterliegt sie einer jahreszeitlichen Schwankung. Während des starken Wachstums im Frühjahr ist der Scheitel von der Tanne (Abies) hoch aufgewölbt und von geringem Durchmesser. In der winterlichen Ruhephase ist der Scheitel flacher und zeigt insgesamt eine undeutlichere Meristemzonierung.
Besonders bei kleinen Scheiteln kommt es auch während der Blattausgliederung zu einem starken Formwechsel. Solche sog. "pendelnden Scheitel" hat z.B. Peperomia glabella (s. Hagemann 1960). Bei dieser Pflanze ist der Scheitel nur schwach gewölbt. Nach einer Blattausgliederung, die hier sehr nahe am Scheitel erfolgt, wird er vollkommen abgeflacht und schräg auf die jeweilige Blattbasis "verlagert".
(e) Interkalare Meristeme
Interkalare Meristeme sind Restmeristeme, die dem Spross auch in Scheitelferne noch ein Längenwachstum ermöglichen. Sie liegen zwischen Zonen stärkerer Ausdifferenzierung. Da sie sozusagen mechanisch instabile Zonen darstellen, befinden sie sich meist direkt oberhalb der Knoten, geschützt und gestützt von den Blättern. Histologisch erkennbar sind die Meristeme durch die Anordnung der Zellen in Längsreihen.
Besonders bekannt sind die interkalaren Meristeme an den Knoten der Gräser und in vielen Frucht- oder Blütenstielen.
□ Secale cereale (Roggen, Poaceae); Interkalare Meristeme [Esau 1969: 19]
In einigen Fällen können sie von beträchtlichem Ausmaß sein, wie etwa in den Blütenstielen von der Teichrose (Nuphar advena).
□ Nuphar advena (Teichrose); interkalares Meristem im Blütenstiel [Cutter, E.G. 1971: 3.10]
In den Fruchtstielen (Karpophoren) der Erdnuss (Arachis hypogaea) erreicht das Meristem eine Ausdehnung von ca. 5 mm. Da es dazu dient, die Frucht in das Erdreich zu schieben, befindet es sich, wie bei vielen anderen Arten, dicht unterhalb der Blüte bzw. Frucht.
□ Arachis hypogaea (Erdnuss); Verteilung der Wachstumszonen im Halm [Esau 1969: 19]
(f) Primäres Dickenwachstum
Wir bezeichnen diejenigen Wachstumsvorgänge, welche den primären Pflanzenkörper in seiner endgültigen Dicke entstehen lassen als primäres Dickenwachstum.
□ (Tafelzeichnung) primäres Dickenwachstum medullärer und corticaler Form
parenchymatische Form
In der sog. parenchymatischen Form kommt es vor bei Dikotyledonen und Gymnospermen. Es handelt sich um eine Zellvermehrung in den Grundgeweben (also in Mark oder Rinde) in Scheitelnähe, aber auch in Scheitelferne, was dann allerdings von vielen Autoren schon als Sekundäres Dickenwachstum bezeichnet wird.
Es umfasst im Allgemeinen sowohl das Mark als auch die Rinde. Einige Pflanzen verdanken ihre besonders starke Verdickung der besonders starken Zellvermehrung nur eines Bereiches, also entweder des Markes (medulläres parenchymatisches Dickenwachstum; z.B. beim Kohlrabi) oder der Rinde (corticales parenchymatisches Dickenwachstum; z.B. bei sukkulenten Kakteen).
kambiale Form
Viele Monokotyledonen (z.B. Yucca, Zea mays) zeigen direkt im Scheitelbereich ein starkes Primäres Dickenwachstum, welches Merkmale einer Kambiumtätigkeit zeigt. Man bezeichnet dieses Meristem als sog. "PTM" (primary thickening meristem).
□ Zea mays; Entstehung des PTM [Esau, K. 1969: Taf. 58]
□ (Tafelzeichnung) Dickenwachstum bei Monokotyledonen
□ Primäres Dickenwachstum bei Monokotylen [Esau, K. 1969: 114]
□ Yucca filamentosa (Yucca, Yuccaceae); Habitus [HB Düsseldorf]
□ Yucca whipplei; PTM [Diggle, P.K., DeMason, D.A. 1983: 1‑6]
□ Yucca whipplei; PTM [Diggle, P.K., DeMason, D.A. 1983: 11‑14]
Die in allen Fällen während der Ontogenie erfolgende Änderung der Dicke des primären Pflanzenkörpers bezeichnet man als Erstarkungswachstum. Es führt dabei zu einer umgekehrt kegelförmigen Gestalt der Achse. Bei der Bildung des Blühsprosses kann der Achsendurchmesser wieder abnehmen. Man spricht dann auch von einer sog. "negativen Erstarkung".
□ Zea mays; Erstarkung
□ Howeia forsteriana, Sprossbasis
Vor allem bei Dikotylen kann die so entstehende Form der Achse später in unterschiedlichem Maße durch Sekundäres Dickenwachstum maskiert werden.
(Tafelzeichnung) Erstarkung und Maskierung der primären Achse durch SDW bei Dikotyledonen
(g) Primäres Längenwachstum
Die internodiale Streckung erfolgt ‑ wie auch schon beim Primären Dickenwachstum erwähnt ‑ in unterschiedlichem Verhältnis von Zellteilung und Zellstreckung. Sind es vor allem Zellteilungen, so kann man von einem interkalaren Meristem (s.o.) sprechen.
Das Wachstum erfolgt allermeist symplastisch (Priestley1930). Hierbei bleiben die Wände zweier benachbarter Zellen während ihrer Entwicklung in stetem Kontakt, ungeachtet davon, ob sich die beide Zellen weiter teilen oder ob sich nur Teile der Zellwand strecken. Beim intrusiven Wachstum (Sinnott und Bloch 1939) oder Interpositionswachstum (Schoch-Bodmer 1945) werden demgegenüber die Wände zweier Zellen voneinander gelöst. Die wachsende Zelle, etwa eine Faser, dringt in den entstandenen Raum ein. Dabei kommt es nicht wie früher angenommen zu einem gleitenden Wachstum der gesamten Zellwand, sondern die sich streckende Zelle wächst lediglich an ihren Spitzen in den Interzellularraum ein. Hierbei werden neue Plasmodesmata (und Tüpfel) zu den Nachbarzellen gebildet. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind baumförmige Liliaceae, deren sekundäre Tracheiden 15 ‑ 40-mal länger sind als ihre jeweiligen Initialen.
3.1.2 Die Epidermis
Durch die beschriebenen Meristemtätigkeiten und primären Wachstumsvorgänge entsteht der primäre Achsenkörper, der aus den drei Grundgewebesystemen, nämlich dem Abschlussgewebe, dem Grundgewebe und dem Leitgewebe aufgebaut ist.
□ Cucurbita sp; Spross quer
Morphologisch ‑ topographisch definiert ist die Epidermis (Name: epi = auf, derma = Haut) die äußerste Zellschicht aller Teile des primären Pflanzenkörpers. Sie fehlt nur an der Wurzelhaube und wird bei der Wurzel allerdings meist als Rhizodermis bezeichnet wird.
Ontogenetisch leitet sich die Epidermis aus dem Dermatogen ab. Dieses bezeichnet als morphologisch ‑ topographischer Begriff die äußerste Zellschicht des Vegetationspunktes.
Ihre Funktionen sind der Transpirationsschutz, der mechanische Schutz und der Gasaustausch. Als "untypische" Funktionen können hinzukommen die Photosynthese, Sekretion und Absorption; realisiert sind diese Zusatzfunktionen meist in besonders spezialisierten Zellen, den Idioblasten.
Die Epidermis besteht aus
· Epidermiszellen i.e.S.
· Stomata
· Trichome und Emergenzen
· externe sekretorische Einrichtungen
(a) Die „typische“ Epidermiszelle
Zellform
Die typischen Epidermiszellen sind im Querschnitt meist tafel‑ oder plattenförmig. Bei vielen Samenschalen können sie davon abweichend auch palisadenförmig sein.
In der Aufsicht können sie annähernd isodiametrisch aber auch gestreckt sein. Hierbei ist die Form abhängig von der Lage am Pflanzenorgan. So können sich die Zellen der Blattober‑ bzw. ‑unterseite in ihrer Form beträchtlich unterscheiden.
□ Vitis sp. u. Iris sp.; Formen der Epidermiszellen in Aufsicht [Esau, K. 1969: 41]
Länglich ist die Zellform häufig in gestreckten Organen wie Stengeln, Blattstielen, Blattrippen und bei Monokotyledonenblättern auf der gesamten Blattfläche.
Typisch für viele Laub‑ oder auch Blütenblätter ist ein gewellter oder gebuchteter Verlauf der Antiklinalwände, der sich auch auf den äußeren Bereich beschränken kann. Dies trifft oftmals besonders für die Blattunterseite zu. Oft wird umgekehrt eine Zelle mit diesem „wellig‑buchtigen“ Wandverlauf einfach als „epidermal" bezeichnet.
Die Epidermisaußenwand ist flach oder gewölbt. Bei leichter Wölbung bezeichnet man die "Auswüchse" als Mamillen oder Papillen, wenn sie noch länger sind als Haare. Die durch die Wandwölbung hervorgerufene Form der Außenwand bezeichnet man als die Primärskulptur der Epidermis.
Eine Epidermiszelle kann mehr als eine Ausstülpung oder Einsenkung haben. So besitzen die Zellen der Petalen der Cistrose (Cistus monspeliensis, Cistaceae) bis zu 10 Papillen.
□ Petrorhagia ssp.; Epidermis des Samens [Cutter, E.G. 1978: 7.10]
□ Cistus monspeliensis (Petalum) u. Loasa coronata (einzelliges Haar) [Barthlott 1981: 1‑4]
Die Epidermiszellen grenzen in der Regel lückenlos aneinander. Die Interzellularen bei einigen Blütenblättern scheinen von einer Cuticula abgedichtet zu sein.
Zellinhalt
Epidermiszellen enthalten allermeist keine Chloroplasten, wohl aber Leukoplasten; Chlorophyllreste sind aber nachweisbar. Ausnahmen bilden zahlreiche Wasserpflanzen (Ranunculus fluitans) und die Farne.
□ Ranunculus fluitans; Epidermis [Cutter, E.G. 1978: 10.8]
Zellwand und Cuticula
Die Außenwand der Epidermiszellen ist meist dicker als die Radial- oder die Innenwand. Durch dicke Sekundärwände bleibt oftmals nur ein kleines Lumen übrig (z.B. bei Pinus nigra).
□ Pinus nigra; Nadelquerschnitt
□ Beispiele unterschiedlicher Wanddicken der Epidermis (Troll, W. 1973: 228)
Die Radial‑ und Innenwände haben meist primäre Tüpfelfelder (ebenso die Außenwände). Plasmodesmen finden sich jedoch nur in Radial‑ und Innenwänden. In den Außenwänden können sich sog. "Ektodesmen" befinden, ihre plasmatische Natur ist allerdings bislang nicht bewiesen.
Die Cuticula bedeckt die gesamte Epidermis, anscheinend manchmal auch das Apikalmeristem und die Wurzelhaube. Sie steht durch die Stomata mit der inneren Cutinschicht in Verbindung.
(Tafelzeichnung) Agave americana, Cuticula (Wattendorff, J. 1980: 1)
Die gesamte cutinhaltige Auflage auf der eigentlichen Cellulosewand der Epidermiszellen bezeichnet man als Cuticularmembran (s. Wattendorff 1980). Sie gliedert sich in die eigentliche Cuticula und die darunterliegende Cuticularschicht.
