Von der Wissenschaftsstadt auf die Straße

CDU-Fraktionschef informiert sich über KI und autonomes Fahren

Das automatisierte Fahren übt auf viele Menschen eine gewisse Faszination aus. Allerdings haben tödliche Unfälle mit teilautomatisierten Fahrzeugen für Verunsicherung gesorgt. Wie weit ist die Forschung zum führerlosen Fahren wirklich? Und wo steht Deutschland im internationalen Vergleich? Über diese Fragen hat sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, Mitte November an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie informiert.

Bedeutender Besuch aus Berlin: In der Fahrzeughalle des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik hat der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus automatisierte Testfahrzeuge der Uni Ulm inspiziert. Brinkhaus zeigte sich durchaus beeindruckt, bemerkte aber: „Wenn ich meine Parteikollegen frage, wer sich aufs autonome Fahren freut, ernte ich Zurückhaltung.“ Dabei seien Autos, die auch Landbewohner mobil halten, gerade angesichts der alternden Bevölkerung von Vorteil. Seit einigen Jahren sind solche automatisierten Fahrzeuge rund um die Universität Ulm unterwegs – dabei ist stets ein Sicherheitsfahrer an Bord. Bis Autos vollständig automatisiert, also ohne ständige Überwachung durch den Fahrer über deutsche Straßen rollen, wird es allerdings noch dauern: „In gut strukturierter und ausgebauter Verkehrsumgebung, beispielsweise auf einzelnen Autobahnabschnitten oder beim Parken, könnte das automatisierte Fahren bereits in vier bis fünf Jahren Realität werden. Im herausfordernden Innerstädtischen Bereich, in dem viele Verkehrsteilnehmer auf engem Raum unterwegs sind, ist die Entwicklung lange nicht so weit“, erklärte Institutsleiter Klaus Dietmayer in seiner Präsentation.

Besuch in der Fahrzeughalle
Institutsleiter Prof. Klaus Dietmayer (rechts) führte den Politiker Ralph Brinkhaus (Mitte) durch die Fahrzeughalle. Begleitet wurde der Besuch von Vizepräsident Prof. Joachim Ankerhold, Oberbürgermeister Gunter Czisch, Ronja Kemmer (MdB) sowie Dr. Thomas Kienle

In gut strukturierter und ausgebauter Verkehrsumgebung könnte das automatisierte Fahren bereits in vier bis fünf Jahren Realität werden

Gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Wissenschaft und der Stadt Ulm nehmen die Ingenieure und Informatiker die Herausforderung innerstädtischer Verkehr an: An einer Testkreuzung in Ulmer Stadtteil Lehr beforschen sie beispielsweise das automatisierte Fahren in komplexen Umgebungen und nutzen zusätzliche Infrastruktursensorik. Dabei werden erhebliche Anforderungen an die Autos gestellt: „Die Fahrzeuge müssen Verkehrsteilnehmer erfassen, verfolgen und klassifizieren. Zusätzlich liefern an der Kreuzung fest verbaute Kameras und Lasersensoren Informationen über den aktuellen Verkehr. Dadurch sind auch für das Fahrzeug nicht sichtbare Bereiche abgedeckt. Diese Informationen werden über Mobilfunk 4G/5G an das Fahrzeug übertragen. So entsteht ein Gesamtbild, aus dem die Verhaltens- und Handlungsplanung des Fahrzeugs abgeleitet wird“, erläuterte Dietmayer. Zur Umgebungserfassung wirken am Fahrzeug verbaute Laser- und Radarsensoren sowie Kameras zusammen, wobei letztere bei Dunkelheit, Schnee oder Blendung an ihre Grenzen gelangen.

Automatisiertes Fahren

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Eine Filmsequenz zeigt heutige Grenzen der maschinellen Wahrnehmung: Das Auto kann nicht erkennen, ob die Hindernisse auf der Straße gefährliche Holzklötze sind oder Herbstblätter, die einfach überfahren werden können. Wollen die beiden Fußgänger die Straße überqueren oder unterhalten sie sich nur auf dem Gehsteig? Auch hier fällt dem Fahrzeug die Entscheidung schwer. Solche Problemstellungen werden auch im Tech Center a-drive beforscht, das die Universität Ulm gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Forschungszentrum Informatik (FZI) und der Daimler AG gegründet hat. Obwohl die im Fahrzeug verbaute Technik Personen nur schemenhaft abbildet, macht der Datenschutz den Ingenieuren zunehmend Probleme. Datensätze aus dem Realverkehr unterliegen strengen Auflagen: Sie können beispielsweise nicht einfach zwischen verschiedenen Forschungsgruppen geteilt und gemeinsam genutzt werden. Dies erschwert die Bereitstellung großer Datenmengen, die für viele KI-Anwendungen nötig sind. „Wenn wir weiterhin so restriktiv mit Daten umgehen, machen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland kaputt“, kommentierte Brinkhaus, der von der Ulmer Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer eingeladen worden war, um über die Nutzung von KI-Methoden beim automatisierten Fahren zu sprechen.

Text: Annika Bingmann

Fotos: Heiko Grandel, Elvira Eberhardt