Junge Gründer an der Uni Ulm - Mit Solarstrom-Boilern den Schritt in die Selbstständigkeit wagen

Foto: Annika Bingmann

Erkundigt man sich an der Universität Ulm nach erfolgreichen Ausgründungen, werden oft der Laserdioden-Hersteller U-L-M Photonics genannt oder die WiTec GmbH, die sich auf Mikroskopsysteme spezialisiert hat. Neben diesen längst etablierten Erfolgsunternehmen entstehen an der Uni jedoch auch junge Start-ups wie die Nexol Photovoltermic AG. Die Gründer vertreiben einen selbst entwickelten Solarstrom-Boiler, mit dem sich Wasser energiesparend erhitzen lässt. Bei der innolutionnight im Mai hat Masterstudent Niklas Gemp das Start-up vorgestellt.

Märkte für den neuartigen Solarstrom-Boiler der Nexol AG finden sich von Malawi bis Memmingen. Dank der modernen, mit Photovoltaik betriebenen Halbleiter-Wärmepumpe lässt sich Wasser schnell und zuverlässig erwärmen. Somit ist das Produkt des Start-ups eine günstige Alternative zu beispielsweise Gas-Boilern und vor allem für Schwellen- oder Entwicklungsländer interessant. Seinen Ursprung hat die Idee jedoch in einem Gründerteam aus Studierenden von Universität und Technischer Hochschule Ulm, dem weiterhin erfahrene Unternehmer aus der Solarindustrie und Forschende angehören. „Unser übergeordnetes Ziel war es, die Infrastruktur in Schwellenländern zu verbessern, indem wir zuverlässige Produkte für die Nutzung erneuerbarer Energien anbieten. So kam das Team auf die Idee, eine neuartige Lösung für die Wassererhitzung mit Solarstrom zu entwickeln und zu vertreiben“, erinnert sich Niklas Gemp an die Ideenfindung.

Für den Mittzwanziger war es nicht die erste Unternehmensgründung: Er hat bereits Erfahrung als Jungunternehmer in der IT-Branche gesammelt, und auch seine Masterarbeit an der Uni Ulm dreht sich um die Finanzierung von Start-ups aus dem Bereich erneuerbare Energien. Trotzdem hielt die Gründungsphase einige Herausforderungen bereit: „Viele potenzielle Investoren waren skeptisch, da wir unser Produkt auch in Schwellenländern vertreiben wollen. Doch nach mehreren Pitches stand die Finanzierung für unser Start-up“, erinnert sich der angehende Wirtschaftswissenschaftler. Weiterhin war es von der ersten Idee im Herbst 2016 bis zur Serienreife des Produkts ein steiniger Weg. Doch inzwischen haben die Gründer 30 Prototypen der Wärmepumpe in ihrem Labor an der Olgastraße hergestellt – im August soll die Serienproduktion starten. Dabei ist es den jungen Unternehmern wichtig, möglichst nachhaltig und vor Ort zu produzieren. „Mit der Lebenshilfe Donau/Iller haben wir den perfekten Partner für die Serienproduktion gefunden. Bislang sind wir mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden“, so Gemp.

Nach eigenen Angaben hat Niklas Gemps Studium der Wirtschaftswissenschaften nicht unter der Unternehmensgründung gelitten. Der gebürtige Norddeutsche empfiehlt seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen sogar, die Studienzeit für solche Projekte zu nutzen, denn „mit zunehmenden Alter wachsen nur noch die Verpflichtungen.“ Nach Abschluss des Masterstudiums will sich Gemp für einige Jahre in Vollzeit dem Start-up widmen, auch wenn er sich derzeit nicht vorstellen kann, „das Unternehmen zu vererben“. Im September reist der dann frisch gebackene Uni- Absolvent erst einmal nach Malawi, um Märkte und mögliche Kunden des Solarstrom-Boilers – von der Krankenstation bis zum Besitzer der abgelegenen Farm – kennenzulernen.
Kontakte in der Ulmer Gründerszene hat Niklas Gemp zum Beispiel bei der innolutionnight geknüpft, die Ende Mai in der Ulmer Industrieund Handelskammer (IHK) sowie in weiteren Locations stattfand. Sein Rat an junge Gründerinnen
und Gründer: „Es ist wichtig, sich viel Feedback für die eigene Idee einzuholen und sich ein großes Netzwerk aufzubauen. Auf dem Weg eines Entrepreneurs warten viele Herausforderungen – und die muss man nicht alleine lösen."

Neue Spin-Off Managerin

Junge Gründerinnen und Gründer erhalten an der Universität Ulm immer mehr Unterstützung. Neben der Beratung durch den Gründerverbund
Ulm steht seit Kurzem „Spin- Off Managerin“ Dr. Birgit Stelzer Allen zur Seite, die frische Ideen für Start-ups haben. Die Diplom-Kauffrau ist über das Projekt InnoSÜD, das die Hochschulen Biberach, Neu- Ulm, Ulm und die Universität Ulm eingeworben haben, angestellt. Beim „Gründerlunch“ an der Universität Ulm und bei der innolutionnight in der Industrie- und Handelskammer hat sich Stelzer der Szene vorgestellt.

Foto: Simone Wagner, pearlgraphics