Start des Verbundprojekts „Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt“

Ulm University

Am 1. Januar 2019 ist das Verbundprojekt „Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt“ (LidA) gestartet, welches durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Der Ausgangspunkt des Projekts bildet die Frage, wie unternehmens- und mitarbeiterindividuelle Lehr- und Lernmodule, als personennahe Dienstleistungen, die Beschäftigten für die Herausforderungen des digitalen Wandels befähigen können. Diese Fragestellung untersucht das International Performance Research Institut (IPRI) als Verbundkoordinator gemeinsam mit der Abteilung für Lehr-Lernforschung des Instituts für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm und anderen Forschungs- sowie Industriepartnern in den kommenden drei Jahren.

Digitaler Wandel verändert die Kompetenzanforderungen der Beschäftigten

Aufgrund der Digitalisierung befindet sich sowohl die Industrie als auch die Gesellschaft in einem fundamentalen Wandel. Die Vernetzung von Mitarbeitern und Maschinen sowie die zunehmende Automatisierung wird die Rolle der Beschäftigten im industriellen Wertschöpfungsprozess fundamental verändern. Die Aufgabenbereiche nahezu aller ca. 1,1 Mio. Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau werden sich in den kommenden Jahren wandeln. Beispielsweise müssen die Beschäftigte in modernen Montagelinien in der Lage sein, Informationen schnell zu verarbeiten, selbstständig Entscheidungen abzuleiten und eigenverantwortlich zu handeln. „Für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ist es wichtig, die Chancen dieser Veränderungen zu erkennen und sie für die Zukunft in bedarfsgerechte Lösungen umzusetzen“ sagt Prof. Dr. Mischa Seiter, Professur für Wertschöpfungs- und Netzwerkmanagement an der Universität Ulm sowie Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des IPRI.

In dieser neuen Arbeitsumgebung ist eine bedarfsgerechte Kompetenzentwicklung in Form von personennahen Dienstleistungen unabdingbar. Zudem zeigt sich, dass kontinuierliches und lebenslanges Lernen einer der grundlegenden Bausteine für einen erfolgreichen digitalen Wandel ist.

Folglich ist arbeitsbezogene Kompetenzentwicklung aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher sowie sozialer Perspektive ein zentraler Schlüsselaspekt für die mittelfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Industrieunternehmen haben bislang jedoch meist nur bedingt Kenntnisse über die bevorstehenden Veränderungen und die sich daraus ergebenden Kompetenz-anforderungen an die Mitarbeiter. Somit fällt es ihnen schwer, adäquate und vor allem individualisierte Weiterbildungsmaßnahmen zu konzipieren. Demzufolge ist die zentrale Forschungsfrage des Forschungsvorhabens:

Wie können unternehmens- und mitarbeiterindividuelle Lehr- und Lernmodule als personennahe Dienstleistungen die Beschäftigten für die Herausforderungen des digitalen Wandels befähigen?

Befähigung der Beschäftigten für die Herausforderungen des digitalen Wandels

Ziel des Verbundprojekts LidA ist es, individuelle Kompetenzbedarfe zu identifizieren, mitarbeiterspezifische Lernentwicklungspfade zu entwickeln sowie stetig Wissen mittels passender Didaktik in Lehr- und Lernmodule zu überführen und auf einer Lehr- und Lernplattform bereitzustellen. Insgesamt lässt sich dieses Ziel in vier Teilziele unterteilen, die im Rahmen von drei Fallstudien in den Industrieunternehmen des Verbundprojekts umgesetzt werden sollen.

Das erste Teilziel beinhaltet die Identifikation des Kompetenzbedarfs anhand der Prognose aus einschlägiger Literatur und konsensbasierter Expertenbefragung unter Einbezug der aktuellen Technologieentwicklung. Darauf folgt im zweiten Ziel die Entwicklung einer reifegradbasierten Kompetenzlandschaft für die betreffenden Beschäftigten, in der die jeweiligen Vorkenntnisse und benötigten Fähigkeiten integriert werden. Diese soll als Orientierungshilfe dienen, um den Beschäftigten, Führungskräften und der Personalentwicklungsabteilung Entwicklungs- und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.

Innerhalb des dritten Teilzieles steht die Ausgestaltung der Lernmodule mittels dedizierten Lehr- und Lernmethoden im Vordergrund, wobei eine kontinuierliche Kompetenzvermittlung angestrebt wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lehr- und Lernkonzepten, die meist auf die reine Vermittlung von Wissen abzielen, adressiert das Forschungsprojekt LidA eine individualisierte, kontextbezogene Kompetenzentwicklung mittels Lernmodulen, die die Beschäftigten proaktiv in Anspruch nehmen können. „Digitalisierungskompetenz bedeutet nicht nur mit immer neuen digitalen Tools umgehen zu können, sondern auch zu erkennen, wann ich welchen Lernbedarf habe und wie ich diesen effektiv angehen kann“, sagt Prof. Dr. Tina Seufert, Abteilung für Lehr-Lernforschung des Instituts für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm.

