Das heutige Wissen der Chemie läßt sich auf drei Epochen Chemiegeschichte zurückführen;
die vorwissenschaftliche Epoche der Chemie, das Zeitalter der Alchimisten und die Chemie
als moderne Wissenschaft.
Über den Ursprung des Begriffes Chemie sind sich die Chemiehistoriker uneinig. Einige glauben,
den griechischen Begriffen chemia und chymmeia läge das arabische Wort für die
Farbe Schwarz chemi zugrunde. Andere sind jedoch der Meinung, das Wort Chemie leite sich
von dem griechischen Begriff ta chyta für das Schmelzbare ab. Aber auch die griechische
Bezeichnung chyma, die übersetzt Metallguß heißt, könnte der Chemie ihren Namen gegeben haben.
Schon in Ägypten, Babylon, Indien und China waren ca. 1000 vor Christus Verfahren bekannt, Metalle und Legierungen, sowie Farbstoffe oder Arnzeimittel und Gifte herzustellen. Zu diesen Grundlagen folgten spätere Beobachtungen und Erkenntnisse des 5. bis 3. Jahrhunderts vor Christus. Dabei spielten besonders die naturphilosophischen Beobachtungen der Griechen, wie die Atomhypothese des Leukipp und des Demokrit oder das Element-Prinzip (Feuer, Wasser, Luft und Erde) des Empedokles eine große Rolle.
Auf den frühen Beobachtungen der Griechen basierend, verbesserten die Araber Theorie, Apparaturen und Verfahren der Chemie. Dabei stand die Schwefel-Quecksilber-Theorie im Mittelpunkt der Überlegungen. Der Schwefel stand für das Brennbare, das Quecksilber für das Erdige und Flüchtige. Eines der bedeutensten experimentellen Chemiebücher ist auf den Alchimisten Al Razi (ca. 900 n. Chr.) zurückzuführen.
Nach der Übersetzung der arabischen Schriften ins Lateinische begann vom 12. bis ca. zum 15. Jahrhundert nach Christus die lateinische Epoche der Alchimie. In der lateinischen Epoche wurden Apparaturen und Methoden verbessert, sowie neue entwickelt. Es gelang erstmals die Darstellung von Ethanol und verschiedener Mineralsäuren, sowie von Schießpulver, welches in China längst bekannt war.
Im 16. und 17. Jahrhundert trennte sich dann die Chemie von der Alchimie, wobei letztere durch einen Hang zum Mystischen und durch Betrügereien ("Stein der Weisen") immer mehr in Verruf geriet und Mitte des 18. Jahrhunderts allmählich aufgegeben wurde.
Paracelsus (1493 - 1541) leitete mit der Iatrochemie ein neues Zeitalter der Chemie ein. Kennzeichnend an seiner Hypothese war die Tatsache, dass alle Lebensvorgänge chemische Natur seien. Zu den Grundstoffen Schwefel und Quecksilber reite sich das Salz für das Feuerbeständige ein. Paracelsus vertrat die Auffassung, dass diese Grundstoffe im kranken Körper gestört sind, aber durch chemische Regulation wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können. Auf diesem Wege fand die Chemie (über die Medizin) Zugang zu den Universitäten. 1609 wurde der erste Lehrstuhl für Chemie in Marburg eingerichtet.
Mit Robert Boyle (1627 - 1691) begann die Forschung in quantitativ analytischer und präparativer Chemie. Es folgte die Phlogistontheorie von G. E. Stahls (1659 - 1734) und deren Widerlegung durch A. L. Lavoisier (1743 - 1794). Ein erstes Modell des Periodensystems wurde von D. I. Mendelejew und L. Meyer unabhängig voneinander 1869 aufgestellt. Ein weiterer Meilenstein der Chemie war die Harnstoffsynthese von F. Wöhler 1828.
Seit dieser Zeit schreitet die Forschung in der Chemie stetig voran. Zahlreiche Wissenschaftler arbeiten an neuen Synthesewegen für technisch wichtige Produkte oder helfen, die Struktur der Atome zu ergründen.