Kaiserliche Klänge vor der Fußball-Krönung

Universitätschor unter der Leitung von Albrecht Haupt singt Haydns Theresienmesse in der Pauluskirche Von Dagmar Hub

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Hervorragende Solisten: (von links) Sönke Morbach, Alexander Efanov, Frauke Willimczik und Katarzyna Jagiello.

Foto: Dagmar Hub

 

Obwohl die Aufführung von Joseph Haydns Theresienmesse nur drei Stunden vor dem Anpfiff des WM-Finales lag, schaffte es der Ulmer Universitätsmusikdirektor Albrecht Haupt einmal mehr, dass die Pauluskirche voll besetzt war. Dem 1976 von Haupt selbst gegründeten Universitätschor gelang mit seinem Haydn-Programm eine strahlende Aufführung, die Glanz vor allem durch die sorgfältig ausgewählten Solisten bekam.

Deren Stimmen passten in der Theresienmesse – die so heißt, weil sie Maria-Theresie, der letzten Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches, gewidmet sein soll – großartig zusammen: Frauke Willimczik (Alt), Katarzyna Jagiello (Sopran), Alexander Efanov (Tenor) und Sönke Morbach (Bass) verliehen der letzten der großen Messen Haydns Klangschönheit, und es ist zu hoffen, dass Jagiello nach ihrem anstehenden Abschied vom Theater Ulm immer wieder zu solchen Konzerten in die Münsterstadt zurückkommen wird.

Agierte der Universitätschor in der vorangestellten „Hymne an Gott für Chor und Orgel“ noch etwas vorsichtig, so zeigte er seine volle Stimmkraft in der Aufführung der Theresienmesse – dies, obwohl beim Unichor naturgemäß die Besetzung einer weitaus größeren Fluktuation ausgesetzt ist als bei anderen Chören. Die jungen Studierenden des Universitätschors wie dessen langjährige Mitglieder engagierten sich gleichermaßen gemeinsam, um beispielsweise das über weite Strecken ohne solistische Beteiligung konzipierte Credo der Messe kraftvoll und harmonisch erklingen zu lassen.

Joseph Haydns „Konzert für Orgel und Orchester Nr. 2“ allerdings verlangte Haupt volle Konzentration ab: Einmal mehr begingen Zuhörer den Fehler, zwischen den Sätzen zu applaudieren, was die Versenkung der Musiker des Concerto Tübingen ins Werk schadete.

Als einfühlsame Organistin war Angelika Hirsch zu erleben, die in der Schweiz lebende und dort auch als Cembalistin sehr bekannte in Ulm geborene Tochter Albrecht Haupts.

 

Neu-Ulmer Zeitung vom 16. Juli 2014
- mit Zustimmung der Verfasserin -

Uni-Chor: Heitere Hommage an Haydn

Klangschönheit im Großaufgebot: Universitätschor, Concerto Tübingen und Gesangssolisten boten in der Pauluskirche Werke von Joseph Haydn.

Hellseherei oder Zufall? Jedenfalls ein gutes Omen: Haydn pur beim Semesterabschlusskonzert des Universitätschors unter Albrecht Haupts Gesamtleitung. Die Chordamen in Schwarz mit roter Ansteckblume bekannten am frühen Sonntagabend Farbe. Das Gold lieferten sozusagen drei Werke voller Klangschönheit, die zur festlich-heiteren Hommage an den Meister gerieten. Und später dann Haydn zum Vierten: die deutsche Nationalhymne beim WM-Endspiel.

Zur besinnlichen Einstimmung bot Haupt in kluger Dramaturgie Haydns selten zu hörende "Hymne an Gott". Zwar schmälerte die heikle Akustik in der recht voll besetzten Pauluskirche die Textverständlichkeit, doch der Wohlklang des fast 80-köpfigen strahlkräftigen Uni-Chores machte das im partnerschaftlichen Dialog mit Angelika Hirsch am Orgelpositiv wett.

Sprühende Musizierlaune verbreitete auch das souverän aufspielende Concerto Tübingen im festlichen C-Dur-Konzert Nr. 2. Den Genuss konnte die Einsatz-Wiederholung zum idyllischen Adagio-Mittelsatz, einem Missverständnis nach irritierendem Zwischenapplaus, kaum trüben. Das von Haupt befeuerte Allegro strotzte im tänzerischen Musizierglück: Streicherbrillanz, Trompetenglanz und duftig silbriges Passagenwerk der Orgel.

Haydn wurde oft zu große Weltlichkeit in seinen Sakralwerken vorgeworfen. Der Gedanke an Gott mache ihn eben fröhlich, konterte er gewitzt. Ein Juwel ist die Theresienmesse, die der Genius für seinen Dienstherrn Fürst Esterházy schrieb. Ihren volkstümlichen Beinamen erhielt sie, weil sie Marie Therese, der Gattin von Kaiser Franz I., gewidmet sein soll.

Frisch und lebendig agierte das leistungsfähige Großaufgebot. Prachtvoll und breit angelegt vor allem das "Gloria", ergreifend die variierte "Misere"-Bitte.

Die kontrastreiche Gestaltung der großen Chorpartien, darunter etwa die "Amen"-Fuge im "Credo", der akkurate Orgelpart und die einfühlsame Begleitung des um weitere Bläser aufgestockten Orchesters ergänzte ein exzellentes, etwas soprandominiertes Solistenquartett: Katarzyna Jagiello (Sopran) und Frauke Willimczik (Alt) vom Theater Ulm sowie Alexander Efanov (Tenor) und Sönke Morbach (Bass). Ihr "Agnus Dei" im Wechsel mit mächtigen Chor-Unisoni ging regelrecht unter die Haut.

Minutenlanger Beifallsturm und Blumen.

Christa Kanand

Veröffentlicht in der Südwest-Presse am 15.07.2014
- mit Zustimmung der Verfasserin -

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