EDV-Assistenz auf Schritt, Tritt und Trage: Wie Patientenbehandlungsprozesse durch Einsatz moderner Informationstechnologien nachhaltig verbessert werden können!

Universität Ulm

Prof. Dr. Manfred Reichert, Institut für Datenbanken und Informationssysteme, Ort: N 24 / Hörsaal 13, Universität, Oberer Eselsberg, Zeit: 18:30, Datum: 1. Februar 2010

Behandlungsprozesse sind vieldimensional und komplex. Neben einer Fülle von Rou­tine­abläufen müssen unvorhersehbare Komplikationen und Notfälle gehandhabt werden – rasch, wirt­schaftlich und flexibel. In diesem Spannungsfeld kooperieren Ärzte und Pflegekräfte verschiedener Disziplinen mit­einander, um das diagnostisch-thera­peutische Procedere zum jeweiligen Patien­ten abzuwickeln. Dabei bilden Pannen, Abstimmungs­probleme oder Versäumnisse den Regelfall, so dass es oft zu Ver­zöger­ungen, Doppelunter­suchungen oder falschen Behandlungen kommt. Heutige starre EDV-Sy­steme im Krankenhaus verschärfen diese Problematik noch, anstatt eine sinnvolle Assistenz bei der täg­lich­en Arbeit zu bieten. Benötigt wird vielmehr ein System, das Termine automatisch plant, Lauf­zettel und Memos aufsetzt, den Fortgang der Behandlung in elektro­nischen Krankenakten dokumen­tiert, dem Arzt aktuelle Befunde auf Tastendruck liefert und säumige Kollegen an unerfüllte Pflichten erinnert.

Der erste Teil des Vortrags zeigt auf, wie dieser Herausforderung durch Einsatz prozessorientier­ter Informationssysteme begegnet werden kann. Es werden Bei­spiele gegeben, bei denen der Weg des Patienten vom Erstkontakt in der Arztpraxis und der Terminvereinbarung mit dem Krankenhaus, über die dortige Diagnostik und Therapie, bis hin zur OP und Entlassung gewissermaßen auf Schritt, Tritt und Trage geplant, koordiniert und überwacht werden kann. Der Nutzen einer solch durchgän­gigen Prozess­unterstützung wird ebenso diskutiert, wie Fallstricke ihrer Realisierung (inkl. organisatorischer Barrieren). Der zweite Teil des Vortrags entwickelt eine darü­ber hinaus gehende Zukunftsvision, die von einer zunehmenden Verbreitung leis­tungs­­starker (mobiler) Computer und Endgeräte ausgeht. So können mobile Geräte z. B. chronisch kranke Patienten im Alltag unterstützen und gleichzeitig den behan­deln­den Arzt mit wichtigen Informationen versorgen. Ferner könnte dem Arzt aus der Ferne die Möglichkeit eingeräumt werden, Veränderungen am Behandlungsplan vorzunehmen, die dann dem Patienten über das mobile Gerät mitgeteilt werden. Auch Notfallszenarien (z.B. Rettungs­einsätze) können durch Einsatz mobiler Geräte und Sensoren nachhaltig unterstützt werden.