Am Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm ist intergenerationelles Lernen fest in der Lehre verankert. In Seminaren arbeiten Studierende gemeinsam mit Senior*innen, die sich im Forschenden Lernen engagieren. Gemeinsam beschäftigen sie sich mit Themen, die gesellschaftlich relevant sind – Bildung, Nachhaltigkeit, sozialer Wandel – und bringen dabei unterschiedliche Perspektiven ein.
Diese Lehrveranstaltungen ermöglichen einen direkten Austausch mit Lernenden außerhalb des universitären Betriebs. Sie fördern fachübergreifende Kompetenzen in Kommunikation, Beteiligung und Reflexion. Für Studierende der Universität Ulm sind sie im Rahmen der Additiven Schlüsselqualifikationen (ASQ) anrechenbar und ergänzen das Fachstudium um einen anwendungsorientierten, gesellschaftsbezogenen Lernraum.
Entscheidend ist dabei die Begegnung auf Augenhöhe: Unterschiedliche Lebensrealitäten, Bildungswege und Ausdrucksformen begegnen sich in diesen Formaten zum gemeinsamen Nachdenken, Forschen und Diskutieren. Voraussetzung dafür ist ein didaktisches Verständnis, das Unterschiedlichkeit nicht glättet, sondern als produktive Differenz gestaltet.
Wie Kruse und Schmitt (2012) zeigen, gelingt generationenübergreifendes Lernen vor allem dort, wo respektvoller Dialog, thematische Relevanz und ein sicherer Raum für Austausch gegeben sind. Diese Aspekte fließen in die Konzeption und Durchführung der Seminare ein.
In der praxisorientierten Handreichung Intergenerationelles Lernen (Marquard, Schabacker-Bock & Stadelhofer, 2008) wurden zentrale kommunikative Anforderungen an gelingenden Generationendialog formuliert – etwa die Bereitschaft zur Irritation, Empathie und Ambiguitätstoleranz. Die dort gesammelten Erfahrungen wirken bis heute in die Lehrpraxis hinein.
Beispiele aus der Praxis
Im Sommersemester 2025 wurden drei Lehrveranstaltungen mit intergenerationellen Ansätzen durchgeführt:
Lernen ein Leben lang: Lernstrategien und Lernbiografien – ein Seminar zu Bildung im Wandel, mit Fokus auf biografische Zugänge, Digitalisierung und Selbststeuerung im Lernprozess unter Beteiligung von Senior*innen aus dem Forschenden Lernen.
Zukunftsenergien – Herausforderungen für Forschung, Gesellschaft und Wirtschaft – ein gemeinsames Nachdenken über die Energiewende, ihre technischen Grundlagen und gesellschaftlichen Folgen mit ehrenamtlichen Wasserstofflotsen des AK Grüner Wasserstoff.
Tod und Sterben interdisziplinär – ein Raum für sensible Auseinandersetzungen mit dem Lebensende aus unterschiedlichen fachlichen und persönlichen Perspektiven im generationsübergreifenden Austausch.
Literatur:
Kruse, A., & Schmitt, E. (2012). Bildung im Dialog der Generationen. ZEP – Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 35(1), 9–14.
Marquard, M., Schabacker-Bock, M., & Stadelhofer, C. (2008). Intergenerationelles Lernen. Eine praxisorientierte Arbeitshilfe. Weinheim: Juventa.