Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten
Seltene Erkrankungen im Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde können sich sehr heterogen manifestieren.
Zum Einen können die Zähne betroffen sein (z. B. im Sinne einer Zahnunter- oder –überzahl) oder eines nicht regulär verlaufenden Zahndurchbruchs (z. B. Primäre Durchbruchsstörung). Weitere seltene Erkrankungen gehen mit Strukturanomalien der Zähne einher. Im Bereich der Weichgewebe können die Mundschleimhaut oder die Lippen betroffen sein (z. B. Melkersson-Rosenthal-Syndrom). Andere seltene Erkrankungen äußern sich in einem nicht adäquaten Wachstumsverlauf bzw. in Wachstumsdefiziten (z.B. Apert-Syndrom), was sehr oft mit Kieferfehlstellungen und Fehlbildungen im Gesichtsschädelbereich einhergeht.
Es gibt auch seltene Erkrankungen, die zwar zu Symptomen im Bereich der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde führen, bei denen jedoch das Leitsymptom selbst nicht primär im Mundbereich liegt. Bei derartigen seltenen Erkrankungen kann beispielsweise eine individuelle, d. h. auf den Patienten zugeschnittene Mundhygiene erforderlich sein (wie z. B. bei seltenen Leukämieformen, bei welchen eine konventionelle Mundhygiene zeitweise nicht möglich ist).
Unser Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde steht Ihnen als Patient sowohl bei seltenen Erkrankungen zur Verfügung, die primär das Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde betreffen, als auch für eine begleitende Betreuung. Gerne beteiligen wir uns auch gemeinsam mit anderen Fachdisziplinen an der interdisziplinären Versorgung seltener Erkrankungen.
Zahnmobilisierung bei genetisch bedingten Zahndurchbruchstörungen
Zahnmobilisierung bei genetisch bedingten Zahndurchbruchstörungen Bei der „Primären Zahndurchbruchsstörung“ („Primary failure of eruption“, PFE) liegt eine Störung des Durchbruchsmechanismus vor, welche dazu führt, dass der betroffene Zahn nicht bzw. nur teilweise in die Mundhöhle durchbricht. Die Prävalenz der PFE wird auf 0,06% geschätzt (Baccetti 2000), weshalb definitionsgemäß von einer seltenen Erkrankung gesprochen werden kann. Die kieferorthopädisch-interdisziplinäre Therapie der PFE überstreckt sich zumeist über mehrere Jahre um umfasst meist >50 Behandlungstermine Familienuntersuchungen belegen eine starke genetische Komponente bei der PFE, wobei es sich überwiegend um einen autosomal-dominanten Erbgang handelt. In Einzelfällen ist auch ein autosomalrezessives Muster oder eine Spontanmutation beobachtet worden.