Das Netzwerk Universität, Gymnasium und Industrie (NUGI) ist eine Initiative, die die naturwissenschaftliche und technische Bildung an Schulen im Raum Ulm fördern will. Beteiligt an diesem Netzwerk, das von der Industrie- und Handelskammer Ulm unterstützt wird, sind die Universität Ulm, das Ulmer Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL). Beim NUGI-Tag 2022 im Haus der Wirtschaft der IHK Ulm trafen sich 23 Lehrerinnen und Lehrer aus 15 Gymnasien mit den NUGI-Aktiven, um den experimentellen Biologieunterricht weiter auszubauen.
Die Biotechnologie und moderne Molekularbiologie gehören zu den großen Zukunftsfeldern in der Region. Der Fachkräftebedarf ist enorm. Doch wie gelingt es, junge Menschen dafür zu begeistern? Das Netzwerk Universität, Gymnasium und Industrie (NUGI) will genau das erreichen. „Unser gemeinsames Ziel ist die Förderung der Lebenswissenschaften in den Schulen der BioRegion Ulm, die auf gut ausgebildete Nachwuchskräfte angewiesen ist“, so Gastgeberin Heidi Reber von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm.
Wie können Life-Science-Experimente im Unterricht eingesetzt werden, um den Lernstoff anschaulicher zu machen? Welche Ausstattung braucht es dafür an den weiterführenden Schulen? Wie funktionieren moderne Methoden der Molekularbiologie? Eine Schlüsselrolle spielen hier natürlich die Fachlehrerinnen und -lehrer an den Schulen. So beteiligten sich am diesjährigen NUGI-Tag 23 Lehrkräfte von 15 verschiedenen Gymnasien aus Baden-Württemberg und Bayern. Die Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in den naturwissenschaftlichen Fächern, insbesondere in der Biologie.
„Beim NUGI-Tag wurden Themen und Experimente vorgestellt, die den Lehrkräften dabei helfen, den Unterricht spannend und lebendig zu gestalten“, erklärt Netzwerkkoordinator Dr. Frank Bengelsdorf. Dem Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie & Biotechnologie gelang dies auch bei der Veranstaltung selbst – dank „Lebendiger Statistik“. Bei dieser sozialen Interaktionsmethode positionieren sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Raum, je nachdem, welche Antworten gegeben und Positionen vertreten werden. Die „Lebendige Statistik“ erleichtert das Kennenlernen und vermittelt den Veranstaltenden einen guten Gesamteindruck vom Teilnehmerfeld. So kam zum Beispiel heraus, wieviel Zeit die Lehrkräfte in die Vorbereitung des experimentellen Schulunterrichts investieren und wie diese in ihren Lehrdeputaten verrechnet wird. Dass sich Experiment und Statistik anschaulich verbinden lassen, demonstrierte Bengelsdorf später am exponentiellen Wachstum von schnellwachsenden E. coli-Bakterien.
Wichtig für die Arbeit in den Schulen ist auch das Thema Laborsicherheit. Beim diesjährigen NUGI-Tag ging es sowohl um rechtliche Fragen rund um den Betrieb von S1-Laboren in der Schule als auch um ganz praktische Aspekte, beispielsweise um die Handhabung und Pflege von Autoklaven. „Unsere Partnergymnasien sind mit entsprechenden Geräten ausgestattet, damit alle Versuche für die Experimentatoren und für die Umwelt sicher durchgeführt werden können!“, betont Bengelsdorf. So hat jede Partnerschule bereits ein S1-Gentechniklabor.
Moderne bioanalytische Gerätschaften für die PCR-Analyse, die Gelelektrophorese oder die computergestützte Verwandtschaftsanalyse sind allerdings nicht einfach zu bedienen und instand zu halten. „Dafür bedarf es spezieller Schulungen und Weiterbildungen der Fachlehrerinnen und -lehrer, und natürlich einer Extra-Portion Begeisterung für den experimentellen Biologieunterricht“, so Dr. Stephanie Schrank vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Tübingen (ZSL), die zusammen mit Kevin Kröger (AEG Ulm) den praktischen Nachmittag gestaltete.
Einen Blick zurück auf die Entstehungsgeschichte warf zu Beginn der Veranstaltung Hans-Peter Werner, Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium Ulm. Demnach wurde das „Netzwerk Universität, Gymnasium und Industrie“ (NUGI) 1996 von dem Ulmer Uni-Mikrobiologen Dr. Erhard Stupperich gegründet. „Vor 22 Jahren wurde dann im Rahmen von NUGI die Life-Science-Partnerschaft zwischen der Universität Ulm und dem Albert-Einstein-Gymnasium geschlossen. Und seit 15 Jahren unterstützt die IHK spezielle Praktika, um Schülerinnen und Schüler aus der BioRegion Ulm für die Lebenswissenschaften zu begeistern“, berichtet Werner. Inzwischen sind 25 Gymnasien aus Baden-Württemberg und Bayern am Netzwerk beteiligt. Die Labor-Ausstattung für die NUGI-Schulen wird maßgeblich über Spenden aus der Industrie finanziert. Die Unternehmen helfen damit den Gymnasien, die S1-Labore kontinuierlich und nachhaltig zu nutzen.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann