FARBTABELLE

ein Projekt der EMU -
Experimentelle Musik und Kunst
Ltg.: Dieter Trüstedt

Ausstellung in der MUZ-Galerie der Universität Ulm
Vernissage Mi 27. Febr. 2008 18 Uhr
Dauer bis 19. Juni 2008
Ort: Universität Ulm M24/M25 siehe Fußnote 5)

Konzept. Wir fotografieren die Farben, die uns unterwegs begegnen - die Farbe in ihrem Umfeld von dem sie getragen wird. Die anschließende Bildauswahl, der Zuschnitt auf 60 mal 40 cm und die Einstellung von Helligkeit und Kontrast bestimmen die nächsten Schritte. Die Bilder werden auf Aluminiumplatten aufgezogen und nach Farben, Motiven oder kultureller Zuordnung zusammengestellt. Das Gesamtbild der Sortierung wird von der Autorengruppe gemeinsam festgelegt. Der Begriff Farbtabelle kommt von ihrer Ähnlichkeit mit den Pantone Farbtafeln.

Künstlerische Idee. Der Blick für die Farbe beim Wandern des Auges als Farbe des Momentes entwickelt sich durch die Themensetzung selbst: Farben in unserer Umwelt, die Farben des Ortes, der Landschaft, der Natur, der Stadt, der Werbung, des Verkehrs, der Kleidung, der Nahrung, der Gegenstände in unseren Wohnräumen, des Designs, der Pflanzen, der Blüten, der Kunst. Die Farbe wohnt zwischen anderen Farben und Formen. Die Farbe tritt uns mit eigener Form und Oberfläche entgegen, d.h. sie hat sowohl eine eigenständige und als auch eine zugeordnete Qualität und Ausstrahlung.

Variation der Farben. Die acht Autoren - Studenten, Wissenschaftler, Künstler - begegenen den Farben und ihren Motiven mit ihrer jeweils eigenen Sicht. Im Verlauf des Prozesses verschärft sich die Auswahl in mehreren Stufen: die Auswahl, der Bildausschnitt, die Wahl der Bildeinstellung auf dem Computerbildschirm und schließlich die Einordnung zwischen den anderen 65 Farbmotiven. Der Betrachter der Bilder in der Ausstellung begegnet den Farben, Motiven und Zuordnungen wiederum mit einer ganz neuen, anderen Sicht. Seine Assoziationen, Anregungen, Entdeckungen hängen mit seiner eigenen Innenwelt zusammen - es entstehen neue Erlebnisse.

Ästhetik der konkreten Kunst. Die sinnliche Wahrnehmung bezieht ihre Informationen über die Sinne - zunächst unabhängig von dahinter liegenden Setzung, Absichten, Aussagen. In diesem Projekt wird - wie in der konkreten Kunst - von Verfahren der Narrativik abgesehen, das Theatralische, das Mystische, das Gestische ist hier nicht thematisiert. Es geht rein um die Sinnlichkeit der Farbe, um ihre unmittelbare, eigene Wirkung. Sinnlich heißt aber, dass eine Farbe schreien kann, dass sie schrill oder warm und ruhig ist, dass sie sich eisig, fern, nah, unwirklich, unfasslich, hart oder weich anfühlen kann. Auch Bezüge zur Synästhesie werden gesehen, aufgedeckt und thematisiert.

Farbspiel. Vielfältigkeit, Irritationen, Rätsel, Überraschungen, Entdeckungen, Erkenntnisspltter sind intendiert. Das zunächst Unscheinbare, Kleine, Fragmentarische wird als Einzigartig gesetzt. Das Pendeln zwischen dem Grün und Blau der französischen Fensterläden wird zur Irritation, das Blau der unscheinbaren Zichorie wird ganz nach oben gesetzt, die Romantik des Abendrots wird ausgeblendet. Die Anregung zu Bezügen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen, ist eine besondere Möglichkeit des Betrachter.

Farbklänge. Die EMU arbeitet zur Zeit in ihrer Musik mit dem Konzept des Phonems. Das Phonem ist das kleinste Klangelement in der gesprochenen Sprache oder der Musik mit klassischen Instrumenten. Aus diesen Phonemen formen wir eine ganz neue Musik. Wir verwenden dieses Verfahren auch in der Musik mit Audifikaten, das sind Umsetzungen von wissenschaftlichen Daten in hörbare Mitteilungen. Das Phonem selbst hat keine eigene Aussage, ist einfach nur Klang. Zwischen dem Konzept der Farbtabelle und dem Arbeiten mit Klangpartikeln besteht ein Zusammenhang. Die Klangränder entsprechen den Gegenstands-Fragmenten an den Ränder der Fotos. Das Aufflackern neuer Zusammenhänge, Assoziationen, Gedanken beim Hören der Phonem-Klang-Variationen kann mit ähnlichen Prozessen beim Sehen der Farben in den beschrieben Setzungen verglichen werden.

Siehe im Internet:

1) Text in Neue Zeitschrift für Musik - Magazin für neue Töne, Schott-Verlag, Jannuar 2008, Seite 30.

http://www.musikderzeit.de/de_DE/journal/issues/showarticle,25131.html

2) Zirrus - In der Ausstellung "Wasser - Kann man Wolken hören.

http://www.uni-ulm.de/emu/projekte/wasserprojekt/ausstellung.htm

3) Turbulenzen - Konzert im Kontext Kunst und Wissenschaft.

http://www.uni-ulm.de/einrichtungen/muz/turbulenzen-pd-seminar.html

4) Farbtonbenennung - EMU Universität Ulm ca. 1995 und Aufführung der "Kadenzen" Pinakothek der Moderne München

http://www.luise37.de/2003/kadenzen/kadenzen.htm

5) MUZ-Galerie der Universität Ulm

http://www.uni-ulm.de/einrichtungen/muz/ortsbeschreibung.html

Dokumentation der Vernissage 28. Febr. 08

Fotos von Klaus Schmidtke und Dieter Trüstedt

Hängung an dünnen Stahlseilen und einem Bild-Wand-Abstand von 7 cm.
Es entstehen farbige Bildsäulen mit Schatten und Verstärkungen plastischer Elemente auf den Bildern. Die Wandfarbe tritt etwas in den Hintergrund.

Rede zur Vernissage

Frederick William Ayer - Kurator der Galerie

Farbtabelle (Color Table)

Just after the end of the winter semester, the laboratorium gallery is showing today the Farbtabelle comprising of 60 art works mounted on aluminium plates. These are the works of eight artists, students and scientists. In the process of achieving these colorful works, the artists went through several stages to present these works as you see today with more than 65 color motives which in a nutshell occasion variations and associations, discoveries and turbulence.

Let's skip the primary colors which, I believe, you all know very well.

The works today are authentic. The works of the students from the studio are emotionally produced while the works that we are showing today are produced through the help of technology. That means the works are computerized art works which proclaim our development in the 21st century at which technology plays a vital part of our day-to-day existence.

Let's look at the surrealistic theory of Miro. His characteristic red, black and white may stand for the ultimate realistic human experience.

When we look at the attributes of colors from the Devine Horseman by Maya Deren, we come to believe that the symbolic colors of white and blue are sacred, white pigeon or dove is sacred to the deities or goddesses. Let's not deliberate on the christian or catholic thoughts on colors. Some of them hinge on superstitions, etc. Let's settle down on the effect and influence on colors in art. Works of art have many meanings and some have more than the others. But even if all their meanings may never be known to any one observer, his or her obligation is still to appraise each work from so many aspects of his or her own intellectual and emotional experience as he or she can.

The kind of art here today refers to Farb Tabelle (Color Table) which is the subject of this exhibition. This is customarily described as computer art, modern in a way because it is instigated by technology. And for that matter it is precisely contemporary.