Die Cuticula zeigt einen lamellaren Aufbau aus sich abwechselnden Wachs- und Cutinschichten.
Die darunterliegende Cuticularschicht besteht ebenfalls aus Cutin und Wachsen, sie enthält aber auch Polysaccharide in submikroskopischen Fibrillen, die Transportwege für Wasser und darin gelöste Stoffe darstellen. Die Verteilungsdichte dieser Fibrillen nimmt nach innen hin zu. Im Alter kann die Cuticularschicht von innen her verdickt werden. Im TEM erscheint sie homogen.
□ Plantago major; Epidermiszellwand [Cutter, E.G. 1987: 4.10]
Zwischen den cutinhaltigen Schichten (= Cuticularmembran) und der Zellwand befindet sich besonders reichlich Pektin.
Die Skulpturierung der Cuticula bildet die sog. Sekundärskulptur. Diese kann glatt oder gefaltet sein und kann insgesamt Streifen‑ oder Netzmuster bilden.
□ Viscaria vulgaris (mikropapillat), Thelocactus bicolor, Anthemis tinctoria (Falten), Aztekium ritteri (Samenschale mit Falten), Sekundärskulptur [Barthlott, W. 1981: 5‑8]
Epicuticulare Wachse
Auf die Cuticula können zusätzlich epicuticulare Wachse aufgelagert sein. Sie bilden die sog. Tertiärskulptur (Barthlott& Ehler, 1977, Amelunxen, Mergenroth & Picksack, 1977). Die Wachse können Granula, Filamente oder Schuppen bilden oder die Cuticula als geschlossene Schichten überdecken.
□ Humulus lupulus; Blattoberfläche [Cutter, E.G. 1978: 7.12]
□ Pelargonium sp. u. Pisum sp.; Wachsausscheidungen der Cuticula [Esau, K. 1969: Taf. 24]
□ Saccharum officinarum; Wachsstäbchen auf dem Blatt [Strasburger 109]
Epicuticulare Wachsschichten können eine beträchtliche Dicke erreichen, so dass die Wachse technisch genutzt werden können.
Bei Klopstockia cerifera bis 5 mm (andine Wachspalme) dicke Wachsschichten.
Copernicia cerifera (Carnaubapalme) liefert Carnaubawachs. Die Carnaubawachspalme oder Brasilian Wax Palm (Arecaceae) ist in Nordbrasilien beheimatet. Sie besitzt eine Höhe von bis zu 15m und bildet bis 2m lange Fächerblätter. Das Wachs wird besonders an jungen Blättern als Transpirationsschutz in Form feiner Schuppen ausgeschieden. Zur Gewinnung des Wachses werden in der Trockenzeit im Abstand von 2 Monaten je 6-8 Blätter abgeschnitten. Beim Trocknen lockern sich die Wachsschupppen und werden durch Klopfen und Schaben gewonnen. Pro Blatt gewinnt man so 5-8g, pro Baum und Jahr 120-160g Wachs. Eine maschinelle Entwachsung bringt einen höheren Ertrag. Das Wachs wird durch Kochen in Wasser gereinigt. Es dient zur Kerzenherstellung, zum Glätten von Papier, und wird als Beimischung für Polier- und Bohnerwachs verwendet.
Lebensdauer
Die Epidermis der Achse ist meist sehr kurzlebig; in einigen Fällen folgt sie aber der Sprossverdickung durch Dilatationswachstum, so bei Sassafras officinale (Beispiel nach Jurzitza 1987), und bei den sukkulenten Kakteen und Sukkulenten aus anderen Pflanzenfamilien.
□ Sassafras officinalis; Endodermisdilatation [Jurzitza, G. 1987: 9]
Bei Acer striatum (De Bary 1877) kann die Epidermis bis 20 Jahre lang mitwachsen, wobei der Stamm einen Durchmesser von 20 cm erreicht.
Bei vielen Früchten (z.B. dem Apfel) wächst die Epidermis ebenfalls bis zur Fruchtreife weiter.
□ Apfel (Frucht); Epidermisdilatation
□ (Beispiel) Cercidium torreyanum (Caesalpiniaceae) (Roth 1963; zit. nach Esau 1969: 110)
3.1.3 Das Grundgewebe
Die Benennung der unterschiedlichen Typen des Grundgewebes erfolgt im einzelnen nach der Funktion der Zellen, die selbstverständlich eng mit der Zellform und auch der physiologischen Differenzierung zusammenhängt.
(a) Parenchym
Ganz allgemein bezeichnet man das wenig spezialisierte Grundgewebe auch als Parenchym. Will man etwas genauer die Funktion bzw. die histologische Differenzierung des Gewebes kennzeichnen, kann man die folgenden Bezeichnungen verwenden.
Chlorenchym oder Assimilationsparenchym
Das Assimilationsparenchym oder Chlorenchym ist das "normale" Gewebe der Rinde. Die Zellen führen zahlreiche Chloroplasten und haben eine relativ dünne Zellwand sowie ausgedehnte Interzellularen.
□ Retama raetam (Fabaceae); Sprossquerschnitt [Fahn, A. 1974: 97]
Aerenchym
Besonders bei submers lebenden Pflanzenteilen (z.B. bei Hippuris vulgaris oder Nymphaea sp., aber auch in den Blättern von Juncus) kommt es zu einer Vergrößerung der Interzellularräume. Solche Gewebe mit großen luftgefüllten Lakunen werden als Aerenchym bezeichnet.
□ Clematis sp., Spross quer
□ Juncus sp.; Sternzellen im Mark
□ Hippuris vulgaris; Habitus
□ Hippuris sp.; Entstehung der Interzellularräume
□ Nymphaea x daubenyana (Seerose); Blüte
□ Nymphaea sp.; luftgefüllte Interzellularräume
Speicherparenchym
Sind die Zellen besonders stark mit Amyloplasten angefüllt, so spricht man von einem Speicherparenchym.
(b) Kollenchym
Das Kollenchym (Müller 1890) ist das Festigungsgewebe des primären Pflanzenkörpers. Es ist charakterisiert durch lebende Zellen mit ungleichen Primärwandverdickungen. Die Kollenchymzellen sind im Sprosslängsschnitt von gestreckter Form.
Typen
Beim Ecken- oder Kantenkollenchym (angular collenchyma) sind die Zellwände besonders in den Ecken der Längswände verdickt (z.B. im Spross von Coleus blumei und Cucurbita pepo).
□ Kollenchymtypen, Cucurbita pepo (a, Kantenkollenchym), Sambucus nigra (b, Plattenk.), Monstera deliciosa (c, Lückenk.), Coleus blumei (d, Kantenk.) [Jurzitza, G. 1987: 2]
Beim Plattenkollenchym (tangential collenchyma) zeigen die tangentialen Wände eine solche Primärwandverdickung (z.B. Schwarzer Hollunder, Sambucus nigra) in den periklinen Zellwänden.
Das Lückenkollenchym oder lacunare Kollenchym (meist in den deutschen Lehrbüchern nicht als eigener Typ aufgeführt) ist dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich von Verdickungen, die etwa denen des Kantenkollenchyms entsprechen, besonders große Interzellularen gebildet werden.
Das sog. annulare Kollenchym (annular collenchyma) ist durch vollkommen abgerundete Zellumina gekennzeichnet. Man könnte diesen Kollenchymtyp, der in deutschen Lehrbüchern nicht vorkommt, als einen Spezialfall des Kantenkollenchyms auffassen.
Verteilung
Das Kollenchym kann entweder nur in Einzelsträngen in der Achse verlaufen oder aber einen geschlossenen Ring bilden.
□ (Tafelzeichnung) Kollenchymverteilung (siehe Metcalf, C.R., Chalk, L. 1983: 6.1)
Hierzu einige Beispiele. Beim Fenchel (Foeniculum officinale, Apiaceae) bildet es subepidermale Stränge oberhalb der Leitbündel, beim Efeu (Hedera helix, Araliaceae) einen geschlossenen subepidermalen Ring, bei Piper carpunya (Piperaceae) einen ebenfalls geschlossenen Ring in tieferen Schichten der Rinde, bei Medicago sativa (Luzerne, Lamiaceae) subepidermale Stränge oberhalb der Leitbündel und zusätzlich "Kappen" auf den Leitbündeln und bei Podostemonaceae die Leitbündel umgebende, geschlossenen Scheiden.
□ Salvia pratensis; Achsenquerschnitt mit Kollenchym in den Stengel"kanten"
(c) Sklerenchym
Das Sklerenchym ist ein Gewebe aus in ausdifferenziertem Zustand toten Zellen, die mehr oder minder gestreckt sind. Sie bilden eine Sekundärwand aus, die teilweise verholzt sein kann. Im Gegensatz zu den plastisch verformbaren Zellen des Kollenchyms sind die Zellwände des Sklerenchyms elastisch.
Die Ausnahmen von dieser Charakterisierung sind folgende: im Holz kommen lebende Fasern vor, und Parenchymzellen kann nachträglich verholzen (sklerifizieren).
Zum Sklerenchym zählt man Zellen recht unterschiedlicher Form, nämlich Fasern, Fasersklereiden und Sklereiden.
Fasern
□ Wachstum und Differenzierung primärer Phloemfasern [Esau, K. 1969: 62]
Fasern sind langgestreckte, sog. prosenchymatische Zellen. Die Fasern der Primären Achse wachsen zunächst symplastisch und danach intrusiv in die Länge. Sie erreichen dadurch eine größere Länge als die sekundären Fasern derselben Pflanze, da diese in Regionen entstehen, die nicht mehr dem Streckungswachstum unterliegen. Diese Fasern verlängern sich nach ihrer Entstehung aus den Fusiforminitialen nur noch durch intrusives Wachstum (Beispiel: Hanf, Cannabis sativa; Länge der primären Fasern 13 mm, der sekundären 2mm).
Noch während des intrusiven Wachstums der Spitzen beginnt im mittleren Teil der Fasern die Bildung von Sekundärwandlamellen, deren Bildung spitzenwärts fortschreitet. Hierbei erreichen nicht alle Lamellen die Zellspitze. Häufig ist eine typische Dreiteilung der Sekundärwand (S1 ‑ S3).
□ Sekundärwand von Steinzellen und Fasern [Esau, K. 1969: 10]
Allgemein kann man Fasern nach ihrer Lage einteilen in
· Xylemfasern
· Extraxyläre Fasern
o primäre Rindenfasern
o Perivascularfasern
o Phloemfasern
In der primären Achse befindet sich oft ein mehr oder weniger geschlossener Zylinder aus extraxylären Fasern, der allerdings in seinem Entstehungsort verschieden sein kann. Die Typen der extraxylären Fasern gehen dabei kontinuierlich ineinander über, eine klare Abgrenzung ist daher eigentlich nicht möglich. Dies mag an folgenden Beispielen deutlich werden:
1.) hypodermal
Bei einigen Pflanzen, so nach Thielke (1957) bei Carex sp., entsteht durch Periklinalteilung der Epidermiszellen eine hypodermale Sklerenchymschicht.
2.) Sklerenchymzylinder unterhalb der Epidermis in der Primären Rinde
Bei Monokotyledonen entsteht oft direkt unter der Epidermis ein geschlossener, im Querschnitt längsgerippter Sklerenchymzyinder. Teilweise besteht dieser Zylinder aus einzelnen Fasergruppen, welche durch sklerifizierte Rindenzellen (= Steinzellen, s.u.) miteinander verbunden sind.
