Die Hittorf'sche Überführungszahl

Leitfähigkeitsmessungen liefern immer nur Summen von molaren Leitfähigkeiten oder Summen von elektrischen Beweglichkeiten von Ionen. Interessant für die Diskussion des Ionenleitverhaltens wären aber charakteristische Werte für die einzelnen molaren Leitfähigkeiten der Kationen, beziehungsweise der Anionen.
Wie auch in Kapitel Elektrolyte erwähnt, ist die elektrische Beweglichkeit der Ionen über ihre Wanderungsgeschwindigkeit im elektrischen Feld definiert. Durch die Messung der Wanderungsgeschwindigkeit kann man also auf die elektrische Beweglichkeit schließen. Eine Möglichkeit ist die direkte Beobachtung der Wanderung bei gefärbten Ionen (z.B. MnO4- ist violett):

Elektrolysegefäß
Praktisches Vorgehen

Eine Kaliumnitratlösung (hellgrau) unterschichtet man mit einer MnO4--Lösung (dunkelgrau).Diese wird zur Dichteerhöhung mit etwas Harnstoff versetzt. Nach dem Ausbilden einer scharfen Schichtgrenze wird Gleichspannung an das Elektrolysegefäß angelegt. Die negativ geladenen MnO4--Ionen wandern zur positiven Kathode. Man kann auf der Kathodenseite des U-Rohres ein Ansteigen der Schichtgrenze erkennen, auf der Anodenseite ein Absinken. Die Verschiebung der Schichtgrenze in Abhängigkeit von der Zeit liefert erste Informationen über die Wanderungsgeschwindigkeit. Zusammen mit der angelegten Spannung und dem Elektrodenabstand, lässt sich dann die elektrische Beweglichkeit zum Beispiel des MnO4--Ions bestimmen.
Abbildung 17:
Elektrolysegefäß zu direkten Messung der Wanderungsgeschwindigkeit.


Die direkte Beobachtung der Wanderungsgeschwindigkeit ist aber nur bei gefärbten Ionen möglich, um aber auch von farblosen Kationen bzw. Anionen die elektrische Beweglichkeit ermitteln zu können, wird die Bestimmung der Überführungszahlen nach Hittorf benutzt.
Die Überführungszahl t+ beschreibt den Anteil des von Kationen transportierten Stroms. Analog gibt t- den Anteil des von Anionen transportierten Stroms an, wobei ist:

 
 

Der Gesamtstrom I setzt sich zusammen nach:

 

Über die Beweglichkeit, die Leitfähigkeit und die Ladung lassen sich folgende Beziehungen ableiten:

 
Beweglichkeiten

 
Leitfähigkeiten

 
Ladungen