The various artists in this exhibit dealt with the ecological atmosphere of our planet and the nature of color in our land, prarie, the city, the urban, plants and the growing changes in relation to the art of nature. Also the color variations of the climate changes play a major role.

The new world of forms which replaced that of the 19th century as presented by the eight artists posits the responsibility to discover forms expressive of new ideas in the 21st century tackling the new cosmology and macrocosmic phases of the contemporary world and being.

The reality of these works should be understood as a system of relations rather than of visual or tangible extensions of our world as Kant suggested.

About fringe science, and new age ideas, things like music for plants as Maurizio Cattelan remarked in an interview with Peter Coffin in a heep of language must flow and suggest objective interest, etc.

The act of art is a tool for extended consciousness. Even though the works were computerized results, I feel that there was an inner consciousness involved in the production. As Dr. Trüstedt indicated about the works, the images were photograped and through the consciousness of the artists were then produced focusing on the magic prism through which one sees the color table and everything else.

To my mind, these artists must either be Martians or earthlings sufficiently detached to catalyze the meaning of the colors which they effected on each panel and at the same time sharing a bold way of ideas.

I also think that these artists seem to be mystic in their concept and leap to conclusions that logic cannot reach. And the works unintentional as they may seem, lead us to new experiences.

Finally, I would say that the works presented by the artists prove to be messangers of freedom which means they, the artists, would not know what they are effecting on the panel but do they will do it, disregarding the art of reason and the truth.

I want to advice the observer to look at the paintings as they will look at the distant star with their naked eye. But by looking away from the painting just a bit they will see the painting more clearly.

This is the way to look at these profound, intricate, colorful and resourceful works of color at this exhibit. Let the works give us the sound of music.

Frederick William Ayer Curator 27/02/2008

Kritik in der nuz Samstag, 15. März 2008, Seite 31 und Richtigstellung

Text:
Farbtafeln als moderne Plakate
Ausstellung Fotos als Computerkunst im „Laboratorium" der Uni
Ulm [roma]
Bis 19. Juni sprießen die Farben im „Laboratorium", der Galerie des Musischen Zentrums der Universität Ulm auf dem Oberen Eselsberg. In dieser Ausstellung geht es um Sinnlichkeit und ihre unmittelbare Wirkung aufs Individuum. Die Farbenspiele legen in diesem Zusammenhang Wert aufs Fragmentarische, aufs kleine Detail, das bekanntlich große Assoziationen hervorrufen kann.
Acht Studenten, Wissenschaftler und Künstler destillierten Farben und ihre unterschiedlichen Motive zur Gesamtschau. Diese Autorengruppe besorgte die Sortierung der „Farbtafeln" - 60 auf Aluminiumplatten aufgezogene Fotos, die Blüten, Steine, Verkehr und Räume bis zur Collage erfassen. Vom Computerbild zur Ausstellungs-Einheit liefert der Präsentation-Titel „Farbtabelle" imposante Ergebnisse als Prozess, der im Abschreiten viele Variationen eröffnet.

Bildunterschrift links:
Die Organisatoren Frederick William Ayer und Professor Lothar Kinzl.
Bildunterschrift rechts:
Ausstellung „Farbtabelle" im „Laboratorium", in der Galerie des Musischen Zentrums der Universität Ulm auf dem Oberen Eselsberg. 60 Fotoarbeiten sind zu einer farbigen Kunst-Schau aneinandergereiht. Fotos: roma


Richtigstellung zur Kritik:
Die Ausstellung "Farbtabelle" wurde ausschließlich von der EMU - Experimentelle Musik und Kunst - Universität Ulm konzipiert, entwickelt und durchgeführt. Die Leitung hat Dieter Trüstedt.
Der Pressetext bestand aus den oben in dieser Dokumentation wiedergegebenen Passagen:
Konzept - Künstlerische Idee - Variation der Farben - Ästhetik der konkreten Kunst - Farbspiel - Farbklänge - Teilnehmer - Internet
Dieter Trüstedt