□ Triticum sp., Sklerenchym
3.) als geschlossener Ring außerhalb des Phloems, aber noch innerhalb einer Stärkescheide:
Bei Aristolochia entsteht der geschlossene Sklerenchymring in der Primären Rinde, deutlich außerhalb des Phloems aber noch innerhalb einer Stärkescheide. Diese Fasern werden deshalb auch manchmal als Perizykelfasern bezeichnet.
□ Aristolochia sp., sekundäre Achse
4.) Phloem und Fasern aus dem gleichen Meristem
Bei Pelargonium entsteht der Sklerenchymring noch weiter im Zentrum der Achse. Phloem und Fasern gehen hier aus dem gleichen Meristem hervor, weshalb hier eigentlich nicht angegeben werden kann, ob es sich hier um Rindenfasern oder um Phloemfasern handelt. Diese Unterscheidung ist damit wenigstens für diesen Fall unsinnig.
□ Pelargonium sp.; Fasern der Primären Achse
5.)"Primäre Phloemfasern"
Auch beim Flachs (Linum usitatissimum, Linaceae) kann man nicht exakt angeben, ob die Fasern ontogenetisch zur Rinde oder zum Phloem gehören.
□ Linum usitatissimum (Flachs); primäre Phloemfasern (9 ‑ 70 mm lang) [Esau, K. 1969: 61]
□ Linum usitatissimum; Entwicklung der Primären Phloemfasern [Esau, K. 1969: 60]
Als weitere Beispiele für Pflanzen, deren Fasern der Primären Achse wirtschaftlich genutzt werden seien
· die Ramiepflanze (Boehmeria nivea, Urticaceae),
· der Dekkanhanf-Pflanze (Hibiscus cannabinus, Malvaceae) und
· die Jute (Corchorus capsularis, Tiliaceae) genannt.
Der technische Begriff der Faser bezeichnet hier einen ganzen Faserstrang. Die technischen Fasern können (z.B. bei der Jute) eine Länge von bis zu 3 m erreichen. In allen Fällen handelt es sich dabei mehr oder weniger um "Phloemfasern". Die Länge der einzelnen Faserzellen reicht von ca. 5 - 55 mm beim Hanf bis zu 50 - 250 mm bei Boehmeria.
□ Boehmeria nivea (Ramie, Urticaceae); Habitus, Fasern 5 ‑ 55 mm lang
□ Hibiscus cannabinus (Rosselahanf, Malvaceae); Habitus
□ Hibiscus cannabinus (Rosselahanf, Malvaceae); Blüte
□ Hibiscus sabdariffa (Dekkanhanf od. Kenaf, Malvaceae); Habitus [Brücher, H. 1977: III.9]
□ Hibiscus sabdariffa (Dekkanhanf od. Kenaf, Malvaceae); Hibisci flos [Droge 44]
□ Corchorus olitorius (Langkapsel-Jute, Tiliaceae); Habitus
□ Corchorus capsularis (Rundkapsel-Jute, Tiliaceae); Habitus, Fasern 50 ‑ 250 mm lang
Die Fasern der genannten Pflanzen werden durch eine sog. Rotte oder Röste gewonnen. Bei der Wasserröste, die beim Lein, dem Flachs und bei der Jute angewandt wird, werden die geernteten Pflanzen für mehrere Tage in Wasser eingelegt. Bei diesem Vorgang werden die Mittellamellen durch pektinzehrende Bakterien und Pilze zerstört und der Zellverband dadurch aufgelöst. Die Rotte wird abgebrochen, bevor die Zellen der Faserbündel voneinander getrennt werden. Bei der Nessel (Urtica dioica, Urticaceae) kann der Zellverband nur durch Kochen in Laugen zerstört werden. Man nennt diesen Vorgang chemische Röste.
□ Corchorus sp. (Jute, Tiliaceae); Wasserröste
Fasersklereiden
Als Fasersklereiden werden solche Sklerenchymzellen bezeichnet, die sich weder genau als Fasern oder genau als Sklereiden bezeichnen lassen. Es handelt sich also um einen "Übergangsbegriff".
Sklereiden
Sklereiden schließlich sind kürzere sklerifizierte Zellen. Die Definition, nach der Sklereiden durch eine sekundäre Verdickung bzw. Verholzung zunächst parenchymatischer Zellen entstehen, erwies sich als nicht haltbar (s. Esau 1969 p. 160. Die Sklereiden werden benannt nach Form, Größe und Wandbeschaffenheit.
Im primären Spross finden sich fast nur die sog. Brachysklereiden oder Steinzellen. Bei Aristolochia sipho (Aristolochiaceae) werden die Lücken im beim Dilatationswachstum zerrissenen Sklerenchym von Parenchym aufgefüllt, welches später verholzen kann.
□ Aristolochia sipho; sekundärer Spross quer; sklerifizierte Parenchymzellen
Auf die restlichen Typen der Sklereiden wird bei der Behandlung des Blattes und/oder der Früchte einzugehen sein.
3.1.4 Interne Sekretionseinrichtungen
Sekretion im strengeren Sinne ist die Abscheidung von Stoffen, die an der Pflanzenoberfläche irgendeine physiologische Funktion ausüben (z.B. Enzyme oder Nektar). Exkretion dagegen ist die Abscheidung von Stoffwechselabfallprodukten. Beide werden entweder in den Interzellularraum oder aber in Zellkompartimente abgegeben. Da Exkretion und Sekretion aber nicht scharf zu trennen sind, sei hier Sekretion als übergeordneter Begriff verwendet (s. Esau 1969: 226).
Intrazelluläre Exkretabscheidung: Die Produkte liegen direkt im Zytoplasma oder in Organellen. Beispiel: Kautschukpartikel in Milchröhren.
Intrazelluläre Exkretausscheidung: Die Produkte verlassen den Protoplasten, nicht aber die Zelle. Beispiel: Ausscheidung von ätherischen Ölen bei Araceae, Zingiberaceae, Piperaceae u.a. in extraplasmatische Taschen, den sog. Ölbeuteln. Ebenso gehört hierzu der Transport von Ausscheidungsprodukten in die Vakuole.
Granulocrine Ausscheidung: Die Sekrete werden nach der Bildung in Zytoplasma oder Organellen in Vesikeln transportiert, die vom ER, dem Dictyosom oder dem Vacuom gebildet werden. Sie wandern dann von Membranen umhüllt an die Zelloberfläche und werden durch Extrusion freigesetzt. Beispiel: viele Stoffe werden so sezerniert.
Eccrine Ausscheidung: Die Substanz wird direkt durch die Plasmalemma nach außen abgegeben. Beispiel: ein Teil der Zellwandsubstanzen, Nektar p.p., Wasser bei der Guttation.
Holocrine Ausscheidung: Die Substanzen werden durch Auflösung ganzer Zellen (= lysigen) frei. Beispiel: lysigene Exkreträume der Citrus-Arten.
Tab.1: Zellulären Mechanismen der Sekretion (nach Ziegler in Strasburger 1983: 370)
(a) Sekreträume
Sekreträume sind schizogen, lysigen oder schizolysigen entstehende Interzellularräume, die mit Sekreten angefüllt sind.
Schizogen entstehen sie durch Auseinanderweichen der Zellwände an der Mittellamelle, wie bei der Entstehung der Interzellularen. So besteht auch ein kontinuierlicher Übergang von normalen Interzellularen bis hin zu den Sekreträumen. Bei Lysimachia, Myrsine, Ardisia wird harziges Material in normale Interzellularen entlassen.
Rundliche Sekreträume findet man z.B. bei den Myrtaceae (Eucalyptus), den Burseraceae (Boswellia sacra, Weihrauch), Fabaceae, Rutaceae, Myoporaceae und Hypericaceae.
□ Eucalyptus ssp.; Entstehung von Öldrüsen [Cutter, E.G. 1978: 11.15]
□ Myrthus communis; Sekreträume im Blatt
Langgestreckte Sekreträume haben z.B. die Anacardiaceae, Araliaceae, Asteraceae, Apiaceae. Harzgefüllte Sekreträume wie die der Koniferen werden als Harzkanäle bezeichnet.
□ Pinus resinosa u. Citrus sp.; Harzkanal und Sekretraum [Cutter, E.G. 1978: 11.14]
Die Sekrettropfen entstehen in den Epithelzellen der Harzkanäle und gelangen später in den Sekretkanal.
Lysigene Sekretbehälter entstehen durch Auflösen von Zellen, welche in ihrem Innern das Sekret bilden (z.B. Citrus).
□ Citrus sinensis; Frucht
Bei den schizolysigenen Sekretbehältern erfolgt die Auflösung zuerst schizogen, dann lysigen. Beispiele für diesen Mechanismus sind die Sekretgänge der Mango (Mangifera indica, Anacardiaceae) und die Sekreträume der Weinraute (Ruta graveolens, Rutaceae).
□ Ruta graveolens; Habitus
(b) Milchröhren
Milchröhren sind Zellen oder Reihen von miteinander verschmolzenen Zellen, die flüssigen Milchsaft enthalten.
□ Ficus religiosa; gegliederte Milchröhre [Jurzitza, G.1987: 55]
Der Milchsaft enthält
· in Lösung: Kohlenhydrate, Organische Säuren, Alkaloide,
· dispergiert: Terpene, Öle, Harze, Gummi,
· Organellen: z.B. Stärkekörner bei Euphorbia
· Enzyme: z.B. Papain bei Carica papaya.
Der Milchsaft stellt also lebendes Zytoplasma dar und keinen toten Vakuolensaft. Folgende Beobachtungen belegen dies. So wurde bei Papaver in vitro innerhalb von 10 Minuten markiertes Tyrosin in 3 Alkaloide eingebaut. Bei Ficus carica konnte man die Synthese von Gummipartikeln im Zytoplasma beobachten.
Auch hier gibt es zwischen "normalen" milchsaftführenden Zellen (Parthenium argenteum) und den gegliederten und schließlich den ungegliederten Milchröhren alle Übergänge. Schizogene Kanäle können ebenfalls Milchsaft enthalten.
Bei ca. 12.500 Arten in 900 Gattungen (Van Die 1955; zit. nach Esau 1969) findet man Milchsaft.
Gegliederte Milchröhren entstehen aus einer Kette von Zellen, deren Querwände entweder vollständig erhalten sein können, oder perforiert (Nelumbo mit einfacher Durchbrechung) oder vollständig aufgelöst sein können. Die verschiedenen Milchröhren einer Pflanze können miteinander in Kontakt treten (anastomosierend) oder nicht (nicht-anastomosierend).
□ Allium sativum; ungegliederte nicht anastomosierende Milchröhren [Esau, K. 1969: 93]
□ Hevea brasiliensis (Parakautschuk); gegliederte anastomosierende Milchröhren [Rudall, P. 1987: 24 ‑ 27]
□ Lactuca serriola, gegliederte anastomosierende Milchröhren (a, b) und Nerium oleander, ungegliederte verzweigte Milchröhren (c‑e) [Esau 1969: Taf. 46]
Beispiele:
gegliedert nicht‑anastomosierend
· Liliaceae: Allium
· Convolvulaceae: Ipomoea, Convolvulus, Dichandra
· Papaveraceae: Chelidonium
· Sapotaceae: Achras (z.B. Achras zapota, Breiapfel), Palaquium (Guttapercha)
· Musaceae: Musa
gegliedert anastomosierend
· Euphorbiaceae: Hevea brasiliensis (Parakautschuk), Manihot glaziovii (Cerakautschuk).
