Der Einfluss erwerbsbiografischer Verläufe auf psychosoziale Belastungen, den Wunsch vorzeitiger Berentung und den Erwerbsverbleib

In Kooperation mit:

Prof. Dr. Hans Bosma, Universität Maastricht (Niederlande)

 

Der demografische Wandel hat auch die Erwerbsbevölkerung erfasst: sie wird altern und schrumpfen. In der Zukunft wird es daher zunehmend wichtiger, die ältere Erwerbsbevölkerung möglichst lange in der Arbeit zu halten. Die Motivation, zumindest bis zum Erreichen des Regelrentenalters zu arbeiten, wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Neben gesundheitlichen, finanziellen und partner­schaftlichen Aspekten beeinflussen zunehmend berufliche Belastungen die Entscheidung über den Zeitpunkt des Renteneintritts. Manche dieser Determinanten haben einen langfristigen Einfluss auf den Berentungswunsch und werden bereits früh in der Erwerbsbiografie wirksam. Dies wirft die folgenden Fragen auf, die vom gegenwärtigen Stand der Forschung nicht hinreichend beantwortet werden können:

  1. Lassen sich bei Männern und Frauen typische Erwerbsbiografien identifizieren, die den späteren Wunsch nach vorzeitiger Berentung bestärken?
  2. Münden spezifische Erwerbsbiografien in höheren beruflichen Belastungen?
  3. Verstärken berufliche Belastungen den Zusammenhang zwischen Erwerbsbiografie und vorzeitigem Berentungswunsch (Moderation) oder übt berufliche Belastung eher eine vermittelnde Rolle (Mediation) im Zusammenhang zwischen Erwerbsbiografie und vorzeitigem Berentungswunsch aus? Gelten die hinsichtlich des Berentungswunsches beobachteten Zusammenhänge auch für den Erwerbsausstieg? Welche Rolle spielt die Gesundheit für den Berentungswunsch?

Die „leben in der Arbeit“ (lidA)-Studie bietet die Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen im Rahmen einer bundesweiten Längsschnittstudie bei initial über 6000 Personen zu finden. lidA kombiniert Sekundärdaten der Sozialversicherung mit Befragungsdaten aus zwei Erhebungswellen (2011 und 2014). Die Sozialversicherungsdaten ermöglichen es Erwerbsbiografien abzubilden, während die Befragungsdaten umfangreiche Informationen zur Gesundheit, zu beruflichen Belastungen, zur familiären Situation und zum Berentungswunsch beinhalten. Eigene Vorarbeiten zeigen, dass der Zusammenhang von Merkmalen des Sozialstatus und Gesundheit in der lidA-Studie durch psychosoziale Faktoren (berufliche Belastungen, soziale Isolation etc.) mediiert wird. Inwieweit der Einfluss von sozial- und erwerbsstatusbezogenen Merkmalen sich über die Gesundheit hinaus bis auf den Wunsch vorzeitiger Berentung und den Erwerbsausstieg auswirkt, soll in der vorliegenden Studie untersucht werden. Die zu erwartenden Ergebnisse sind von beschäftigungs- und gesundheitspolitischer Relevanz.

Projektleitung: Prof. Dr. Richard Peter

Laufzeit: 2018-2021

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG, PE833/12-1)