Mensch und Hund - Lebens­retter auf sechs Bei­nen

Birgit Körner ist Teil der Rettungshundestaffel Ulm

Vermisste Personen, Demenzkranke oder verwirrte Unfallopfer. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 100 000 Menschen als vermisst gemeldet. Allzu oft befinden sie sich unter Umständen in einer lebensbedrohlichen Situation. Dann schlägt die Stunde von Uni-Gesicht Birgit Körner: Zusammen mit ihren vierbeinigen Helfern Nanuk und Elli macht sich die Mitarbeiterin des Dekanatsbüros der Fakultät für Naturwissenschaften als Rettungshundeführerin auf die Suche.

Birgit Körner ist seit 2008 ein vertrautes Gesicht im Dekanatsbüro der Fakultät für Naturwissenschaften. Nach Stationen als Sekretärin in der Sektion Kernresonanzspektroskopie und später in der Verwaltung des Physik-Sonderforschungsbereichs 569, leitet sie seit August 2008 das Dekanatsbüro. „Ich koordiniere die anfallenden Aufgaben und unterstütze die Mitglieder des Dekanats sowie der verschiedenen Gremien – vom Fakultätsrat bis zu Berufungskommissionen – in fast allen organisatorischen, verwaltungstechnischen sowie rechtlichen Angelegenheiten“, erklärt Birgit Körner. Nebenbei ist sie auch schon seit vielen Jahren ehrenamtlich im Personalrat der Universität aktiv und sitzt seit Juli 2020 im Vorstand.

Ihre große Leidenschaft außerhalb der Arbeit gehört der Rettungshundestaffel Ulm, einer Abteilung der Feuerwehr. Zusammen mit Nanuk, einem elf Jahre alten Husky-Mix, und der fünf Jahre alten Labrador-Hündin Elli, zählt Körner zu den aktiven 29 Rettungshundeteams der Staffel. Außerdem leitet sie als Vorstandsmitglied den Bereich Ausbildung. Zu den Rettungshunden kam Birgit Körner vor rund elf Jahren mit ihrem temperamentvollen Welpen Nanuk.

„Mir war schnell klar, dass dieser Hund eine Aufgabe braucht und nicht nur als braver Familienhund nebenherlaufen kann. So habe ich angefangen, mit ihm die Ausbildung zum Rettungshund zu machen und war von Beginn an von den Fähigkeiten der Hunde begeistert. Insbesondere ihre ‚Nasenarbeit‘, das heißt so viele Gerüche über weite Entfernungen wahrnehmen zu können, hat mich fasziniert“, erzählt Birgit Körner. Ein weiterer Aspekt, der ihr an der Arbeit mit den Tieren gefällt, ist die Teamarbeit, auf die sich Mensch und Tier einstellen müssen. „Diese ‚Kameradschaft‘ schweißt eng zusammen. Ich kann mich immer voll auf meine Hunde verlassen und habe stets einen zuverlässigen Partner an meiner Seite“, ist sich Birgit Körner sicher.

Birgit Körner
An der Uni Ulm leitet Birgit Körner das Dekanatsbüro der Fakultät für Natur-wissenschaften

Ausbildung für Hund und Mensch

Rettungshundeteam in Trümmerhaus
Rettungshund Elli und Birgit Körner üben die Vermisstensuche in einem eingestürztem Haus

Zwei bis drei Jahre hat die Ausbildung ihrer Vierbeiner gedauert und auch Körner musste als Hundeführerin Schulungen zu Themen wie Erste Hilfe für Mensch und Tier, Orientierung im Gelände oder Einsatztaktik absolvieren. Seitdem ist sie mit Nanuk und Elli neben dem wöchentlichen Training auch regelmäßig bei Rettungseinsätzen unterwegs. „Wir werden von der Polizei über die Integrierte Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Ulm alarmiert, wenn eine Person vermisst wird. Vor Ort koordiniert die so genannte Zugführerin oder der Zugführer gemeinsam mit der Einsatzleitung die Rettungshundeteams und teilt Gebiete zu, die dann abgesucht werden müssen“, schildert Birgit Körner die Vorgehensweise.

Innerhalb von zwei Stunden können Hundeführer, Hund und Helfer je nach Beschaffenheit ein Gebiet von bis zu 120 000 m2 absuchen – das können Felder, ein Waldstück oder auch unwegsames Berggelände sein. Nanuk und Elli reagieren dabei auf jeden Menschen, den sie in diesem Gebiet finden und unterscheiden sich so von „Mantrailern“, die anhand eines spezifischen Geruchträgers nur eine bestimmte Person suchen. „Meine Hunde sind als ‚Verbeller‘ ausgebildet. Finden sie jemanden, bellen sie so lange, bis ich bei ihnen angekommen bin. Das kann aber durchaus auch mal ein Pilzsammler oder ein verliebtes Pärchen sein und nicht der Gesuchte“, räumt Birgit Körner ein.

Unermüdlich im Einsatz

Mit dem Husky-Rüden Nanuk war die 52-Jährige bislang bei über 70 Einsätzen dabei und mit der jüngeren Hündin Elli an rund 40 Personensuchen beteiligt. Gemeinsam absolvieren Hunde und Frauchen die jährlichen Wiederholungsprüfungen, bei denen sie ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis stellen. Beide Hunde sind in der Fläche ausgebildet und mit Elli ist Körner seit diesem Jahr auch in den Trümmern eingestürzter Gebäude unterwegs. Nanuk darf mit seinen elf Jahren jetzt in Rente gehen.

„Oft werden wir für unsere Anstrengungen belohnt und die vermisste Person kann durch unsere Hunde lebend aufgefunden werden. Manchmal kommt unsere Hilfe aber leider zu spät und der oder die Gesuchte kann nur noch tot geborgen werden“, so Birgit Körner. Die Arbeit und das Zusammensein mit ihren Hunden sowie der Austausch mit den anderen Hundeführinnen und -führern hilft Birgit Körner über solch traurige Ereignisse hinweg. Und so sind die Verwaltungsangestellte und ihre vierbeinige Partnerin Elli bei fast jedem Training und jedem Einsatz dabei – egal bei welchem Wetter und zu welcher Uhrzeit. „Wenn ich mich für eine Sache entschieden habe, dann mache ich sie ganz – mit Herz und Seele“, erklärt Birgit Körner.

Rettungshund Nanuk

Text: Daniela Stang

Fotos: Michael Albrecht, Elvira Eberhardt, Privat