· Cichoriaceae: Cichorium, Lactuca, Scorzonera (S. tau-saghyz zur Kautschukgewinnung), Taraxacum (z.B. T. kok-saghyz zur Kautschukgewinnung)
· Campanulaceae:
· Lobeliaceae:
· Caricaceae: z.B. Carica papaya
· Papaveraceae: Papaver, Argemone
Ungegliederte Milchröhren entwickeln sich aus Einzelzellen, welche durch ständiges Spitzenwachstum röhrenförmig werden, wobei sie sich verzweigen können. Eine Fusion (= Bildung von Anastomosen) mit anderen Milchröhren erfolgt meist nicht. Die Milchröhren sind vielkernig.
□ Nerium oleander; ungegliedert verzweigte Milchröhren [Esau, K. 1969: 94]
□ Euphorbia pugniformis (7) und Monadenium ellenbeckii (8); Milchröhren [Rudall, P. 1987: 7, 8]
□ Euphorbia lathyris; Anbau zur Milchsaftgewinnung [Calvin, M. 1987: 3]
Beispiele:
ungegliedert verzweigt
· Apocynaceae: Nerium oleander (28 Zellen)
· Euphorbiaceae: Euphorbia (12 Initialen)
· Asclepiadaceae: Asclepias, Cryptostegia
· Moraceae: Ficus (F. elastica, Assamkautschuk), Maclura
ungegliedert nicht‑verzweigt
· Apocynaceae: Vinca
· Urticaceae: Urtica
· Cannabinaceae: Cannabis
In der Achse sind die Milchröhren meist mit dem Phloem assoziiert (z.B. bei Lactuca serriola, Asteraceae), oder sie sind über den ganzen primären Spross verteilt (z.B. bei Nerium oleander, Apocynaceae).
□ Lactuca serriola (a) und Nerium oleander (b); Verteilung der Milchröhren im Primären Spross [Esau, K. 1969: 96]
(c) Sekretzellen
Zellen, welche sich mehr oder weniger vom Parenchym unterscheiden, können viele unterschiedliche Substanzen enthalten, Balsame, Harze, Öle, Gerbstoffe, Schleime, Gummi, oder Kristalle. Unterscheiden sich die Zellen auffällig vom umgebenden Gewebe, so bezeichnet man sie auch als Sekretidioblasten.
□ Umbellularia (Lauraceae); Blatt mit Öl in einem intrazellulären Kompartiment [Esau, K. 1969: Taf. 71]
□ Impatiens (Kronblatt; Rhaphidenidioblasten), s.o.
3.1.5 Das Leitgewebe
Das Leitgewebe der primären Achse differenziert sich aus dem Prokambium. Diejenigen Elemente des Leitgewebes, die sich während der Achsenstreckung differenzieren und auch ihre Funktion aufnehmen, bezeichnet man als "Protoelemente" (Protoxylem und Protophloem), diejenigen Elemente, die sich während des Streckungswachstums zwar schon differenzieren, aber erst danach in Funktion treten als "Metaelemente" (Metaxylem und Metaphloem).
□ F Ranunculus repens; Leitbündel
(a) Das Xylem
(Xylon = Holz, Nägeli 1885; auch Hadrom oder Holzteil)
Da das Xylem bei Fossilien stets gut erhalten ist, kommt den Elementen eine besondere Bedeutung bei der phylogenetischen Interpretation zu. Diese Bedeutung wird unterstrichen durch die Bezeichnung Tracheophyten für die Pteridophyten, Gymnospermen und Angiospermen (Cheadle 1956).
Leitelemente
Das Xylem besteht aus den Leitelementen Tracheiden und Tracheen, sowie den Fasern und Parenchymzellen.
Tracheiden sind nicht-perforierte Leitelemente. Es sind langgestreckte, im ausdifferenzierten Zustand tote Zellen, die untereinander durch Tüpfel verbunden sind. Sie stellen die phylogenetisch ältesten Leitelemente dar und haben sich wahrscheinlich mehrfach in der Evolution zu Tracheengliedern entwickelt.
Die Tracheenglieder sind also phylogenetisch jünger. Sie sind ebenfalls ausdifferenziert tot. Sie stehen untereinander durch Perforationen in den mehr oder weniger schräg gestellten Endwänden (= Perforationsplatten) in Kontakt und bilden dadurch die Tracheen oder Gefäße. An den Stellen der späteren Perforationen bleibt während der Ontogenie die Wand frei von Sekundärwandmaterial. Sie ist hier meist durch Quellung der Interzellularsubstanz dicker und löst sich dann auf.
Tracheiden und Tracheenglieder haben charakteristische Sekundärwandverdickungen. Bei den Protoxylemtracheiden sind diese ring- (annular) oder schraubenförmig (helicoid), da sie sich im noch streckenden Gewebe befinden. Im Metaxylem sind die Verdickungen, wie auch die der Tracheenglieder netzförmig (reticulat), oder die Sekundärwand ist lediglich von Tüpfeln durchbrochen. Die Anordnung der Tüpfel untereinander kann bei Tracheen und Tracheiden leiterförmig (scalariform), opponiert ("gegenständig") oder alternierend ("auf Lücke") sein.
□ Entstehung der Perforation einer Trachee (Esau, K. 1969: 68)
□ Aristolochia sp.; Proto‑ und Metaxylem längs [Esau, K. 1969: 69]
□ Intertracheale und ‑tracheidale Tüpfelung [Esau, K. 1969: 14]
Fasern
Parenchym
Als weitere Elemente des Xylems sind die aus Tracheiden entstandenen Fasern und die Parenchymzellen zu nennen.
Transversale Xylemdifferenzierung
Ein Leitbündel wird als endarch bezeichnet, wenn die Protoxylemelemente bezogen auf den Achsenquerschnitt am Innenrand des Leitbündels liegen wie etwa bei den Leitbündeln der Angiospermenachsen. Die Entwicklung ist zentrifugal bzgl. des Achsenquerschnittes.
Ein Leitbündel wird als exarch bezeichnet, wenn die Protoxylemelemente außen liegen wie bei der Angiospermenwurzel. Die Entwicklung ist zentripetal bezogen auf den Achsen- bzw. Wurzelquerschnitt.
Mesarche Leitbündel haben ihr Protoxylem im Zentrum, die Entwicklung schreitet also bezüglich des Leitbündelquerschnittes in zwei oder mehrere zentrifugale Richtungen fort. Diesen Entwicklungsmodus kann man bei den Pteridophyten beobachten.
(Tafelzeichnung) exarche, endarche und mesarche Leitbündel
□ Asparagus sp.; Proto‑ und Metaxylem [Esau, K. 1969: 108]
(b) Das Phloem
Die Bezeichnung Phloem stammt von Nägeli (1858). Im Deutschen sind auch die Bezeichnungen Leptom und Siebteil gebräuchlich.
Siebröhrenelement und Geleitzelle
Die Siebelemente wurden entdeckt von Hartig (1837). Die Siebelemente stehen über mit spezialisierten Tüpfeln (= Siebporen) versehene Siebplatten miteinander in Verbindung und bilden so die Siebröhren. Die Siebplatten sind entweder einfach oder aus mehreren Siebfeldern zusammengesetzt.
Bei den Angiospermen grenzen die Siebröhrenelemente an sog. Geleitzellen, beide Zellen entstehen durch inäquale Teilung aus einer gemeinsamen Mutterzelle.
□ Nicotiana tabacum; zusammengesetzte Siebplatte [Esau, K. 1969: 80]
□ Cucumis sp.; Leitbündel
□ Cucumis sp.; Phloem mit Siebplatte
(Tafelzeichnung) Ontogenie, Entstehung der Siebröhre und der Geleitzelle
□ Cucurbita maxima [Fahn 1974: 56]
Zytologisch sind die Siebelemente durch Prozesse charakterisiert, die man mit dem Begriff der selektiven Autophagie beschreibt.
· Der Kern wird aufgelöst, und die Steuerungsfunktion übernehmen die Geleitzellen, was man auch daran erkennt, dass beide Zellen zur gleichen Zeit absterben.
· Der Tonoplast wird aufgelöst.
An den gemeinsamen Kopfwänden entwickeln sich aus primären Tüpfelfeldern die typischen Durchbrechungen (Poren). An den Stellen von Plasmodesmata bilden sich sog. Calloselinsen (ß-1,3 Glucose). Unter ihnen beginnt im Bereich der Mittellamelle die Bildung der Durchbrechung. Im Alter werden die Poren vollständig mit Callose verstopft, wobei auch die ganze übrige Wand mit einer Calloseschicht bedeckt werden kann.
(Tafelzeichnung) Siebröhrenelemente mit einfacher und zusammengesetzter Siebplatte, Siebfelder, Siebporen
(Tafelzeichnung) Bildung der Poren
□ Robinia sp. u. Cucurbita sp.; Entwicklung der Siebporen [Esau 1969: Taf. 39]
Besonders von systematischem Interesse sind die Plastiden. Sie lassen zwei Grundtypen erkennen. Die P-Typ Plastiden enthalten immer Proteinkörper und manchmal auch Stärke, die S-Typ Plastiden nur Stärke.
□ Centrospermen mit P-Typ Plastiden [Behnke 1977: 19-22)
□ Tilia americana (S-Typ); Plastiden [Evert 1984: 8-10)
Siebzellen
Bei den Gymnospermen findet man die sog. Siebzellen. Sie stehen untereinander durch Siebfelder an den sehr schrägen Wänden miteinander in Verbindung. Die verbindenden Poren entstehen ohne Calloselinse und stellen nur wenig erweiterte Plasmodesmakanäle dar.
Die Siebzellen werden von sog. Albuminzellen (= Strasburgerzellen) begleiten, die dieselbe Funktion wie die Geleitzellen der Angiospermen haben. Beide Zellen entstehen aber nicht aus einer gemeinsamen Initiale wie die Siehröhrenelemente und Geleitzellen der Angiospermen.
Albuminzellen (= Strasburgerzellen)
Die Albuminzellen entsprechen funktionell den Geleitzellen, stehen aber mit den Siebzellen in keinem ontogenetischen Zusammenhang. Sie dienen der Aufladung der Siebzellen mit Assimilaten. Auch Strahlzellen können als Albuminzellen differenziert sein.
Fasern
Wie oben unter Sklerenchym besprochen.
Parenchym
Die Leitbündel sind oft von einer sklerenchymatischen Leitbündelscheide umgeben. Sie entsteht entweder ebenfalls aus dem Prokambium oder aber aus benachbartem Gewebe (sofern man dies überhaupt genau trennen kann).
(c) Differenzierungsrichtung
Das Phloem differenziert sich in acropetaler Richtung aus dem Prokambium, das (Proto-) Xylem bidirektional von der Blattprimordienbasis aus in die Achse und in das Blatt hinein und zwar zeitlich nach der Differenzierung der ersten Siebröhren.
(Tafelzeichnung) Differenzierungsrichtung von Prokambium, Xylem und Phloem
(d) Leitbündeltypen
Je nach Anordnung von Xylem und Phloem unterscheidet man verschiedene Leitbündeltypen.
Bei den kollateralen Leitbündeln stehen sich außen das Phloem und innen das Xylem gegenüber. Sie werden als offen bezeichnet, wenn sich zwischen ihnen ein Kambium befindet (bei den Dikotyledonen) und als geschlossen, wenn dies nicht der Fall ist (bei den Monokotyledonen).
Die bikollateralen Leitbündel besitzen auf der Innenseite des Xylems einen weiteren Phloembereich (z.B. Cucurbita sp.).
Bei den konzentrischen Leitbündel umgibt entweder das Xylem das Phloem konzentrisch (konzentrisch mit Innenphloem; = leptozentrisch, leptos = dünn; = perixylematisch) oder das Phloem das Xylem (konzentrisch mit Innenxylem; = hadrozentrisch, hadros = dick, stark; = periphloematisch). Leptozentrische Leitbündel findet man bei den Monokotyledonen, hadrozentrische bei den Pteridophyten.
