Zertifikanden 2020 virtuell verabschiedet

(v.l.:) Dr. Cornelia Estner, Dr. Selina Weiß, Andreas Steur, Rebekka Kesberg, Dr. Ulrich Galster, PD Dr. Tamás Röszer, Dr. Stephanie Weißinger.

Im Rahmen einer kleinen, virtuellen Feier wurden am Freitag, 26. März 2021, Absolvent*innen 2020 des Hochschuldidaktik-Zertifikats Baden-Württemberg gewürdigt. Insgesamt zehn Zertifikanden durfte Dr. Cornelia Estner gratulieren, wovon sechs an der Online-Verabschiedung teilnahmen.

Formal umfasst die gesamte hochschuldidaktische Weiterbildung einen Arbeitsaufwand von insgesamt 200 AE. Die Teilnehmer*innen lernen in Form von Workshops, Hospitationen und schriftlichen Reflexionen sowohl hochschuldidaktische Grundlagen als auch verschiedene spezifische Themen und Methoden kennen.

Mit Blick auf die Entwicklung eines eigenen didaktischen Profils der Teilnehmer*innen sind die individuellen Projekte im Rahmen von Modul „Lehren und Lernen III“ besonders interessant. Ziel hierbei ist es, dass die Teilnehmer*innen Grundsätze und Varianten didaktischen Handelns im Lehralltag sicher umsetzen und weiterentwickeln können. Dazu wählen die Teilnehmer*innen aus verschiedenen Varianten für die Gestaltung von Modul III ihren individuellen Schwerpunkt, die im Folgenden für alle Absolvent*innen in 2020 kurz dargestellt werden.

Die Zertifikanden 2020 und ihre Schwerpunkte

Sabrina Beckmann hat in ihrem didaktischen Lehrexperiment ihr Bachelorseminar „Putting the „S“ back in Corporate Social Responsibility“ unter didaktischen Gesichtspunkten komplett in eine online-Veranstaltung umgearbeitet. Für Sabrina Beckmann ist „Unternehmensethik und CSR“ ein sehr wichtiges Thema, das sie anhand von vier Skandalen in Kleingruppen bearbeiten ließ. Insgesamt hat sie die Vorteile einer Online-Lehrveranstaltung wie z.B. zeitliche und örtliche Flexibilität geschickt zu nutzen gewusst und hat sich damit ein „krisensicheres“ Konzept gebaut. Die Nachteile der digitalen Lehrform hauptsächlich in Form der fehlenden persönlichen Interaktion konnte sie durch hervorragende Betreuung und die Bereitstellung diverser Austauschmöglichkeiten (z.B. durch Forum, Webex-Sprechstunde) zumindest aus Studierendensicht gut kompensiert werden.

Im Bereich „additive Schlüsselqualifikationen“ hat Ulrich Galster eine interdisziplinäre Veranstaltung kreiert mit dem Titel „Zeige deine Erfindung – Medieneinsatz bei technischen Projekten“. Primär hat diese Veranstaltung zum Ziel, durch anwendungsnahe studentische Projekte die Motivation fürs Studium zu fördern und eine Identifikation mit dem Studienfach zu erreichen. Ulrich Galster begleitete Studierende dabei, in Teamarbeit ein technisches Projekt weitgehend autonom planen und durchführen zu lassen. Als Leistungsnachweis sollte ein kurzes Präsentationsvideo erstellt werden, das einem größeren Publikum vorgeführt wurde. Das beste Video wurde von einer dreiköpfigen Jury ausgezeichnet. Ulrich Galster hat mit diesem Seminar exzellente Leistungen aus den Studierenden herauskitzeln können, ein Beispielvideo finden Sie hier.

In ihrem didaktischen Experiment hat Rebekka Kesberg ein sog. empirisches Praktikum für BA-Studierende der Psychologie auf Basis hochschuldidaktischer Grundlagen umstrukturiert und dabei drei Hauptziele verfolgt: Neben einer Reduktion des Vorbereitungs- und Zeitaufwands für sich als Dozentin wollte sie einen intensiveren Austausch zwischen den Kleingruppen ermöglichen und nicht zuletzt den Studierenden vermitteln, ein ge- oder misslungenes Experiment richtig einzuordnen und damit die Frustration mit dem Experiment u.U. zu vermindern. Es ist zu resümieren, dass Rebekka Kesbergs didaktisches Experiment überaus erfolgreich verlief und sie alle drei Hauptziele fast zu 100% erreicht hat.

Eva Maria Messner hat im Rahmen ihres Lehrexperiments ein neues Seminar angeboten, das dem Wunsch der Master-Studierenden nach einer vielfältigeren klinischen Psychotherapie-Lehre nachkommen sollte. In dem Seminar vermittelte sie die Grundlagen der systemischen Therapie und ließ die Studierenden das Wissen in eigener praktischer Arbeit und Übung vertiefen. Die überaus erfolgreiche Umsetzung ihres Konzepts spiegelte sich nicht nur in den qualitativ sehr guten Hausarbeiten der Studierenden wieder, sondern Eva-Maria Messner kann sich auch über die hervorragende Evaluation schon nach dem ersten Durchlauf freuen.

