Ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 klimaneutral

Nachhaltigkeit und Klimaschutz an der Uni Ulm

Mit Pflanzaktionen, Verbrauchsanalysen und Mehrweggeschirr fördert die Uni Ulm Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Verursachte Emissionen werden finanziell ausgeglichen, und in der Mensa gibt es klimaschonende Gerichte. Außerdem wird gerade eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet.

Spätestens im Jahr 2030 möchte die Universität Ulm bilanziell klimaneutral sein. Für dieses Ziel wurde ein Energiespar- und Klimaschutzkonzept verabschiedet, in dem sich die Uni zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz bekennt. Und so auch die Bestrebungen des Landes Baden-Württemberg unterstützt, bis 2030 in der Landesverwaltung die bilanzielle Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dazu gehört neben der Reduzierung von Klimabelastungen auch die Kompensation von verursachten Emissionen, beispielsweise durch einen finanziellen Ausgleich in zertifizierten Klimaschutzprojekten.

 

In einem qualifizierten Energiespar- und Klimaschutzkonzept sind dazu an der Uni Ulm 19 unterschiedliche Handlungsfelder definiert. Diese reichen von rechnerischen Aufstellungen, wie einer Bilanzierung der Treibhausgasemissionen, über die Kompensation von dienstlichen Flugreisen bis hin zu direkten Maßnahmen auf dem Campus, wie Freiflächen zu begrünen oder in der Campusgastronomie auf Mehrweggeschirr und klimaschonende Gerichte zu setzen. »Die Universität hat sich das klare Ziel gesetzt, bis 2030 eine bilanzielle Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dafür müssen wir jetzt jeden Stein umdrehen, um alle Aufgabenbereiche klar zu kennen«, sagt Professor Michael Kühl, Vizepräsident für Kooperationen und zuständig für den Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Neu gepflanzte Stauden auf einem Schotterplatz

Nachhaltigkeit an Universitäten ist ein Prozess, in den sich möglichst viele Mitglieder einbringen sollen

Die Uni Ulm hat in der Vergangenheit bereits ihre Hausaufgaben gemacht: Hinsichtlich der Treibhausgasemissionen konnte die Universität mit ihren zahlreichen Gebäuden in den vergangenen zwanzig Jahren den Ausstoß im Bereich Strom/Wärme/ Kälte um rund 90 Prozent reduzieren! Möglich wurde das vor allem durch die Umstellung auf Fernwärme sowie dadurch, dass die Uni nun Ökostrom im Rahmen der Landesausschreibung bezieht. Wärmerückgewinnung an Lüftungsanlagen sorgt für eine bessere Energieeffizienz. Zudem überwacht ein eigener Energiemanager in Person von Bernd Bachmann, angesiedelt im Dezernat V - Gebäudemanagement, seit vielen Jahren die Verbräuche und identifiziert Einsparpotenziale.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht alle an

Doch nicht nur die Uni-Leitung macht sich Gedanken um einen nachhaltigen Betrieb: Mit Veranstaltungen und Aktionen sollen alle Uni-Mitglieder für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sensibilisiert werden. Unter dem Motto »Nachhaltige Universität Ulm« haben dazu im vergangenen Herbst Universität und der Landesbetrieb für Vermögen und Bau Baden-Württemberg eine Pflanzaktion auf dem Campus organisiert. Freiwillige Helferinnen und Helfer pflanzten auf dem geschotterten Innenhof des Lehrgebäudes O29 rund einhundert bienenfreundliche Stauden, wie Wiesensalbei, Küchenschelle oder Kartäusernelke. Diese Pflanzen bieten nicht nur Futter für die Bienen, sondern kommen auch gut mit hohen Temperaturen sowie saisonaler Trockenheit zurecht und gedeihen an schattigen Standorten. Vor der gemeinsamen Pflanzaktion informierten die Biologen Professor Steven Jansen und Professor Manfred Ayasse in zwei Vorträgen über den Einfluss des Klimawandels auf die Artenvielfalt und über das Bienensterben.

Als nächster Schritt soll in diesem Jahr eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet werden, bei der alle Uni-Mitglieder zu Wort kommen – von den Studierenden bis zur Professorenschaft. »Nachhaltigkeit an Universitäten ist ein Prozess, in den sich möglichst viele Mitglieder der Universität einbringen sollen«, findet Vizepräsident Professor Michael Kühl. Zudem sind weitere Veranstaltungen geplant, die in verschiedenen Formaten wie Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen oder Workshops unterschiedliche Themen adressieren; darunter Nachhaltigkeit in der Forschung, Dienstreisen, Mobilität auf dem Campus oder das nachhaltige Beschaffungswesen.

Vizepräsident Prof. Michael Kühl, der gerade eine Staude einpflanzt und in die Kamera lacht
Packte bei der Pflanzaktion mit an: Vizepräsident Prof. Michael Kühl

Auch die Forschungsaktivitäten der Universität beschäftigen sich mit Aspekten der Nachhaltigkeit. Beispielsweise sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb des Exzellenzclusters POLiS (Post Lithium Storage) auf der Suche nach umweltfreundlichen Batterien der Zukunft. In den Biowissenschaften wird erforscht, wie sich Klimawandel, Pestizide und neue Krankheitserreger auf Tiere und Menschen auswirken. Forschende des Instituts für Chemieingenieurwesen haben die erste multiple Trennwandkolonne für die chemische Destillation entwickelt. Diese spart im Vergleich zu konventionellen Destillationssequenzen bis zu 50 Prozent Betriebs- und Investitionskosten.

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind auch Teil der Ausbildung der Studierenden: Ein eigener Masterstudiengang »Nachhaltige Unternehmensführung« ist speziell auf das Nachhaltigkeitsmanagement zugeschnitten und vermittelt unter anderem Wissen über Sozialstandards, Richtlinien der Nachhaltigkeitsberichterstattung und sozial-ökologische Steuerungsvariablen.

Zusätzlich legt die Uni Ulm in ihren außercurricularen Angeboten Wert darauf, Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten zu schaffen und das Wissen darum in die Öffentlichkeit zu tragen; beispielsweise mit einer Akademiewoche des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) zur Energiewende oder mit der Gründungsförderung von nachhaltigen Geschäftsmodellen innerhalb des Entrepreneurs Campus.

Zum Energiespar- und Klimaschutzkonzept

Text: Daniela Stang
Fotos: David Schmid