Bei den radialen (= zentralen) Leitbündeln stehen Phloem und Xylem nebeneinander auf "Radien". Es sind dies die typischen Leitbündel der Wurzel.
□ Ranunculus repens; kollateral offenes Leitbündel
□ Zeya mays; kollateral geschlossenes Leitbündel
□ Cucurbita pepo; bikollaterales Leitbündel
□ Pteridium aquilinum; konzentrische Leitbündel mit Innenxylem
□ Convallaria sp., konzentrisches Leitbündel mit Innenphloem
□ Ranunculus repens, Wurzelleitbündel
(e) Leitbündelverlauf bei Dikotyledonen
Bezüglich der räumlichen Anordnung findet man bei den Samenpflanzen drei verschiedene Leitbündelsysteme, nämlich das sog. offene, intermediäre und das geschlossene.
Beim offenen Leitbündelsystem wird der Spross von mehreren unabhängigen Leitbündeln durchzogen. Diese Anordnung findet man bei Pflanzen mit schraubiger Beblätterung häufig. Der intermediäre Typ ist häufig anzutreffen bei zweizeiliger Beblätterung. Nur jeweils zwei (oder mehrere) Leitbündel sind hier miteinander vernetzt. Das geschlossene Leitbündelsystem bildet ein Netzwerk von Leitbündeln. Dieser Fall ist bei gegenständiger Beblätterung häufig.
Die Evolution des Leitgewebesystems (bei Dikotyledonen und Gymnospermen) kann an Hand von fossilem Material der Progymnospermen (Archaeopteridatae) und der Lyginopteridatae rekonstruiert werden. Sie hat sich allem Anschein nach ebenfalls mehrfach in der Evolution vollzogen.
Die ursprünglichen Landpflanzen hatten ein im Zentrum der Achse liegendes Leitbündel mit einem zentralen Xylemteil (Protostele). Dieser war zunächst rund (Haplostele), dann aber im Querschnitt gelappt (Aktinostele). Unter Bildung eines Markes trennte sich dann das Xylem in einzelne Streifen auf. Die Abzweigung der Blattleitbündel (Blattspuren) erfolgte dabei zunächst weiterhin in direkter, radialer Richtung. Später zweigten die Blattbündel in tangentialer Richtung ab und bogen erst dann radial zur Blattbasis hin ab.
□ offenes und geschlossenes Leitbündelsystem (Troll 1973: 273)
□ Ranunculus repens; Achse quer
□ Telomtheorie [Foster & Gifford 1974: 3-14]
(f) Leitbündelverlauf bei Monokotyledonen
Bei den Dikotyledonen findet eine primäre Verdickung der Achse durch Teilungstätigkeit eines Mark- und/oder eines Rindenmeristems statt. Dabei ist das Wachstum so abgestimmt, dass die in der Achse verlaufenden Leitbündel stets eine ringförmige Anordnung beibehalten.
Die meisten Monokotyledonen zeigen eine mehr oder weniger zerstreute Leitbündelanordnung. Diese wurde früher als "Atactostele" bezeichnet, und man erkannte lange Zeit keine "Ordnung" im deren Leitbündelverlauf.
Kurz zusammengefasst kommt diese scheinbar regellose Leitbündelverteilung dadurch zustande, dass sich erstens noch während der Achsenverdickung die Blätter mit ihren Basen um die Achse herum verbreitern und zweitens dabei an ihren Flanken neue Leitbündel anlegen. Während dieses Umgreifens verdickt sich der Sprossscheitel primär (primäres Verdickungssystem = PTM - primary thickening meristem).
Besonders gut ist der Leitbündelverlauf untersucht bei der Palme Rhapis excelsa Arecaceae). Jedes Leitbündel Stamm zeigt im Stamm in Längsrichtung einen ondulierenden Verlauf. Die zuerst angelegten Leitbündel aus der Mittenregion eines jeden Blattes ("Hauptleitbündel") verlaufen hierbei bis weit ins Zentrum der Achse, während die später an der Blattperipherie angelegten Bündel ("Nebenleitbündel") nur wenig zur Achsenmitte vorstoßen. Dieser Unterschied ist einfach durch den Wachtumsmodus von Achse und Blatt zu erklären. Die "Hauptleitbündel" werden nämlich zu einer Zeit angelegt, wo das Blatt noch jung ist und die Sprossspitze noch relativ schmal ist. Da sich die Achse schon verdickt, während sich das Blatt noch an seiner Basis die Achse umgreifend verbeitert und dabei weitere "Nebenleitbündel" bildet, verlaufen diese später angelegten Bündel weiter in der Peripherie.
Die großen "Haupt"-Leitbündel teilen sich in Längsrichtung nur relativ selten, die "Neben"- Leitbündel öfter in ein Achsenleitbündel und ein in das Blatt einziehende Blattleitbündel. Die sog. Blattkontaktdistanz der "Hauptleitbündel" ist also grösser als die der "Nebenleitbündel".
Alle Leitbündel in der Achse sind durch sog. Brückenbündel miteinander vernetzt. Bezogen auf den Querschnitt zeigen alle Bündel einen schraubigen Verlauf.
In der äußeren Peripherie der Achse verlaufen noch sog. (nicht-leitende) Faserbündel, die aber mit den inneren Bündeln in keinem Kontakt stehen. Sie enden blind in der Achse.
Insgesamt besitzt die Achse also ein inneres und ein äußeres Leitbündelsystem, welche beide unabhängig voneinander sind. Dieser dizyklische Bau des Monokotyledonenleitbündelsystems wurde schon von Gouillaud (1878) an Acorus calamus (Araceae) entdeckt. Der ondulierende Längsverlauf der Bündel wurde zum ersten Mal von v. Mohl (1824) beschrieben.
Bei anderen Monokotylenfamilien liegt zwischen dem zentralen und dem corticalen System noch eine "Zwischenzone". Diese ist als Leitbündelgeflecht, Sklerenchym oder meristematische Zone differenziert und geht aus der meristematischen Kappe im Sprossscheitel hervor, in der sich auch die Prokambiumstränge differenzieren.
□ Bibliographische Evolution des Leitgewebes der Monokotyledonen (Tomlinson 1970: ??)
(Tafelzeichnung) Leítbündelverlauf und -bau bei Rhapis
3.2 Der Sekundäre Bau
3.2.1 Das Kambium
Das Kambium verläuft als geschlossener Zylinder n der Sprossachse und erzeugt nach innen sekundäres Xylem (= Holz) und nach außen sekundäres Phloem (= Bast). Ein solches, nach zwei Seiten Zellen produzierendes Kambium nennt man dipleurisch. Topographisch gesehen ist das Kambium ein Lateralmeristem.
Im primären Zustand der Achse besteht wohl bei allen Dikotyledonen das Leitgewebesystem aus einzelnen Bündeln. Hieraus bildet die Pflanze einen geschlossenen Meristemzylinder, das Kambium. Von der Entstehung her ist es also heterogen. Der sog. faszikuläre Teil des Kambiums ist ein primäres Meristem (Restmeristem) und der interfaszikuläre Teil ein sekundäres Meristem.
Nach gängiger Lehrmeinung gibt es eine einzige Initialenschicht, was nicht ausschließt, dass auch in den Kambiumderivaten noch weitere Teilungen auftreten können. Die sog. Fusiforminitialen bilden alle langgestreckten Zellen von Holz- und Bast, die Strahlinitialen die kürzeren Strahlzellen.
Der jahreszeitliche Aktivitätswechsel führt in den gemäßigten Breiten im Xylem zur Bildung von Jahresringen. Diese Jahresringe können zur archäologischen Altersbestimmung (Dendrochronologie) benutzt werden.
Bezüglich des Einsetzens des Sekundären Dickenwachstums kann man folgende Typen unterscheiden. Der Unterschied dieser in den Lehrbüchern dargestellten Typen ist allerdings äußerst gering. In allen Fällen handelt es sich darum, dass früher oder später durch Anlegung eines interfasziculären Kambiums ein geschlossener Kambiumring entsteht. Der Unterschied liegt dabei also lediglich darin, wie gut und wie lange man die primären Bündel erkennen kann.
· Aristolochia-Typ: Bei vielen Lianen wie z.B. Aristolochia oder Vitis bleiben die breiten Markstrahlen in der Entwicklung lange erhalten. Dies begünstigt die Torsionsfähigkeit dieser Achsen. Man kann hier besonders deutlich die Bildung des Interfasziculärkambiums beobachten. Der Kambiumzylinder schließt sich ausgehend vom bestehenden Bündelkambium.
· Ricinus-Typ (auch Coniferen, Prunus): Beim sog. Ricinus-Typ, der bei den Coniferen oder z.B. bei Prunus (s. Esau 1969) vorkommt kann man zunächst ebenfalls einzelne Bündel unterschieden. Sekundäre Gewebebildung setzt dann auf breiter Front ein, und es bleiben nur schmale, wenigzellige Strahlen von geringer Höhe übrig. Nach Jurzitza (1987) trifft dieser Typ allerdings für Ricinus selbst nicht zu; Ricinus verhält sich wie Helianthus.
· Linum-Typ (auch Tilia): Bei Linum, Nicotiana, Veronica und Syringa bildet schon das primäre Leitgewebe einen schon ‑fast‑ geschlossenen Zylinder.
Vergegenwärtigt man sich noch einmal das für die Stelenanatomie der Dikotyledonen wie der Coniferen gesagte, so wird klar, dass es sich bei den genannten drei Typen lediglich um graduelle Unterschiede handelt.
□ Schema eines holzigen Stammes (Fahn, A. 1974: 5)
□ Aristolochia brasiliensis; Anlegung des interfasciculären Kambiums
□ Typen des Zustandekommens eines geschlossenen Kambiumringes (Rauh 1950: 81)
□ verwittertes Holz
3.2.2 Das Holz
Das Holz oder sekundäre Xylem muss in seiner Gesamtheit die Funktionen der Wasserleitung, der Festigung und der Speicherung erfüllen. Die im Holz vorhandenen Zelltypen sind hierzu in ihrem Bau einzeln in unterschiedlichem Maße angepasst.
3.2.3 Tracheiden
Tracheiden sind nichtperforierte Leitelemente des Holzes. Sie sind im ausdifferenzierten Zustand tot und stehen durch Hoftüpfel, vor allem in den Radialwänden, miteinander in Kontakt. Axiale Interzellularen sind in tracheidalem Gewebe selten.
Holz, bei welchem das leitende Gewebe ausschließlich aus Tracheiden besteht, findet man besonders bei den Gymnospermen.
Die Tracheiden haben idealerweise die Form eines 14 (-18 -22) - Flächners mit spatelförmigen Enden. Die Zellgröße reicht von ca. 0,5 ‑ 11 mm. Die Zellen sind vor allem in den radialen Wänden getüpfelt, in den Tangentialwänden nur im Spätholz.
Die Form der Tüpfel ist kreisförmig oder oval. Die Tüpfel stehen einzeln, opponiert (im weitlumigen Frühholz von Pinaceae und Taxodiaceae) oder alternierend. Die alternierende Tüpfelung kommt bei den Araucariaceae vor und wird deshalb auch als araucarioid bezeichnet.
Ein Torus in den Hoftüpfeln fehlt meist in den Gattungen Gnetum, Welwitschia, Cycas revoluta und Encephalarthos.
Lediglich aus Tracheiden bestehende Hölzer gibt es ebenso bei einigen Familien der Angiospermen, nämlich bei den Amborellaceae, Chloranthaceae, Tetracentraceae, Trochodendraceae und bei einigen Vertretern der Winteraceae.