Mit großem Engagement hat Jana Riegger-Koch ihre ursprüngliche Präsenzveranstaltung mit dem Titel „Stammzelltherapie und Tissue Engineering“ in ein didaktisch sehr hochwertig aufbereitetes Online-Format gebracht. Über die Didaktik hinaus sah Jana Riegger-Koch in der Neustrukturierung die große Chance, das für die Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden seit Jahren eher unattraktiv und damit wenig gebuchte Wahlpflichtfach deutlich attraktiver zu machen. Jana ist es damit nicht nur gelungen, das Wahlfach „in neuem Glanz“ erstrahlen zu lassen und Studierende dafür begeistert zu haben. Sie hat es darüber hinaus geschafft, ganz im Sinne des Constructive Alignment die Lernergebnisse mittels eines online-konformen Leistungsnachweises im Stile eines 4-5seitigen Essays überprüfbar zu machen, die - abgesehen von der noch ausbaufähigen Kompetenz des Zitierens - auch durchaus akzeptabel waren.

Tamás Röszer hat sich innerhalb seines Modul III-Projekts mit der didaktischen Gestaltung von multikultureller Teamarbeit in seiner Vorlesungsreihe „Biologie und Zellbiologie“ für internationale Studierende beschäftigt, die im Advanced Materials- oder Physik-Masterprogramm eingeschrieben sind. Durch den durchdachten Einsatz von insbesondere kooperativen Lehrmethoden gelang es ihm, in einer höchst-multikulturellen Gruppe potentiell resultierende Konflikte zu antizipieren und sie entweder zu vermeiden oder im Zweifel im Keim aufzugreifen. Darauf aufbauend schaffte er eine lernförderliche Atmosphäre, in der eine aktive und konstruktive Zusammenarbeit unter den Studierenden, aber auch zwischen Dozent und Studierenden bestens möglich war.

In ihrem Lehrexperiment hat Dana Schultchen ihr interdisziplinäres Seminar „Founder´s Garage“ konzipiert. Das innovative Lehrkonzept hatte zum Ziel, Studierenden in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, eine Idee aus der bzw. für die Geschäftswelt zu generieren und in ein Businessmodell zu übertragen. Insbesondere mittels sogenannter „Design-thinking-Methoden“ sollen die Studierenden zum unternehmerischen Denken und Handeln angeregt werden. Diese schätzten v.a. die hohe Praxis- und Anwendungsnähe und die Förderung des Vertrauens in eigene Ideen und deren Ausgestaltung. Dana Schultchen und ihr Team haben für dieses überaus erfolgreiche Konzept auch den Lehrpreis 2019 erhalten.

Andreas Steur hat im Rahmen seines Lehrexperiments die Übung „Digitale Plattformen“ zur Wahlpflicht-Veranstaltung „Gestaltung und Steuerung von Wertschöpfungsnetzwerken“ für Masterstudierende unterschiedlicher Studiengänge unter didaktischen Gesichtspunkten umgestaltet. Neben themenbezogenen Kompetenzen sollten auch Softskills und soziale Kompetenzen wie z.B. Diskussions- und Präsentationsfähigkeit der Studierenden gestärkt und intensiviert werden. Andreas Steur konnte sein Experiment überaus erfolgreich durchführen und abschließen.

Selina Weiß übernahm an der Hochschule Aalen einen Lehrauftrag, innerhalb dessen sie völlig eigenverantwortlich und inklusive Prüfungsberechtigung eine Vorlesung zum Thema „Persönlichkeitspsychologie“ für Drittsemester der Wirtschaftspsychologie neu konzipiert hatte. Die besondere Herausforderung dabei bestand neben der Festlegung von Lernzielen und Inhalten v.a. in der genauen Passung für die unbekannte Zielgruppe, die noch dazu bezüglich Bildungshintergründen und ggf. Berufserfahrungen überaus heterogen war. In Summe war der erste Durchlauf sehr erfolgreich, zumal Selina Weiß aufgrund dieser kompletten Eigenständigkeit wertvolle Erfahrungen für sich sammeln konnte, die sie auch für die Lehrtätigkeiten an der Uni Ulm weitergebracht haben.

Mit der Pathologie vertritt Stephanie Weißinger einen eigentlich sehr wichtigen medizinischen und interdisziplinären Schlüsselbereich, der leider viel zu wenig Beachtung findet. Mit Beginn ihrer Tätigkeit im Lehrkrankenhaus Göppingen reformierte Stephanie Weißinger das Curriculum und führte erstmals die Pathologie in die studentische Ausbildung ein. Hierfür entwickelte sie unter Berücksichtigung hochschuldidaktischer Konzepte eine Lehrveranstaltungsreihe, die neben einer theoretischen Bandbreite auch zahlreiche praktische Anteile beinhaltet – mit großem Erfolg, wie die Evaluationen zeigen.