Abhandlung über die Kräfte der Elektrizität
bei der Muskelbewegung

Aloysii Galvani: de viribus electricitatis in moto musculari Commentarius, Italien, 1791


Es handelt sich hierbei um die Beobachtungen und Schlussfolgerungen von Luigi Galvani, wobei die meisten Versuche von 1780 stammen.

Teil 1: Die Kräfte der künstlichen Elektrizität bei der Muskelbewegung

Galvani beschäftigte sich zur Zeit seiner ersten Versuche mit der Frage, was das Leben und wo der "Sitz der Lebenskraft" sei. Dazu sezierte er unzählige Frösche, Vögel, Fische und andere Kleintiere. Im November 1780 machte er diese folgenschwere Entdeckung:

"Ich sezierte einen Frosch und präparierte ihn [...] und legte ihn auf einen Tisch, auf dem eine Elektrisiermaschine stand. Wie nun der eine von den Leuten, die mir zur Hand gingen, mit der Spitze des Skalpellmessers die inneren Schenkelnerven des Frosches zufällig ganz leicht berührte, schienen sich alle Muskeln derart zusammenzuziehen, als wären sie von Krämpfen befallen. Der andere aber, welcher uns bei den Elektrizitätsversuchen behilflich war, glaubte bemerkt zu haben, dass sich das ereignet hätte, während dem Konduktor der Maschine ein Funken entlockt wurde.[...] Daraufhin wurde ich von einem unglaublichen Eifer und Begehren entflammt, dasselbe zu erproben und das, was darunter verborgen wäre, ans Licht zu ziehen."

Oft wird auch erzählt, dass Frau Galvani Froschschenkel gekocht habe und diese bei der Berührung mit dem Zinkteller und dem Essbesteck gezuckt haben. Allerdings ercheinen Galvanis Tagebucheintragungen vom 9. November 1780 wahrscheinlicher, in denen die oben aufgeführte Schilderung enthalten ist.


Skizziert: Froschschenkel nach Kontraktion
der Muskeln

Skizziert: Unterschiedliches Anlegen der
Leiter (mit menschlichem "Finger")

Galvani beginnt daraufhin mit gezielten Versuchen, um einzelne Faktoren zu beobachten:

  • Willkürliches Berühren von Nerven ergibt kein Zucken, gleichzeitiger Funkenschlag ergab Kontraktionen.
    Es gibt einen Zusammenhang zwischen elektrischem Funkenschlag und Muskelkontraktion des Frosches.
  • Versuche mit dem gleichen Messer ergaben immer mal wieder Kontraktionen, aber auch ab und zu keine.
    Messer muss ausgetestet werden.
    Beobachtung: "... dass, wenn man mit den Fingern den beinernen Griff hielte, dem elektrischen Fluidum, welches auf irgend eine Weise in dem Frosch tätig wird, jeder Zutritt verwehrt würde, dass er ihm aber gestattet würde, wenn man die Klinge oder mit dieser kommunizierende Nägel anfasste."
    Anm.: trockene Knochen waren als idioelektrisch (nichtleitend) und Metallteile/Nägel als anelektrisch (leitend) bekannt.
  • Überprüfen der obigen Ergebnisse durch Versuche mit einem Glaszylinder (nichtleitend) und einem Eisenzylinder (leitend) anstatt des Skalpells:
    Bei Glas keine Kontraktionen, bei Eisen schon (bei gleichzeitigem Funkensprung(!))
    "Damit stand uns die Wahrheit unserer Vermutung als klar erwiesen fest, dass nämlich die Berührung eines leitenden Körpers mit den Nerven erforderlich sei, damit die Erscheinung eintrete."

Bildtafel mit Darstellung von Galvanis Labor
  • Überprüfen des Faktors Mensch:
    Versuch: Als nur ein Eisenzylinder den Frosch berührte und kein Mensch eine leitende Verbindung herstellte, beobachteten sie auch bei Funkenschlag kein Zucken; berührte dagegen ein sehr langer Draht beide Enden des Frosches, so waren Kontraktionen zu beobachten.
    Beobachtung dass "nicht nur die Berührung des leitenden Körpers mit den Nerven, sondern auch eine gewisse Größe und Ausdehnung des ersteren zur Erlangung der Erscheinung erforderlich" ist. Galvani bezeichnet daraufhin diese Leiter als "Nervenkonduktoren".
  • Überprüfen der Froschausrichtung:
    Beobachtung: Es hat keinen Einfluss, wie der Frosch in Bezug zur Elektrisiermaschine ausgerichtet ist, also ob er mit den Schenkeln oder mit den präparierten Nerven zur Elektrisiermaschine zeigt.
  • Überprüfen der Entfernung zur Maschine:
    Die Frösche wurden mit Nervenkonduktoren versehen in konzentrischen Kreisen um die Elektrisiermaschine gelegt
    Beobachtung: "... und beim Überspringen des Funkens bewegten sich (fürwahr ein ergötzliches Schauspiel) nicht selten die einzelnen Frösche zu ein und derselben Zeit, am meisten, wenn ein leitender Körper, wie bei obigem Experiment, die Füße der einzelnen berührte, und am besten, wenn derselbe bis zur Erde geführt wurde, oder, wenn an die Füße eines jeden einzelnen Frosches ein langer Metalldraht gebunden wurde, oder, wenn man sie mit den Fingern anfasste."
    Die Drähte, die Galvani zum "erden" benutzte, nannte er daraufhin "Muskelkonduktoren".
  • Überprüfen des "Leiterkreises":
    Beobachtung: Waren die Konduktoren durch nichtleitende Substanzen unterbrochen (Harz, Glas, Seide), so blieb die Kontraktion aus, ebenfalls wie bei gänzlicher Unterbrechung des Leiterkreises.
  • Versuche am lebenden Frosch:
    Beobachtung: Die Reaktionen finden in geringerem Maße statt, als beim toten Tier; allerdings wurden die Versuche nicht ebenfalls an den Schenkelnerven im Bauch durchgeführt (da dies das Tier getötet hätte), sondern nur am aufgeschnittenen Oberschenkel.
  • Versuche an Warmblütern (Hühnern und Schafen):
    Gleiche Beobachtungen wie an Fröschen, nur dass die Tiere anders präpariert wurden, da bei ihnen die Nerven anders lagen.

"Nachdem diese Einzelheiten durch eine lange Reihe von Experimenten erforscht und sicher gestellt waren, war es nicht nur statthaft, diese Erscheinung solcher Kontraktionen der Elektrizität zuzuschreiben, sondern auch die Versuchsbedingungen gewissermaßen wie Gesetze anzusehen, an die sie gebunden wären."

Zusammenfassung:

  • Erscheinungen bei Kaltblütern, alten Tieren und bei solchen, die blutleerer waren, erschienen stärker
  • präparierte Tiere verderben schneller als nichtpräparierte
  • Reaktionen traten nur beim Anlegen an Nerven ein, nicht beim Anlegen direkt an die Muskeln


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