Die Zellgröße liegt hier bei 0,7 ‑ 6 mm, sie ist also kleiner als bei den Gymnospermen. Die Tüpfel sind meist kreisrund (circular) oder länglich scalariform (Trochodendron und Tetracentron). Sie stehen alternierend oder scalariform (Winteraceae); dies selten und oft am Ende, wo die Zellen sich überlappen. Ein Tüpfelkontakt erfolgt hier auch über die Jahresringgrenze hinweg.
□ Pinus radiata; Tracheiden [Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 11]
□ Larix decidua; opponierte Tüpfelung im Frühholz [Braun, H.J. 1970: 6]
□ Agathis australis; alternierende Tüpfelung [Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 17]
□ Hoftüpfel (Esau 1969: 12)
□ Drimys winteri; Habitus
□ Drimys winteri; Holz [Jurzitza, G. 1987: 133]
□ Drimys winteri; Leitertracheiden (Jurzitza, G. 1987: 63)
(a) Fasertracheiden
Fasertracheiden sind faserförmige Tracheiden, deren behöfte Tüpfel eine schräge, schlitzförmige Apertur besitzen. Sie stellen einen Übergang zwischen den typischen Tracheiden und den typischen Fasern dar.
Ihr Lumen ist enger als das der Tracheiden, und sie besitzen relativ dickere Wände. Als Ausnahme können die Fasertracheiden bei Tamarix oder Tevorium im ausdifferenzierten Zustand auch lebend bleiben.
□ Ephedra californica; Elemente des Holzes [Esau, K. 1969: 73]
(Tafelzeichnung) Hoftüpfel mit schräger Apertur
(b) Fasern
Fasern (Libriformfasern) sind langgestreckte Zellen, deren Tüpfel keinen Hof haben. Die Aperturen der Tüpfel sind schlitzförmig schräg, wobei die beiden Aperturen eines Tüpfelpaares zueinander gekreuzt stehen.
Fasern haben im Übrigen recht unterschiedliche Zellwanddicken. Der Vergleich von "Eisenholz" (z.B. Lophira procera, Bongossi; 1,0 g/cm³) und von "Korkholz" (z.B. Ochroma bicolor, Balsaholz; 0,1 g/cm³) verdeutlicht dies. Während ihrer Entwicklung verlängern sich die Fasern durch intrusives Wachstum auf meist etwa das 4‑fache der Initialenlänge (1,5 ‑ 9,5 fache Verlängerung).
Fasergewebe ist als Stützgewebe in solchen Hölzern entwickelt, in denen das Gefäßsystem am weitesten entwickelt ist.
Folgende Sonderdifferenzierungen kommen vor: In einigen hochentwickelten Hölzern (z.B. Acer pseudoplatanus) gibt es lebende Fasern. Sie dienen der Stärkespeicherung und übernehmen die Funktion des hier fehlenden axialen Parenchyms.
Die sog. septierten Fasern sind oftmals nicht von einer Parenchymzellreihe zu unterscheiden. Die Septen entstehen nach der Sekundärwandbildung, bestehen nur aus der Mittellamelle und der Primärwand und sind nicht lignifiziert. Sie speichern Stärke und besitzen oftmals Kristalle in der Vakuole; ob sie phylogenetisch abgeleitet sind oder nicht, ist unklar.
□ Beilschmedia tawa; Tüpfelpaare von Fasern [Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 19]
□ Acer pseudoplatanus; Holz quer mit lebenden Fasern
□ Aristolochia brasiliensis; Elemente des Holzes [Esau, K. 1969: 74]
□ Lophira procera, "Eisenholz" [Braun, H.J. 1970: 17]
□ Ochroma bicolor, "Korkholz" [Braun, H.J. 1970: 16]
(c) Gefäßglieder
Gefäßglieder sind die Elemente der Tracheen oder Gefäße; sie bilden longitudinale Reihen, die zusammen ein Gefäßnetz bilden.
Sie sind unabhängig entstanden bei den Angiospermen, bei den Gnetales (Gymnospermen), bei einigen Farnen (z.B. Adlerfarn) und bei Selaginella (Moosfarn, Lycopodiatae) und Equisetum (Schachtelhalm).
In der Evolution der Gefäßglieder haben also wahrscheinlich folgende Prozesse stattgefunden:
· Verkürzung der Gefäßglieder
· Entwicklung von schrägen zu waagerechten Endwänden
· Entwicklung von multipler zu einfacher Durchbrechung
Perforationsplatten
Bei der Differenzierung der Tracheenglieder aus den Fusiforminitialen des Kambiums bleiben die die Perforationen bildenden Kopfwände frei von Sekundärwandmaterial. Hier sind die Wände zunächst meist dicker durch Quellung der Interzellularsubstanz. Später erfolgt die Bildung der Perforation(en) und die Auflösung des Protoplasten.
Die durchbrochenen Endwände der Zellen stellen die Perforationsplatten dar. Im primitiven Falle sind diese multipel und zwar scalariform oder reticulat, im abgeleiteten Zustand einfach. Bei wenigen Familien findet man eine sog. ephedroide, aus runden Hoftüpfeln hervorgegangene Perforation.
Gefäßliedlänge
Bei dieser Entwicklung haben sich die Gefäße verkürzt.
intertracheale (und intertracheidale) Tüpfelung
Im sekundären Xylem ist die gesamte Wand sekundär verdickt. Nur dort, wo die Leitelemente untereinander gemeinsame Wände haben, sind diese durch Tüpfel unterbrochen. Deren Anordnung ist entsprechend der phylogenetischen Entstehung aus schraubigen und netzförmigen Wandverdickungen zunächst leiterförmig (scalariform), im abgeleiteten Fall opponiert oder alternierend.
□ Griselinia littoralis; reduzierte Tüpfel zwischen Gefäß und Faser (Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 27)
□ Rhopalostylis sapida; reticulate Perforationsplatte (Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 28)
□ Gnetum sp.; Gefäßdurchbrechungen (Muhammad, A.F., Sattler, R. 1982: 22-23)
□ Knightia excelsa; einfache schräge Durchbrechung (Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 26)
□ Ulmus sp.; einfache Durchbrechung, Ringwulst (Meylan, B.A., Butterfield, B.G. 1972: 29)
□ (Tafelzeichung) Gefäßgliedlänge und -durchbrechung und Tüpfelanordnung der Leitelemente.
□ intertracheale Tüpfelung (Metcalf, C.R., Chalk, L. 1983: Pl. 1)
sonstige Tüpfelung
Zu Parenchymzellen werden einseitig behöfte und teils sehr groß (Fenster-) Tüpfel (zu Strahlparenchymzellen) gebildet.
Anordnung
Die Gefäße bilden ein Netzwerk, welches entweder nur die einzelnen Jahresringe (jahresringeigene Gefäßnetze) oder aber mehrere Jahresringe durchzieht (jahresringübergreifende Gefäßnetze).
□ Gefäßnetz (Esau 1969: 77)
Entsprechend der physiologischen Anforderung eines schnellen Wassertransportes im Frühjahr bilden einige Hölzer besonders im Frühjahr eine große Anzahl von Gefäßen, die Im Holz auch schon makroskopisch als ein Ring von kleinen Poren sichtbar sind. Solche Hölzer werden als ringporig den zerstreutporigen Hölzern gegenübergestellt.
□ Fagus sp.; zerstreutporiges Holz quer
□ Quercus sp.; ringporiges Holz quer
(d) Parenchym
Parenchymzellen liegen meist in longitudinalen Reihen zwischen den Leitelementen. Sie werden zwischen den Tracheiden als paratracheidal, zwischen Fasern als interfibrillär und direkt an Tracheen als paratracheal bezeichnet. Bei abgeleiteten Hölzern werden die Gefäße vollständig von einer Scheide aus paratrachealem Parenchym eingehüllt.
□ Fraxinus excelsior; parenchymatische Vollscheiden
(Tafelzeichnung) Parenchymentstehung und -anordnung
(e) Sekundäre Strahlen
Sekundäre Strahlen entstehen allermeist durch inäquale Teilung einer langgestreckten Kambiuminitiale, wobei die sog. Kopfzelle entsteht. Durch weitere Unterteilung dieser Kopfzelle oder durch Hinzukommen weiterer Initialen entstehen mehrere Zellreihen übereinander. Durch radiale Teilungen können werden mehrzellreihige Strahlen gebildet werden.
Ein Teil der Strahlzellen kann bei einigen Gymnospermen tracheidal differenziert sein. Man spricht dann bezüglich der Zellart von heterogenen Strahlen im Gegensatz zu homogenen Strahlen.
(Tafelzeichnung) sekundärer Strahl
(f) Verkernung
Nicht alle Bereiche des sekundären Xylems bleiben während des Lebens eines Baumes funktionsfähig. Leitelemente verlieren früh ihre Funktionsfähigkeit, parenchymatische Zellen sterben später ab.
Als Splintholz bezeichnet man den äußeren, funktionsfähigen Teil des Holzes. Hierbei unterscheidet man manchmal noch zwischen dem Leitsplint (alle leitenden oder festigenden Elemente) und dem Speichersplint (= Parenchym).
Demgegenüber ist das Kernholz der Teil, in dem alle Zellen tot bzw. funktionsunfähig und dementsprechend strukturell oder chemisch verändert sind. Während des Vorganges der Verkernung gibt das Holz Wasser und Speicherstoffen ab und lagert dafür organischen Stoffen wie Öle, Gummi, Harze, Gerbstoffe, Farbstoffe (Haematoxylon campechianum) meist in die Zellwände ein. Auch anorganische Stoffe können eingelagert werden, so z.B. Calciumcarbonat bei Ulmus minor oder amorphe Kieselsäure beim Teakholz (Tectona grandis). Eine Dunkelfärbung des Holzes erfolgt meist durch Oxidationsprodukte der Gerbstoffe, die sog. Phlobaphene.
□ Acacia raddiana und Quercus boissieri, Splint- und Kernholz (Fahn 1974: 158)
□ Haematoxylon campechianum; Holz
Anatomisch kommt es zum Verschluss der Tracheidentüpfel und zu einer Inkrustierung der Schließhäute mit Lignin und anderen Stoffen.
Die Tracheen können auch durch die sog. Thyllen verschlossen werden. Es sind dies Auswüchse von benachbarten Axial‑ und Strahlparenchym (= Füllzellen). Die Zellwände der Thyllen bleiben dünn oder bilden verholzte Sekundärwände (Sklereiden) aus. Thyllenzellen können sich ihrerseits weiter teilen (unterteilte Thyllen).
□ Vitis vinifera; Thyllenbildung (Esau, K. 1969: Taf. 37)
□ Robinia pseudacacia; Thyllen [Fahn, K. 1974: 155]
□ Metrosideros robusta; Thyllen im Querschnitt [Meylan, B.A., Butterfield,B.G. 1972: 47]
□ Metrosideros robusta; Thyllen im Längsschnitt [Meylan, B.A., Butterfield,B.G. 1972: 48]
3‑3 Holzbautypen nach Braun 1970: Legende |
Das Ausmaß der Verkernung ist bei den Baumarten verschieden. Sie beginnt im Alter von 20 ‑ 40 Jahre. Je nach Ausmaß und Verteilung von Splint- und Kernholzbereich im Holz kann man die Bäume auch bezeichnen als:
· Kernholzbäume (der Überwiegende Teil des Querschnitts wird vom Kernholzbereich eingenommen): Eibe, Kiefer, Lärche, Eiche, Edelkastanie, Robinie, Kirsche, Nussbaum, Mahagoni (Swietenia mahagoni), Palisander, Teakholz (Tectona grandis), Ebenholz (Diospyros sp.),
· Kernreifholzbäume: Esche, Rüster
· Reifholzbäume (kein farblicher Unterschied der beiden Bereiche; keine Imprägnierung des abgestorbenen Kernbereichs, daher oft durch Pilzbefall hohl): Birne, Feldahorn, Fichte, Linde, Rotbuche, Tanne,
· Splintholzbäume (keine Verthyllung oder Verkernung, überall gleicher Wassergehalt): Pappel, Bergahorn, Birke, Erle, Spitzahorn, Weißbuche.