Die erstellten Module werden in dem vierten und letzten Teilziel auf einer validierten Open-Source-Plattform für eine barrierefreie Nutzung zur Verfügung gestellt. Die Plattform liefert internen und externen Nutzern Lehr- und Lerninhalte, die diese mithilfe themenspezifischer Module und Pfade abrufen und nutzen können, und beinhaltet zudem eine Analysefunktion, die Entwicklungsstufen der Nutzer dokumentiert, so dass diese ihre Fortschritte verfolgen können. Die Lehr- und Lernplattform soll einem breiten Nutzerkreis, speziell KMU, eine bedarfsgerechte Schulung der Mitarbeiter im Zeitalter des digitalen Wandels gewährleisten. Es wird neben dem Kompetenznavigator auch sichergestellt, dass die Mitarbeiter die Plattform bedienen können. Dabei steht nicht nur die Nutzung, sondern auch die stetige Entwicklung neuer Inhalte für den sich im Zeitablauf wandelnden Kompetenzbedarf im Vordergrund. Es werden zudem Einführungshilfen sowie Schulungskonzepte für die Beschäftigten entwickelt und erprobt.

Partner des Verbundprojekts LidA

Im Verbundprojekt „LidA“ forschen wissenschaftliche Einrichtungen gemeinsam mit Partnern aus der Praxis. Zu den wissenschaftlichen Einrichtungen zählen das International Performance Research Institute (IPRI), geleitet von Herrn Prof. Dr. Mischa Seiter (ebenfalls Professor für Wertschöpfungs- und Netzwerkmanagement am Institut für Technologie- und Prozessmanagement der Universität Ulm), und die Abteilung für Lehr-Lernforschung des Instituts für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm, geleitet von Frau Prof. Dr. Tina Seufert. Zudem wird das Verbundprojekt wissenschaftlich unterstützt durch das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen.

Diese wissenschaftlichen Institute werden ergänzt durch namhafte Partner aus der Industrie, die eine praxisorientierte Forschung gewährleisten. Zu den Praxispartnern gehören die Databay AG, leifos GmbH, Mauser + Co. GmbH und TRUMPF GmbH & Co KG sowie Volkswagen AG. Das Verbundforschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.

Fokus des IPRI liegt auf der Gestaltung der Lehr-Lernplattform

Im Rahmen des Verbundprojekts LidA wird sich das IPRI auf die nachhaltige Gestaltung der Lehr-Lernplattform fokussieren. Hierzu sind zunächst die erfolgskritischen Einflussfaktoren (z.B. Skalierungsstrategie, Feedbacksysteme) für die erfolgreiche Realisierung einer Open Source-Plattform zu identifizieren. Diese Einflussfaktoren sind durch geeignete Mechanismen zu operationalisieren. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf der technischen Umsetzung, sondern auf den betriebswirtschaftlichen Fragestellungen rund um die Gestaltung einer Plattform. In Zusammenarbeit mit den Verbundprojektpartnern ist die gestaltete Lehr-Lern-Plattform umzusetzen und zu validieren.

Abteilung Lehr-Lernforschung fokussiert die Entwicklung von individuellen Lernpfaden

Das Ziel der Abteilung für Lehr-Lernforschung des Instituts für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm ist es, individuelle Lernpfade zu abzuleiten, mit denen sich Beschäftigte mit Hilfe eines Kompetenznavigators individuell selbst einordnen und passende Lernangebote auswählen können. Dazu entwickelt die Lehr-Lernforschung aufbauend auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen neue Instrumente, um die Lernfähigkeiten zu erfassen. Zusätzlich plant die Abteilung auch die Förderung von Selbstlernkompetenz zu forcieren, da durch den fortschreitenden digitalen Wandel durchgehend veränderte Kompetenzen erforderlich sind.

Kontakt für interessierte Unternehmen

Ansprechpartner für das Verbundprojekt LidA ist Frau Felicitas Heering (fheering@ipri-institute.com, +49 711 6203268 8004).

”Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ (02K17A040) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.”

 

Über IPRI:
Das International Performance Research Institute (IPRI) ist ein gemeinnütziges Forschungsinstitut auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre. Unter der Leitung von Prof. Dr. Mischa Seiter betreibt das Institut international angelegte Forschung mit dem Schwerpunkt auf Controlling sowie Performance Measurement und Management von Unternehmen und Unternehmensnetzwerken sowie öffentlichen Organisationen. Im Mittelpunkt steht die Durchführung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten und Studien.

 

Weitere Informationen unter:

www.ipri-institute.com