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Südwestpresse Online vom 11.02.2014

Universitätschor singt Psalmkantaten von Mendelssohn Bartholdy

Glänzend aufgelegt: Der Universitätschor gab ein Konzert mit Felix Mendelssohn Bartholdys Psalmen-Vertonungen im Haus der Begegnung.

Gottfried Lothar

Sein ganzes kompositorisches Leben lang hat sich Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Vertonung von Psalmen beschäftigt. Dabei gelang es ihm, das musikalische Erbe von Bach und Händel mit seinem eigenen Stil eindringlich zu verschmelzen. Vier der meist einfach strukturierten Werke hatte Universitätsmusikdirektor Albrecht Haupt nun für das Semesterkonzert zusammengestellt und am Sonntag im voll besetzten Haus der Begegnung zu einer glanzvollen Aufführung gebracht.

Von großer dramatischer Fähigkeit zeugt die Vertonung des Psalms 95. Sie beginnt mit dem frohen Aufruf zur Anbetung, die vom Tenor, einem engelgleichen Sopran-Zwischenruf, einem Duett von zweimal fünf Frauenstimmen und einer Chorfuge gestaltet wird. Im zweiten Teil kostet die Musik das Stocken des Herzens aus und endet im Pianissimo. Der aus 120 Mitsingenden bestehende Universitätschor konnte hier glänzen und seine Möglichkeiten ausschöpfen. Einen weniger guten Eindruck machte Alexander Efanov, der mit enger Stimme und sichtbarer Anstrengung den Tenorpart sang.

Im Hymnus "Hör mein Bitten" nach Psalm 55 verströmte Maria Rosendorfsky mit ihrem mühelosen Sopran Innigkeit und Wohlklang im Wechsel mit dem Chor. Die A-cappella-Motette Psalm 100 "Jauchzet dem Herrn" hatte Mendelssohn für die Synagoge in Hamburg komponiert. Das schöne Stück wurde vom Chor mit großem Einsatz gemeistert und lediglich durch finales Telefongeklingel gestört.

Zum Abschluss erklang mit op. 42 die bekannteste Psalmvertonung, Psalm 42 "Wie der Hirsch schreit". Neben der einschmeichelnden Stimme von Rosendorfsky und dem gewaltigen Chor konnte auch die Kammerphilharmonie Ulm sich hervortun. Die Solo-Oboe verband sich aufs Schönste in Bachscher Manier mit dem Sopran, das Orchester mit Konzertmeister Burkhard Solle unterstützte mit samtenem Klang.

 

 


Augsburger Allgemeine online vom 11.02.2014

Die volle Gefühlspalette

Universitätschor singt Psalmkantaten Mendelssohn-Bartholdys


Ulm Das Konzert des Ulmer Universitätschores unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Albrecht Haupt mit der Kammerphilharmonie Ulm stand im Haus der Begegnung ganz im Zeichen des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), dessen vier groß angelegte Psalmkantaten erklangen. Das Konzert stellte den Komponisten ins beste Licht: Chor und Solopartien wechseln sich ständig ab, wobei Mendelssohn alle Register wohlbewährter Techniken wie Fuge, Kanon und Polyfonie zog. Das war auch dank der Solisten Maria Rosendorfsky (Sopran) und Alexander Efanov (Tenor) eine rundum gelungene Sache; der 120 Mitglieder zählende Chor schien sich mit den geschmeidigen Melodien und der von tiefer Traurigkeit bis strahlendem Optimismus reichenden Gefühlspalette hörbar wohlzufühlen.

Begonnen wurde das anspruchsvolle Programm mit dem „Psalm 95“, dessen erste Fassung im Februar 1839 im Leipziger Gewandhaus aufgeführt wurde. Trotz wohlwollender Aufnahme arbeitete Mendelssohn das Werk um; skrupulös rang er mit jeder Komposition, allen Behauptungen über seine Genialität zum Trotz fand der Komponist, er dürfe „nicht eher ruhen, bis ein Werk so gut ist, wie ich es nur eben machen kann“.

Differenziert in Tempo und Dynamik führte das Konzert mit dem großen Bogen aller Psalmkantaten vor, warum Mendelssohn heute so viel Beachtung findet: Süffige Übergänge von Chor- und Solopassagen, eine vielfarbige Partitur, die effektvoll, ähnlich wie in Mendelssohns Oratorium „Elias“, mit melancholischer Unterfütterung von Glaube, Leid und Zuversicht berichtet. Mendelssohn erinnert an die 40 Jahre des Volkes Israel in der Wüste. Wie der Chor in enger Verbindung mit dem aus Mitgliedern der Ulmer Philharmoniker bestehenden Kammerphilharmonie die emotionalen und musikalischen Nuancen herauskitzelte, das machte Freude.

„Psalm 55“ („Hör mein Bitten“) – deutlich schlanker in Umfang und Dramatik – führte einmal mehr den Sopran Rosendorfskys ins Rampenlicht, die extreme Dynamik von düster Bedrängnis und strahlendem Optimismus gestalteten die Akteure hoch engagiert. Der Durchbruch zur Romantik garantierte dank effektvoller Klangmalerei ein Maximum an Hörgenuss. Auch die Motette „Psalm 100“ (Jauchzet dem Herren) gefiel mit warmem, rundem Klangbild. Über den Text des Psalms 42 „Wie der Hirsch schreit“ wird man sich in unserer nüchternen Gegenwart vielleicht wundern – doch die Sprachbilder sind eindringlich, ohne Scheu vor großem Pathos. Zwischen luzidem Andante und beschwingtem Allegro, zwischen Appell und kraftvoller Lebensbejahung – hier schloss das Konzert mit einem mitreißenden Werk ab. Der Schlussapplaus: begeistert. (flx)