70 Hinzugefügtes

Titel:Hinzugefügtes
Künstler:Gert Wiedmaier
Standort:Helmholtzstr.11
Erstellt:2014
Material:Aluminium

Eigens für den Neubau des Ulmer Helmholtz-Institutes hat der in Stuttgart lebende Künstler Gert Wiedmaier eine Installation von 20 Bild-Begriffstafeln entwickelt, die sich raumgreifend über alle Geschoßhöhen des Treppenhauses und von dort in andere Sektoren vorantastend erstrecken. Aus jedem der aus gebürstetem Aluminium bestehenden Tableaus ist in großen Lettern (in der Schriftart Franklin Gothic Medium) je ein Wort ausgelasert, das mit Plexiglas in 5 unterschiedlichen Farbtönen hinterfangen erscheint. Mit Abstandshaltern der Wand vorgelagert, verändern die Objekte je nach Standpunkt und Bewegung des Betrachters sowie abhängig von der jeweiligen Beleuchtungssituation so auch eigendynamisch ihre Lichtwirkung.

Bereits bei der ersten Wortbildlektüre fällt dabei die ungewöhnliche Auswahl in der Begrifflichkeit auf. Der normativen Kraft des Faktischen gänzlich entgegengesetzt sind die sie Betrachtenden und Passanten nämlich keineswegs mit den einschlägig vertrauten Inhalten vordergründig eindeutiger Hinweistafeln, Wegweiser und Verbotsschilder konfrontiert, wie sie uns in der Öffentlichkeit von Verkehrsräumen gemeinhin – und in der Regel substantivisch substanziell geprägt – begegnen. Die von Gert Wiedmaier ersonnenen langkettigen Komposita aus Substantiven und Verben, die zusammen adverbiale Partizipialkonstruktionen ergeben, wie sie in der Umgangssprache völlig ungebräuchlich sind und nun (sozusagen als Begriffspräparate) unsere Aufmerksamkeiten fesseln, irritieren vielmehr einen leichtgängigen Lese- und Verständnisfluss, und fordern so zu einer unerwartet intensiven Auseinandersetzung mit dem Zu Sehenden heraus.

Mag die interpretatorische Varianz dieser poetischen Zustandsbeschreibungen gegenüber der stets unterstellten Exaktheit des naturwissenschaftlich Technischen im ersten Moment noch im Widerspruch stehen, gilt doch für alle Forschungsgebiete gleichermaßen, dass ohne die notwendige Denkbeweglichkeit und Kreativität nirgends nachhaltig wirkungsvolle Lösungsansätze erreichbar sind. Inmitten also eines kontinuierlichen Blicke-Sammelns, im intuitiven Zuordnen synästhetischer Gefühlskategorien ebenso wie von Worttemperaturen werden sich die Mitarbeiter und Besucher des Gebäudes – allerhand Disziplinen übergreifend – unweigerlich ungeahnte Erkenntniszugewinne aus dem einen in den anderen Bereich lustvoll zu erarbeiten wissen.

Clemens Ottnad

 

Gert Wiedmaier

1961 geboren
1982 Studium an der Universität Stuttgart
1983-91 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 1990 Akademiepreis
1991-93 Atelierstipendium des Landes Baden-Württemberg
1992-93 Graduiertenförderung des Landes Baden-Württemberg
1998-99 Cité Internationale des Arts, Paris
2006 Stipendium Center for Contemporary Art, Samara

Lebt und arbeitet in Stuttgart

Ausstellungen / Preise:

Seit 1985 Ausstellungen und Teilnahme an Symposien
2009 Galerie Merkle, Stuttgart; Kunstmuseum Singen
2010 Kunstverein Aalen; Thomas Masters Gallery, Chigago, USA; Helmet-Gallery, München; Wetzlarer Kunstverein, Wetzlar
2011 Galerie Multiple Box, Hamburg

http://www.kuenstlerbund-bawue.de/kuenstler/portrait/wiedmaier.html

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