Forschungsprofil

Die im Juli 2012 in der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften eingerichtete rechtswissenschaftliche Professur für Wirtschafts- und Steuerrecht ist zum 1. Juli 2025 in das neu gegründete Institut für Wirtschafts- und Steuerrecht sowie Digitalisierung des Rechts ausgegliedert worden. Diese institutionelle Neuausrichtung unterstreicht die gewachsene Bedeutung der Digitalisierung in der Rechtswissenschaft und schafft optimale Voraussetzungen für interdisziplinäre Forschung an der Schnittstelle von Recht und Technologie.

Forschungsschwerpunkte

Der Forschungsschwerpunkt liegt im nationalen und internationalen Unternehmens-, Finanz- und Steuerrecht mit besonderem Fokus auf der Digitalisierung des Rechts. Die Forschung gliedert sich in drei systematisch vernetzte Säulen:

Wirtschaftsrecht behandelt grundlegende Fragen des Zivil-, Gesellschafts-, Bilanz- und Kapitalmarktrechts sowie der Wirtschaftsprüfung. Erforscht werden darin auch Struktur- und Einzelfragen des Vereins- und Stiftungsrechts, neue Rechtsformoptionen zur nachhaltigen Unternehmensführung, ESG-Sorgfaltspflichten sowie Rechtsfragen des Einsatzes von Systemen der Künstlichen Intelligenz und Blockchain-Technologien im Unternehmensrecht.

Steuerrecht behandelt Grundfragen der Steuerrechtsordnung im deutschen, europäischen und internationalen Steuerrecht. Die aktuelle Forschung umfasst dabei in besonderen Schwerpunkten das Bilanz- und Unternehmenssteuerrecht, die Kapitaleinkommens- und Investmentbesteuerung, das Recht der Doppelbesteuerungsabkommen, das Erbschafts- und Schenkungsteuerrecht sowie steuerrechtliche Fragen des Einsatzes von KI-Systemen, Blockchain-Technologien und neuen digitalen Geschäftsmodellen.

Digitalisierung des Rechts erforscht Möglichkeiten der Digitalisierung der Rechtsetzung und Wege zur Entwicklung digitaltauglichen Rechts, Methoden computergestützter Rechtsfindung und Rechtsberatung sowie innovative Ausbildungsinhalte und -methoden im Bereich Legal Tech und Data Science & Law.

Interdisziplinäre Vernetzung und Methodenansatz

Das Institut profitiert von einzigartigen Anknüpfungsmöglichkeiten in der Fakultät, insbesondere zu den Bereichen Business Analytics (Wirtschaftsinformatik), Wirtschaftsprüfung, Versicherungswissenschaften, Unternehmensfinanzierung, Wirtschaftsmathematik, Statistik und Behavioral Economics. Die Einbettung in eine ingenieur- und naturwissenschaftlich ausgerichtete Universität und die innovationsstarke Wirtschaftsregion Ulm eröffnen besondere Potenziale für die Anwendung quantitativer Methoden in der Rechtswissenschaft.

Zentrale Querschnittsthemen bilden die Methoden und die Grenzen der teleologischen Auslegung und der wirtschaftlichen Betrachtungsweise im Privat-, Bilanz- und Steuerrecht, das Zusammenspiel von Kapitalmarkt- und Steuerrecht, das internationale Gesellschafts- und Steuerrecht sowie die Behandlung grenzüberschreitender Kapitaleinkommen. In interdisziplinären Verbünden widmet sich das Institut der Anwendung von Distributed-Ledger-Technologien sowie Legal Tech-Anwendungen.

Wissenschaftlicher Anspruch und gesellschaftliche Relevanz

Die Forschung verbindet den Anspruch auf international sichtbare wissenschaftliche Beiträge mit praxisrelevanten Impulsen für die Fortentwicklung des Rechts. Im Gesellschafts- und Steuerrecht steht die Neutralitätsfunktion der Wissenschaft im Vordergrund. Ziel ist die Entwicklung gerechter, praktikabler und im internationalen Systemwettbewerb wettbewerbsfähiger Handlungsvorschläge für Rechts- und Steuerpolitik, Rechtsprechung sowie Beratungs- und Verwaltungspraxis.

Die besondere Stärke des Instituts liegt in der systematischen Verbindung traditioneller rechtswissenschaftlicher Methoden mit innovativen Ansätzen der Digitalisierung. Diese Kombination ermöglicht es, sowohl bewährte rechtliche Strukturen zu erforschen als auch zukunftsweisende Lösungen für die Herausforderungen der digitalen Transformation zu entwickeln.