Die Frames und Funktionalbegriffe der Harndiagnostik in ihrer Entwicklung seit der frühen Neuzeit

Die Ermittlung von Funktionalbegriffen und deren Einsatz in Frames im diachronen Vergleich erlaubt die präzise Kennzeichnung der lexikalischen Basiselemente sich entwickelnder Wissenschaftssprachen. Darüber hinaus ermöglicht die chronologische Kartierung der Termini innerhalb sich verschiebender Frames die Analyse sprachlicher Repräsentationen Kuhnscher Paradigmenwechsel oder Fleckscher Denkstilverschiebungen.

Ziel des Projekts ist es, für Frankreich und Deutschland an Hand medizinischer Lehrliteratur zur Harnschau vom 16. bis 19. Jahrhundert den Urin charakterisierende Funktionalbegriffe in Frames zu visualisieren. Der Vergleich der entstehenden Frames über längere Zeiträume hinweg wird mehrfach stattfindenden revolutionsartige Paradigmenwechsel und schleichend verlaufende Denkstilverschiebungen nachvollziehbar machen. So wird der Weg von der Harnschau zur Harndiagnostik auf Prozessebene nachgezeichnet. Für Frankreich soll die Untersuchung für die Phase des Übergangs vom Latein zum Französischen im 16. und 17. Jh. erfolgen. In diesem Zeitraum hat die Harnschau eine weite Verbreitung erfahren und gleichzeitig wurden ihre Techniken im Kontext der neu aufkommenden Wissenschaften immer mehr angezweifelt. Im deutschsprachigen Kontext sollen die Phase des Übergangs von der Uroskopie zur Harndiagnostik analysiert werden. Der Untersuchungszeitraum soll hier das 18. und 19. Jahrhundert umfassen und insbesondere die Abkehr von der Uroskopie und die beginnende chemische Analyse des Harns umfassen.

Das Projekt wird (als medizingeschichtliches Beispiel im Rahmen der sprachwissenschaftlichen DFG-Forschergruppe „Funktionalbegriffe und Frames“) mit Personal- und Sachmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Geschäftsz. Fa777/1-1, Fa777/1-2) gefördert.

 

Projektleiter: 

Prof. Dr. Heiner Fangerau (Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm), zus. mit Prof. Dr. Hans Geisler (Romanistische Sprachwissenschaft, Universität Düsseldorf)

Bearbeiter:

Dr. Michael Martin, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm
Laufzeit: Oktober 2005 - September 2011

 

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