1 Der Kormus / Die Kormophyten
Die Vorlesung befasst sich mit Morphologie, Anatomie, Anpassung und Funktion der verschiedenen Teile vor allem der sog. Kormophyten (= Kormobionta, = Gefäßpflanzen). Hierzu zählen wir alle diploiden Landpflanzen. Ihr Vegetationskörper, der Kormus, zeigt typischerweise eine Gliederung in die drei sog. Grundorgane nämlich die Achse, die Blätter und die Wurzel.
1.1 Die Stellung der Kormophyten im System der Pflanzen
Die Vorlesung befasst sich mit Morphologie, Anatomie, Anpassung und Funktion der verschiedenen Teile vor allem der sog. Kormophyten (= Kormobionta, = Gefäßpflanzen). Hierzu zählen wir alle diploiden Landpflanzen. Ihr Vegetationskörper, der Kormus, zeigt typischerweise eine Gliederung in die drei sog. Grundorgane nämlich die Achse, die Blätter und die Wurzel.
1.1 Die Stellung der Kormophyten im System der Pflanzen
Zu den Kormophyten (Gefäßpflanzen) zählen wir heute die Abteilungen der Farngewächse (Psilophytatae, Psilotatae, Lycopodiatae, Equisetatae, Marattiatae und Filicatae), der Progymnospermen (Archaeopteridatae) und die Samenpflanzen (Spermatophyta). Die Spermatophyten können weiter eingeteilt werden i die Klassen der „Gymnospermen“ (Cycadatae, Ginkgoatae, Pinatae und Gnetatae), sowie die "Angiospermen" (Magnoliatae). Die Magnoliatae, welche vor allem Inhalt dieser Vorlesung sind, werden in dem neueren Systematiken in die (kategorielosen) Gruppen der „Basalen Ordnungen“, der „Monokotyledonen“ und „Eudikotyledonen“ eingeteilt.
1.2 Die Entstehung des Kormus
Obwohl man alle genannten Gruppen als Kormophyten bezeichnet, besitzen vor allem einige Fossilien noch nicht die typische Gliederung in Achse, Blatt oder Wurzel - kurz - es haben "noch" nicht alle typische Blätter. Man fragt sich also zunächst, wie denn diese Blätter entstanden sind und ob denn die "Blätter" nur einmal in der Evolution entstanden (monophyletisch) sind oder ob sie sich nicht auch völlig unabhängig voneinander mehrfach entwickelt haben könnten (polyphyletisch). Zur "Entstehung" des Kormus gibt es natürlich eine ganze Anzahl von Theorien, wobei je nach Theorie mehr morphologische oder phylogenetische Aspekte im Vordergrund stehen. Hier seien zwei dieser Theorien vorgestellt.
1.2.1 Enationstheorie
Die Enationstheorie beschreibt die Entstehung der Blätter aus Emergenzen (= Enationen). Am Anfang der Ableitungsreihe stehen nackte Formen wie etwa Rhynia (Psilophytatae). Psilotum (Psilotatae) besitzt Emergenzen (Blättchen), die aber nicht innerviert sind. Bei dem fossilen Asteroxylon (Psilophytatae) zweigt in Höhe des "Blättchens" vom Achsenleitbündel ein seitliches Leitbündel ab, welches aber "noch" nicht in das Blättchen hineinreicht. Bei den Bärlappen (auch deren fossilen Vorfahren) findet sich schließlich eine vollständige Innervierung der Blättchen.
Alle Blätter, die man sich auch diese Weise entstanden denkt, bezeichnet man als sog. Mikrophylle. Sie kommen vor bei den Psilophytatae, den Psilotatae, den Lycopodiatae und den Equisetatae (?).
(Tafelzeichnung) Enationstheorie
1.2.2 Telomtheorie
Die Telomtheorie "erklärt" die Entstehung der Blätter und anderer Organe durch die 5 sog. Elementarprozesse aus einfachen Endverzweigungen (= Telomen) der ursprünglichen Landpflanzen wie etwa Rhynia (Psilophytatae).
Die Elementarprozesse sind die
- Übergipfelung
- Planation
- Verwachsung
- Einkrümmung
- Reduktion
Die Blätter der Filicatae und der restlichen Landpflanzen, also der Gymnospermen und der Angiospermen kann man sich durch Planation und Verwachsung von ursprünglich räumlich verzweigten Wedeln entstanden denken.
(Tafelzeichnung) Elementarprozesse der Telomtheorie
□ Protopteridales (Strasburger 743)
□ Entstehung der Makrophylle nach der Telomtheorie [Foster, A.S., Gifford, E.M.jr. 1974: 3‑12]
1.3 Evolution der Kormophyten
In Kürze kann die Evolution der (diploiden) Landpflanzen folgendermaßen zusammengefasst werden.
Zu Ende des Silurs traten mit den Psilophytatae die ersten Landpflanzen auf. Zu dieser Gruppe gehören Pflanzengruppen mit schon sehr verschiedenem Erscheinungsbild, die nackten, blattlosen Rhyniales oder Trimerophytales und auf der anderen Seite die Asteroxylales und Zosterophylales mit zahllosen kleinen Blättchen.
Die heute noch lebenden Pteridophytengruppen der Lycopodiatae und eventuell der Equisetatae haben sich höchstwahrscheinlich aus den letztgenannten Gruppen entwickelt.
Die Psilotatae, die Filicatae und die Samenpflanzen entstanden aus den blattlosen Formen. Die früher zu den sog. Primofilices oder auch noch zu den Psilophytatae gerechneten Aneurophytales (= Protopteridales) stellt die Basisgruppe für die weitere Entwicklung der Filicatae und der Samenpflanzen dar. Zusammen mit den Archaeopteridales und der kleinen Gruppe der Protopityales zählt man sie heute zu den Progymnospermen.
Aus diesen Progymnospermen haben sich dann die Gymnospermen in drei mehr oder weniger unabhängigen Linien herausgebildet, und zwar hin zu den Ginkgoatae, den Pinatae und den Lyginopteridatae.
Aus den Lyginopteridatae entwickelten sich die heutigen Gnetatae (Gnetum, Welwitschia, Ephedra), die Cycadatae und die Magnoliatae.
□ Rhyniopsida [Foster, A.S., Gifford, E.M.jr. 1974: 7‑1]
□ Psilotum triquetrum; Habitus
□ Lycopodium clavatum; Habitus
□ Equisetum telmateia; Habitus
□ Archaeopteris (Foster, A.S., Gifford, E.M.jr. 1974: 14-5)
□ Baumfarn (H.B. San Francisco)
□ Ginkgo biloba; Habitus
□ Taxodium distichum; Habitus
□ Welwitschia mirabilis; Habitus
□ Dioon edule; Habitus
□ Asteroxylon, Protolepidodendron [Foster, A.S., Gifford, E.M.jr. 1974: 9‑14]
Kurzinfo
- BIO.0001.003
Allgemeine Botanik - Dr. Jürgen R. Hoppe
- Vorlesung
- 2 SWS
Notizen / Zeichnungen: