Elektrochemische Theorie
Schweden, 1812


Jöns Berzelius kam auf Grund mehrjähriger Experimente 1812 zu der Überzeugung, "dass jeder chemische Prozess, er mag nun innerhalb oder außerhalb dem Wirkungskreise der elektrischen Säule vor sich gehen, auch zugleich ein elektrischer ist, und überhaupt dass keine Verwandtschaftsäußerung ohne die Mitwirkung der Elektrizitäten möglich ist."

Er ging davon aus, dass ein "Körper" zunächst - im Gegensatz zu Humphry Davys Auffassung - keine Ladung hat, sobald aber ein anderer sich mit ihm chemisch verbindet, beide entgegengesetzt geladen werden. "... die Elemente der entstandenen Verbindung lassen sich nunmehr nicht trennen oder in ihre ursprüngliche Form versetzen, ohne dass die Verbindung einer großen Masse verteilter Elektrizität ausgesetzt wird, z.B. in dem Wirkungskreis der elektrischen Säule, wobei die Elektrizitäten die Elemente trennen, jedes nach seiner zugehörigen Seite ziehend, wie es durch die Versuche mit der elektrischen Säule schon lange bekannt gewesen ist, und die Elektrizitäten stellen sie dabei mit ihren ursprünglichen Charakteren und Eigenschaften begabt wiederum dar." Über den genauen Ablauf dieser elektrochemischen Vorgänge wagte Berzelius - nach eigenen Angaben - noch keine Vermutung zu äußern.

Die Quelle der Spannung in Voltaschen Säulen verlegte Berzelius an die Berührstellen des Metalls mit der Flüssigkeit der Zwischenschicht. Die Ursache der Spannung führte er auf die dort stattfindenden chemischen Vorgänge zurück: "Das Verhältnis der chemischen Verwandtschaften zu den Elektrizitäten ist von der Art, dass überall, wo die Verwandtschaften wirken und wo die Verteilung der Elektrizitäten in Hinsicht der Umstände unmöglich ist, sich diese Wirkung nur im Berührpunkte äußern kann; wo aber eine Verteilung der Elektrizität möglich ist, da können die chemischen Verwandtschaften auf sehr großen Abstande ihre Wirkungen ausüben."

Eigenartig ist bei dieser Arbeit von Berzelius die Einordnung der Körper hinsichtlich ihres elektrochemischen Verhaltens untereinander. Im Gegensatz zu der Bezeichnung seiner Kollegen nannte er den Sauerstoff einen "absoluten elektropositiven Körper" entsprechend seiner Einteilung, elektropositiv ist, was zum positiven Pol wandert und umgekehrt. In seinen späteren Werken benutzte Berzelius die übliche Nomenklatur.



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