(g) Organisationsstufen des Holzes (nach Braun 1970)
Tracheidenstufe
Das Grundgewebe ist homogen. Es besteht aus Tracheiden, die mit Tüpfeln untereinander in Verbindung stehen. Bei
3‑4 Holzbautypen nach Braun 1970: Tracheidenstufe: Picea abies |
Pinus erfolgt der radiale Transport über die Jahresringgrenze hinweg aber nur über die Quertracheiden der Holzstrahlen.
Parenchym kann vollständig fehlen (Pinus oder Picea) oder es kommt in einzelnen Zellen (diffuses paratracheidales P.) oder kleinen Aggregaten (diffus-aggregiertes paratracheidales P.) vor (Podocarpus, Trochodendron).
Die Funktionen der Leitung und Festigung wird in diesen Hölzern allein von den Tracheiden erfüllt.
Beispiele: Picea abies, Pinus nigra, gefäßlose Angiospermen
Tracheiden-Gefäßstufe
3‑5 Holzbautypen nach Braun 1970: Tracheiden-Gefäß-Stufe: Fagus sylvatica |
Das Grundgewebe besteht aus (Faser-) Tracheiden, die untereinander mit Tüpfeln, auch über die Jahrenringgrenze hinweg, in Verbindung stehen. Sie haben meist den Charakter von Fasertracheiden. Typische Tracheiden befinden sich nur an der Jahresringgrenze im Spätholz und stehen dort in Tüpfelverbindung mit Frühholztracheen.
Die Gefäße haben einen geringen Durchmesser und meist eine vielfach durchbrochene Perforationsplatten. Sie liegen verstreut und bilden jahresringeigene Netze.
Paratracheidales Parenchym kommt diffus und im Spätholz in wenigzelligen Aggregaten (diffus-aggregiert) vor. Paratracheales Parenchym begleitet in Einzelsträngen die Tracheen.
Die Leitung erfolgt in allen Richtungen durch Tracheiden und Tracheen, über die Jahresringgrenze hinweg aber nur durch Tracheiden. Die Festigung wird vor allem durch die Tracheiden sichergestellt.
Beispiele: Alnus glutinosa, Tilia cordata, Fagus sylvatica
Eingeschränkte Tracheiden-Gefäßstufe
3‑6 Holzbautypen nach Braun 1970: Eingeschränkte Tracheiden-Gefäß-Stufe: Rhamnus cathartica |
Das Grundgewebe ist heterogen. In den Tracheidenkomplexe befinden sich (Faser-) Tracheiden und (einfach durchbrochene) Gefäße; sie können beide die Jahresringgrenze überbrücken (bei Quercus ist das Gefäßnetz nur jahresringeigen, bei Rhamnus jahresringüberschreitend).
Die Holzfaserkomplexe bestehen aus lebende oder tote Fasern mit Interzellularen und wenigem Tüpfelkontakt zu den Tracheiden.
Paratracheidales Parenchym ist wenig vorhanden. Paratracheales Parenchym umhüllt in schwachen (1/4) Scheiden unvollständig die Gefäße und interfibrilläres Parenchym ist diffus verteilt oder bildet schmale Streifen an der Jahrenringgrenze im Spätholz (terminales P.).
3‑7 Holzbautypen nach Braun 1970: Eingeschränkte Tracheiden-Gefäß-Stufe: Quercus robur |
Die Leitung erfolgt in allen Richtungen durch Tracheen und Tracheiden, bei einigen über die Jahresringgrenze auch durch Tracheen. Der Festigung dienen das Leitgewebe und die nichtleitenden Fasern, die an diese Funktionen besonders angepasst sind.
Beispiel: Quercus robur, Rhamnus cathartica
Gefäß-Holzfaserstufe
Das Grundgewebe ist homogen und besteht aus (lebenden oder toten) Fasern; nur die Radialwände der Faserzellen sind schwach getüpfelt, eine jahresringüberschreitende, tangentiale Tüpfelung ist nicht vorhanden und die Zellen bilden wenige, enge luftgefüllte Interzellularen aus
Die Tracheen sind einfach durchbrochen, sie bilden jahresringüberschreitende Netze aus und stehen nur in geringem Tüpfelkontakt zum angrenzenden Fasergrundgewebe.
Paratracheales Parenchym ist nur wenig ausgebildet, es begleitet nur in schmalen Strängen die Gefäße. Interfibrilläres Parenchym liegt zerstreut und in terminalen Bändern.
3‑8 Holzbautypen nach Braun 1970: Gefäß-Holzfaser-Stufe: Aesculus hippocastanum |
Die Leitung ist in diesem Holz vollständig auf die Tracheen übergegangen. Die Fasern stehen zwar mit den Gefäßen in geringer Tüpfelverbindung, sie dienen aber höchstens der Wasserspeicherung. Die Festigung wird demgegenüber von den Fasern wahrgenommen.
Beispiel: Aesculus hippocastanum
Gefäßstufe
Das homogene Grundgewebe besteht aus toten oder lebenden Holzfasern, welche nur radial schwach getüpfelt sind und zum Fasergewebe des jeweils nächsten Jahres keine Tüpfel ausbilden. Interzellularen sind in hier relativ häufig. Die Gefäße sind einfach durchbrochen und bilden jahresringübergreifende Netze.
3‑9 Holzbautypen nach Braun 1970: Gefäß-Stufe: Fraxinus excelsior |
3‑10 Holzbautypen nach Braun 1970: Gefäß-Stufe: Acer pseudoplatanus |
Parenchymatische Scheiden hüllen die Gefäße vollständig ein. Bei Fraxinus excelsior sind es Vollscheiden aus paratrachealem Parenchym, bei Acer pseudoplatanus bestehen sie aus lebenden Fasern. Interfibrilläres Parenchym ist zerstreut, in größeren Verbänden oder terminal angeordnet.
Die Leitung erfolgt nur durch die Tracheen. Die oft luftgefüllten toten Fasern dienen hier allein noch der Festigung.
Beispiel: Fraxinus excelsior, Acer pseudoplatanus
Zusammenfassung:
Folgende Entwicklungstendenzen lassen sich in der dargestellten Reihe der Organisationsstufen feststellen:
· Übergang der Leitfunktion vom "Universalelement" Tracheide auf die Gefäße, die mit ihrem weiteren Lumen und den Perforationen eine wesentlich schnellere Leitung ermöglichen.
· Übergang der Festigung auf die hierfür geeigneteren Elemente, die Fasertracheiden und schließlich die Fasern, die am Ende der gezeigten Reihe lufterfüllt und damit vollständig aus dem wasserführenden System ausgeschieden sind.
· Ausbildung von Tüpfelverbindungen zwischen den Gefäßen an den Jahresringgrenzen und Reduktion solcher Verbindungen bei den nicht mehr der Leitung dienenden Fasern.
3.2.4 Der Bast
Der Bast ist definiert als sekundäres Phloem. Das gesamte Gewebe außerhalb des Kambiums bezeichnet man als (sekundäre) Rinde (= bark).
Das sekundäre Phloem ist weniger bekannt als das sekundäre Xylem, weil es nicht in demselben Maße nutzbar ist wie das Holz. Ebenso ist die Evolution des Bastes weniger bekannt, da es fossil weniger erhalten ist.
Der Bast entsteht wie das Holz aus dem Kambium. Aus den Fusiforminitialen entstehen
· Siebröhrenelemente,
· Siebzellen,
· Geleitzellen,
· Fasern,
· Parenchym (incl. Strasburgerzellen)
und aus den Strahlinitialen die
· Baststrahlen
□ Tilia cordata; Holzquerschnitt
Die mehr parenchymatischen Zellen, also Siebröhrenelemente und Siebzellen, die Geleitzellen und Strasburgerzellen und das Parenchym selbst, werden insgesamt als Weichbast bezeichnet. Dem Weichbast werden als sog. Hartbast die Bastfasern gegenübergestellt. Diese Bastfasern sind kürzer als die primären Phloemfasern. Sie wachsen apikal intrusiv, sind meist verholzt und besitzen einfache Tüpfel. Sie können wie die Holzfasern auch lebend und/oder septiert sein.
Baststrahlen sind aus parenchymatischen Zellen aufgebaut. Das Strahlparenchym (und das axiale Phloemparenchym) besitzt unverholzte Primärwände, im inaktiven Phloem ist aber eine nachträgliche Sklerifizierung möglich. In einigen Fällen wie etwa bei der Linde (Tilia sp.) erfolgt in den Strahlen eine deutliche Dilatation.
(a) Der Bast der Gymnospermen
Bei den Gymnospermen ist der Bast nicht etagiert, und die Zellen zeigen nur in geringem Maße intrusives Wachstum. Die Zellabfolge ist meist sehr regelmäßig.
Bei den Pinaceae-Abietoideae wechseln sich Parenchym und Siebzellen (mit Sekundärwand) sehr regelmäßig ab. Bei den Pinaceae-Thujoideae ist es dagegen die Abfolge: Siebzelle / Parenchymzelle / Siebzelle / Faser usw.
□ Thuja occidentalis; Bast [Esau, K. 1969: 84]
□ Thuja occidentalis; Bast
Der Bast ist wie der übrige Pflanzenkörper von Harzkanälen durchzogen.
(b) Der Bast der Angiospermen
Der Angiospermenbast zeigt nicht eine solche regelmäßige Zellabfolge wie der der Gymnospermen. Wohl aber kann man hier teils markante Unterschiede in der Verteilung der Fasern beobachten. Bei vielen Arten bilden die Fasern, in ihrer Gesamtheit als Hartbast bezeichnet, bandartige, radial ausgerichtete Komplexe (z.B. bei Robinia pseudacacia, Tilia cordata oder Vitis vinifera). Bei Nicotiana oder Laurus liegen die Fasern demgegenüber einzeln vor, und sie fehlen vollständig bei Aristolochia.
□ Robinia pseudacacia; Bänder von Bastfasern [Esau, K. 1969: Taf. 43]
□ Vitis vinifera; Bänder von Bastfasern [Esau, K. 1969: Taf. 44]
□ Aristolochia sp.; Sekundäre Achse
Entsprechend der Anordnung der Fasern können auch die Siebröhren tangentiale bandartige Bereiche bilden; bei Vitis vinifera stehen die Siebröhren in diesen Bereichen in radialen Reihen.
□ Vitis vinifera; Bast [Esau, K. 1969: 86]
Von den Fasern sind die Siebröhren meist durch Parenchym getrennt.
(c) Lebensdauer
Die Siebröhren sind bei laubwerfenden Dikotyledonen nur ein Jahr, bei ausdauernden oft zwei Jahre funktionsfähig. Bei Tilia können sie sogar bis 10 Jahre alt werden (Holdheide 1951).
Die Lebensdauer der Palmen ist noch weit größer. Bei den Arten der Gattung Roystonea und Palmetta können sie bis über 100 Jahre alt werden.
Bei den zwei bis mehrere Jahre lebenden Siebröhren kommt es in unseren Breiten nach Ende der Vegetationsperiode zur Bildung von sog. Winterkallose. Hierbei wird die gesamte Siebplatte von einer Kalloseauflage bedeckt. Zu Beginn des neuen Austriebs entstehen wieder funktionierende Siebporen.
□ Vitis vinifera; Verschluss der Siebporen im Winter [Esau, K. 1969: Taf. 40]
Das funktionierende, „leitende" Phloem hat also nur eine Dicke von 0,2 ‑ 1 mm. Das funktionsunfähig gewordene, „nichtleitendes" Phloem besitzt in den Siebröhren reichlich Callose (sog. definitive Callose) oder baut die Callose vollständig ab. Die Zellen können kollabieren und sind dann teils luftgefüllt. Es wechseln sich dann im Querschnittsbild oft Bänder aus abwechselnd turgeszentem Parenchym und kollabierten Siebröhren ab. Ähnlich wie im Holz kann es auch im Bast zu thyllenähnlichen Bildungen kommen.
□ Vitis vinifera; Bast [Esau, K. 1969: Taf. 49C]
3.2.5 Das Periderm
Das Periderm ist das sekundäre Abschlussgewebe der Achse. Es besteht aus einem Korkkambium oder Phellogen, welches nach außen den Kork oder das Phellem bildet und aus einer bis wenigen Schichten nach innen produzierter Zellen, dem Phelloderm.
(a) Zellkomponenten
Das Phellogen besteht im Gegensatz zum Phloem und Xylem bildenden Kambium aus nur einem Zelltyp. Die Zellen haben im Querschnitt und Längsschnitt etwa rechteckige Form, sie sind radial flach und in tangentialer Richtung etwas gestreckt. Das Phellogen produziert fast nur Zellen in Richtung der Achsenaußenseite und ist daher als monopleurisches Kambium zu bezeichnen.
Wie ihre Initialen, die Phellogenzellen, sind auch die Phellemzellen idealerweise 14‑Flächner. Sie sind ohne Interzellularen aneinandergefügt und zeigen durch radiale Reihung ihre Herkunft aus einem Kambium.
Der Schutz beruht auf der Einlagerung von Suberin (weiß!) noch während des Zellwachstums in Form einer Lamelle, welche auf die primäre Zellulosewand aufgelagert wird. Sie zeigt eine Schichtung, bei der sich Suberin- und Wachsschichten abwechseln. Darauf folgt zum Zellinnern hin nochmals eine Celluloseschicht. Die beiden cellulosehaltigen Schichten der Wand können lignifiziert sein. Die Wände besitzen wahrscheinlich Plasmodesmata. Im ausdifferenzierten Zustand sind die Phellemzellen tot und lufterfüllt.
Als Phelloderm werden alle Zellschichten bezeichnet, die vom Phellogen in Richtung des Achseninneren produziert werden. In vielen Fällen wird überhaupt kein Phelloderm gebildet. Meist sind es ein bis zwei, seltener mehrere Zellschichten. Die Anzahl kann sich auch mit dem Alter der Achse ändern.
□ Prunus sp. (A, B), Betula sp. (C, D) und Quercus sp. (E), Entwicklung des Periderms [Esau, K.1969: Taf. 4]
□ verkorkte Zellwand [Esau, K. 1969: 98]
(b) Initialperiderme
Das erste in der Pflanze entstehende Periderm wird als Initialperiderm bezeichnet. Das erste Korkkambium kann in unterschiedlicher Gewebetiefe des Sprosses gebildet werden. Es kann epidermal entsteht (Nerium oleander, Pyrus communis), direkt subepidermal (Prunus, Pyrus), in der 2. oder 3. Rindenschicht (Ribes) oder direkt am Leitgewebe oder sogar innerhalb des Phloems (Solanum dulcamara oder Vitis vinifera). Zur Umfangerweiterung teilt sich das Korkkambium gelegentlich auch antiklinal.
Gewöhnlich entsteht das erste Periderm parallel zur Oberfläche. Pro Jahr können 2 ‑ 20 Zellen Kork gebildet werden. Bei mehrjährigen Peridermen blättern die alten Schichten ab, so dass die Korkschicht immer gleich dick ist. Bleiben die Korkschichten am Spross, so können Korkleisten entstehen (z.B. bei der Korkulme oder der Korkeiche). Beim Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) beruht die Entstehung der Korkleisten allerdings auf einer ungleiche Tätigkeit des Korkkambiums.
Auch Tiefenperiderme können langlebig sein bei, wie z.B. bei Ribes, Berberis oder Punica.
□ Pyrus sp. (A, B) u. Prunus sp. (C, D); Entstehungsort des Initialperiderms [Esau, K. 1969: 100]
□ Ribes sp. (a) u. Solanum dulcamara (b); Entstehungsort des Initialperiderms [Cutter, E.G. 1971: 4.23]
□ Vitis vinifera (A, B), Tiefenperiderm [Esau 1969: Taf. 49]
(c) Korkwarzen
Korkwarzen oder Lentizellen (von lat. Lens = Linse) sind besonders strukturierte Teile des Periderms mit locker geordneten Zellen, die dem Gasaustausch dienen. In ihrem Bereich werden vom sog. Lentizellenphellogen außer Korkzellen sog. Füllzellen oder Komplementärzellen gebildet. Letztere können suberinisiert oder nicht-suberinisiert sein. Bei subepidermaler Entstehung liegen sie oft unter den Stomata. Besonders massive Lentizellen findet man im Handelskork (! querliegend im Flaschenhals).
□ Sambucus nigra; Lentizelle, Aufsicht [Jurzitza, G. 1987: 33]
□ Sambucus nigra; Lentizelle
□ Sambucus nigra (1) u. Prunus avium; Lentizellen [Fahn, A. 1974: 181]
3.2.6 Die Borke
Das Initialperiderm wird meist nach kurzer Zeit durch tieferliegende Folgeperiderme ersetzt, was man sich z.B. bei der Flaschenkorkgewinnung zu Nutze macht. Sind nacheinander mehrere Peridermschichten gebildet worden, so bezeichnet man dann das gesamte Rindengewebe, welches außerhalb des jeweils innersten Korkkambiums liegt, ungeachtet seiner Gewebekomponenten als Borke (= Rhytidom; rhytidos = Runzel).
Bezüglich der Geometrie der aufeinanderfolgenden Periderme unterscheidet man die folgenden Grundtypen der Borkenbildung:
Schuppenborke: Die aufeinanderfolgenden Periderme schneiden schuppenförmige Gewebebereiche aus der sekundären Rinde aus (Pinus, Platanus). Bei der Linde ist die Borke faserhaltig, sie bildet deshalb eine netzartige Struktur.
Streifenborke: Ringförmig die Achse umgebende Korklagen sind von Parenchymstreifen unterbrochen (Lonicera, Clematis, Vitis).
Ringelborke: Ringförmige Korkkambien umgeben die Achse vollständig (Betula sp.).
□ Lage der Borke im sekundären Phloem [Esau, K. 1969: 99]
□ Robinia pseudacacia; Rhytidom [Cutter, E.G. 1978: 12.6]
□ Platanus orientalis; Schuppenborke
□ Aristolochia sp.; Streifenborke
□ Betula sp.; Ringelborke
(Tafelzeichnung) Zustandekommen von Schuppen-, Streifen- und Ringelborke
3.2.7 Anormales sekundäres Dickenwachstum
Im Idealfall bildet das Kambium der Achse nach allen Seiten die gleiche Menge an Xylem bzw. Phloem. Es resultiert ein im Querschnitt kreisrunder Stamm, in dessen geometrischen Zentrum sich das Mark befindet. Diese Geometrie kann nun in unterschiedlicher Weise verändert sein, etwa durch ungleiche Teilungsaktivität des Kambiums, durch die Tätigkeit mehrerer aufeinanderfolgender Kambien oder andere Wachstumsvorgänge.
Von den in der Literatur zitierten (siehe Pfeiffer, H. 1929) und mit Namen belegten Formen des anomalen sekundären Dickenwachstums seien im Folgenden die bekanntesten und häufigsten vorgestellt.
(a) Corpus lignosum fasciatum
Der verbreiterte Holzkörper ist eine häufige und eher „normale“ Erscheinung. Jeder plagiotrope Ast zeigt eine exzentrische Lage des Marks, und eine ungleichmäßige Holzbildung auf dem Sprossumfang. Auch die Stammbasis der meisten Bäume sind nicht kreisrund, was extrem bei den sog. „Brettwurzeln“ zu sehen ist.
(b) Corpus lignosum lobatum
Beim gelappten Holzkörper produziert ein ringförmig geschlossenes Kambium auf seinem Umfang Holz mit verschiedener Intensität. Das Xylem zeigt daher einen gelappten Querschnitt, der aber von entsprechender Phloemproduktion zu einem kreisrunden Stammquerschnitt ausgeglichen wird.
(c) Corpus lignosum interruptum
Beim unterbrochener Holzkörper zerreißt das Kambium in einzelne Streifen mit unterschiedlicher Bildungsrate von Sekundärem Xylem. Diese Form des anomalen Sekundären Dickenwachstums ist typisch für viele Vertreter der Bignoniaceae (z.B. Doxantha unguis-cati). Bei Passiflora glandulosa (Passifloraceae) beginnt der Stamm mit fünf Stellen geringer Holzbildung. Während der Stamm dicker wird, wird immer wieder ein Bereich geringerer Holzbildung eingeschoben, so dass schließlich ein treppenförmiges Kambium mit abgestufter Teilungsintensität entsteht.
□ Doxantha unguis‑cati, corpus lignosum interruptum [Cutter, E.G. 1971: 4.19]
(d) Corpus lignosum circumvallatum
Beim umkleideter Holzkörper folgen mehrere Kambien und damit mehrere Xylem- und Phloemschichten konzentrisch aufeinander. Beispiele hierfür sind etwa Boerhavia diffusa (Nyctaginaceae) oder die Wurzel von Beta vulgaris (Chenopodiaceae). Auch abgeflachte Stämme können durch eine Aufeinanderfolge mehrerer Kambien entstehen, so bei Machaerium (Fabaceae), Anomospermum (Menispermaceae) oder Securidace (Polygalaceae).
□ Wurzel von Beta vulgaris
□ Bauhinia sp.; Corpus lignosum fasciatum (Johnston 1949: Pl. VI)
(e) Corpus lignosum compositum
Ein zusammengesetzter Holzkörper entsteht dadurch, dass die über weite Strecke in der Rinde verlaufende Blattspuren mit einem eigenen Kambium umgeben und ihrerseits einen Holzkörper bilden (z.B. Serjana).
□ Serjana sp.; corpus lignosum compositum [Cutter, E.G. 1971: 4.22]
3.2.8 Dickenwachstum der Monokotyledonen
Sekundäres Dickenwachstum ist bekannt bei z.B. Dracaena, Cordyline, Yucca, Aloe. Bei diesen Monokotyledonen kann das Primäre Verdickungsmeristem (PTM) seine Teilungstätigkeit wieder aufnehmen. Es wird dann Sekundäres Verdickungsmeristem genannt (STM). Im Querschnitt sieht man, dass in der kambialen Zone neue Leitbündel in sog. konjunktivem, parenchymatischen Gewebe gebildet werden. Die sekundär entstehenden Leitbündel sind konzentrisch mit Innenphloem.
(Tafelzeichnung) Zusammenhang von PTM und STM
□ Dracaena draco; Habitus
□ Musa sp., Aloe arborescens u. Dracaena sp., PTM und STM (Fahn, A. 1974: 188)
Kurzinfo
- BIO.0001.003
Allgemeine Botanik - Dr. Jürgen R. Hoppe
- Vorlesung
- 2 SWS
Notizen / Zeichnungen: