Forschung auf dem Fahrrad

Universität Ulm

Ulmer Citizen-Science-Radtour verbindet Naturbeobachtung, Technik und Austausch entlang der Donau.

Unter dem Motto „Ulm forscht gemeinsam unterwegs“ hat das Ulmer Netzwerk für Bürgerwissenschaften über Pfingsten eine einwöchige Forschungsradtour entlang der Donau unternommen. Rund zehn Teilnehmende legten auf dem Radweg von Passau bis Wien etwa 400 Kilometer zurück – und sammelten dabei nicht nur Kilometer, sondern auch wertvolle Erkenntnisse: zur Artenvielfalt am Wegesrand, zur Beschaffenheit der Radinfrastruktur und zu Citizen-Science-Aktivitäten in Österreich.

468 Beobachtungen, 297 Arten – Biodiversität entlang der Donau

Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Erfassung biologischer Vielfalt. Mit Unterstützung der App iNaturalist dokumentierte die Gruppe insgesamt 468 Beobachtungen von 297 Arten. Darunter:

  • 179 Pflanzenarten, etwa Klatschmohn, Gelber Lein, Esparsetten-Tragant und Echtes Federgras
  • Reptilien wie Äskulapnatter, Ringelnatter und Würfelnatter – zum Teil direkt auf dem Weg
  • Vögel wie Pirol, Goldammer, Fasan und Gelbspötter
  • Säugetiere am frühen Morgen: Rehe, Hasen, Biber – und bei Wien sogar Ziesel

Die Beobachtungen liefern wichtige Hinweise auf die Artenzusammensetzung entlang des Donau-Radwegs und leisten einen Beitrag zur offenen Biodiversitätsforschung.

Technik auf Tour: Sensorik für den Radweg

Zeitgleich testete die Technische Hochschule Ulm (THU) ein eigens entwickeltes Sensorsystem zur Erfassung von Straßenschäden. Eine Kombination aus Stereo-Tiefenkameras, LiDAR und GPS ermöglichte millimetergenaue Dokumentationen der Wegbeschaffenheit – direkt vom Fahrrad aus. Ergänzt wurde der Test durch ein solarbetriebenes Mini-Wohnmobil auf Citkar-Basis, das als mobile Energiequelle und Demonstrator für nachhaltige Mobilität diente.

Starke Partner – starker Austausch

An der Tour beteiligt waren die Technische Hochschule Ulm (Projekt SICURA), der ADFC Ulm/Neu-Ulm/Alb-Donau-Kreis, das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) sowie der Botanische Garten der Universität Ulm. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des DATIpilot-Programms sowie von der Hans-Sauer-Stiftung.

Begegnung unterwegs

Ein weiterer Höhepunkt war der Austausch mit Citizen-Science-Projekten entlang der Route:

  • das Artenschutzprojekt Kremser Skorpion,
  • die europäische Initiative Danube4all zur Renaturierung der Donau
  • sowie ein Besuch bei Geosphere Austria, wo Bürger*innen aktiv Wetterdaten melden und als Trusted Spotter zur Früherkennung von Extremwetter beitragen.

Auf dem Radweg kam die Gruppe mit zahlreichen interessierten Menschen ins Gespräch. Die auffälligen Spezialfahrzeuge zogen viele Blicke – und manches Schmunzeln – auf sich. Genau hier wurde Citizen Science greifbar: durch spontane Gespräche am Wegesrand und echtes Interesse an Wissenschaft zum Mitmachen.

Fazit: Citizen Science rollt – und vernetzt

Die Tour zeigte eindrucksvoll, wie Bürgerwissenschaften in Bewegung kommen können – generationenübergreifend, praxisnah und vernetzt. Ob Artenvielfalt, Infrastruktur oder Klimafolgen: Gemeinsam wurde geforscht, beobachtet, getestet und diskutiert.

 

Sie wollen selbst Pflanzen und Tiere bestimmen lernen?

In der Aktionswoche „BioBlitz“ gibt es im Botanischen Garten Ulm zahlreiche kostenlose Veranstaltungen. Der Workshop „250 Arten in 2 Stunden? Tiere und Wildpflanzen bestimmen und erfassen mit iNaturalist“ findet statt am Dienstag, 17. Juni, 17:30 Uhr. 
Am Sonntag, 22. Juni läuft von 9:00 bis 18:00 Uhr der „Final Countdown“ mit vielen Führungen: Um 10:15 Uhr und um 16:15 Uhr geht es in den Wald, um 12:15 und um 18:15 Uhr auf die Wiese und um 14:15 Uhr sowie um 20:15 Uhr an den Teich. Für Führungen an diesem Tag ist keine Anmeldung notwendig. Weitere Informationen auf der Webseite des Botanischen Gartens.

 

Bestimmungsübung mit iNaturalist