Eine biblische Love-Story

Der Universitätschor und hochkarätige Solisten machen aus Händels Oratorium „Joshua“ einen Genuss mit Happy End. Von Roland Mayer

Seit seiner Londoner Uraufführung 1748 gehört das klangprächtige Opus mit seinen Eroberungslegenden ums Gelobte Land zu Händels erfolgreichsten Oratorien. Es setzt den biblischen Stoff mit saftiger musiktheatralischer Noblesse um. Auch den feierlichen Barock-Marsch zur Umzugsdemonstration der Bundeslade durch den Belagerungsring um die Tyrannen-Stadt Jericho spielen Concertino Tübingen und Süddeutsches Bläserenesemble wie aus einem Guss.

Mal klanglyrisch mit der Solo-Oboe, mal mit mächtigem Trompetenschmelz, zeichnet Händel hier ein oszillierendes Schlachtengemälde nach, das der Komponist mit einer koketten Love-Story zwischen dem israelitischen Heerführer Othniel und seiner Geliebten Achsa bis zu ihrem Happy End würzt. Zu den klanglichen Highlights gehörte neben dem eher aus einem weihnachtlichen Kontext bekannten „Tochter Zion“ (zum finalen Fall der Festung Debir) auch eine regelrechte „Feuerwerksmusik“ zum Ende des zweiten Teils, wo sich kosmische Wundertaten und irdische Vergänglichkeit programmatisch wie in einer Schauspielmusik widerspiegeln.

Das Temperament des Chores hat Haupt mit einem hochkarätigen Gesangsquartett noch ausgebaut: Countertenor Georg Bochow gibt mit Koloratursopranistin Catherina Witting ein schillerndes Liebespaar. Tenor Alexander Yudenkov brilliert in der rezitativischen Partie des Moses-Nachfolgers Joshua. Setzte Tenor Matthias Löffler als weiß gekleideter Engel auch spielerische Akzente, wirkte Sönke Morbach als Achsa-Vater Kaleb als glaubwürdiger Tieftöner. Und das konzertante Generalbass-Flair dieser zweieinhalbstündigen Aufführung war bei Conrad Schütze (Cembalo) und Manuel Haupt (Orgelpositiv) in allerbesten Händen.

Nächster Termin: Im Sommersemester singt der Universitätschor erneut in der Pauluskirche. Am 12. Juli steht Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ auf dem Programm.

Veröffentlicht in der Augsburger Allgemeinen, Ausgabe Neu-Ulm, am 17.02.2015
- mit Zustimmung der Redaktion und des Verfassers/Fotografen vom 26.02.2015 -

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 Text und Bild: Roland Mayer

 

Das Liebespaar des „Joshua“-Oratoriums: Achsa (Sopranistin Catherina Witting) und Othniel (Countertenor Georg Bochow) beim Auftritt in der Pauluskirche.

Foto: Roland Mayer

Stimmstarker und imponierender Universitätschor

Händels Oratorium "Joshua" hat der Ulmer Universitätschor unter der Leitung Albrecht Haupts in der Pauluskirche aufgeführt.

GOTTFRIED LOTHAR

Souverän und mitreißend: Dirigent Albrecht Haupt.

Zu Lebzeiten Händels war das Oratorium "Joshua" eines seiner erfolgreichsten Werke. Dem Universitätschor Ulm gelang unter der versierten Leitung von Albrecht Haupt in der Pauluskirche eine beachtliche Aufführung, bei der lediglich das Programmheft mit fehlerhaftem Textabdruck und fehlenden Biografien den schönen Eindruck trübte.

Das Oratorium prägen eindrucksvolle Chöre. Und der Universitätschor entledigte sich dieser Aufgabe bestens. Die 86 Sängerinnen und Sänger ließen stimmstark und imposant die facettenreiche Musik aufleben. Wütendes Kriegsgeschrei wechselte mit Danksagungen an Jehova und Lobgesängen für die Kriegsherren. Und dabei war dann auch ein Chor zu hören, dessen Melodie allen Zuhörenden bekannt sein durfte. Angestimmt von der Jugend und fortgesetzt vom Jungfrauenchor stimmt der ganze Chor ein Loblied auf den siegreichen Othniel an. Der Theologe Friedrich Ranke formte 1820 aus diesem Chor das beliebte "Tochter Zion, freue dich".

Neben den Chören ist es vor allem die Liebesgeschichte, die den musikalischen Reiz des Werkes ausmacht. "O hätt ich Jubais Harf und Mirjams süßen Ton", eine der schönsten Koloraturarien, hatte in Catherina Witting mit ihrem warmen, großen Sopran nicht nur da eine in jeder Note überzeugende Interpretin der Achsah. Ihr zur Seite stand der Berliner Deutschrusse Georg-Arssenij Bochow als Othniel. Der junge Countertenor verfügt über eine farbenreiche und kraftvolle Stimme, die sowohl in den Arien als auch besonders in den Duetten mit Witting zu erblühen wusste.

Daneben sangen der in Stuttgart tätige russische Tenor Alexander Yudenkov den Joshua, der hiesige Bassbariton Sönke Morbach Brautvater Kaleb sowie Tenor Matthias Löffler aus Stuttgart den Engel (ursprünglich für Knabensopran gedacht).

Das Concerto Tübingen mit trefflichen Solisten sowie Mitglieder des Süddeutschen Bläserensembles musizierten die farbenreiche Partitur mit gelungenem Engagement, gefordert und geleitet von einem souveränen Universitätsmusikdirektor Albrecht Haupt.

 

Veröffentlicht in der SüdwestPresse, Ausgabe Ulm, am 17.02.2015
- mit Zustimmung der Redaktion, des Verfassers und des Fotografen vom 19.02.2015 -

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Foto: Oliver Schulz