Professor Fedor Jelezko kann seinen zahlreichen Auszeichnungen eine weitere Ehrung hinzufügen: Der Leiter des Ulmer Instituts für Quantenoptik hat den Landesforschungspreis für Grundlagenforschung erhalten. Der Landesforschungspreis für Angewandte Forschung ging in diesem Jahr an Dr. Georg Gdynia vom Pathologischen Institut der Universitätsklinik Heidelberg.
Die mit jeweils 100 000 Euro dotierten Auszeichnungen wurden am Montag, 5. Dezember, bei einem Festakt in der Staatsgalerie Stuttgart von Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, verliehen.
Dabei ist Jelezkos „Grundlagenforschung“ keineswegs praxisfern: Seine wissenschaftliche Arbeit trägt zur Optimierung von Sensoren oder bildgebender Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) bei. Sie könnte sogar den Weg zum hochleistungsfähigen Quantencomputer und zur extrem sicheren Informationsübertragung, der „Quantenkryptographie“, ebnen. Dazu speichert der Physiker Fremdatome in den Farbzentren künstlicher Diamanten und erlangt so die Kontrolle über die kleinsten Teilchen. Dies ist für alle Zukunftstechnologien wichtig, die auf Quantenkohärenz beruhen.
Professor Jelezko leitet seit 2011 das Institut für Quantenoptik an der Universität Ulm. In dieser Zeit hat er unter anderem mit Professorenkollegen („Gruppe BioQ“) einen mit 10,3 Millionen Euro dotierten Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats – vor allem zur Entwicklung einer neuen Art der Sensorik – eingeworben.
Seit diesem Jahr forschen die Wissenschaftler in einem weiteren mit rund fünf Millionen Euro ausgestatteten EU-Projekt („HYPERDIAMOND“) an der Optimierung der Magnetresonanztomographie: Dank hyperpolarisierter Diamanten sollen sogar Stoffwechselprozesse sichtbar werden.
„Dieser Preis ist eine sehr große Auszeichnung für mich und auch für meine Kollegen, meine Mitarbeiter und Kooperationspartner. Diese Auszeichnung wird die Aufmerksamkeit auf unsere Forschung lenken. Das Preisgeld werde ich in neue Projekte investieren, die die Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendung überbrücken“, so Jelezko nach der Verleihung.
Der gebürtige Weißrusse Jelezko hat in Minsk und Bordeaux promoviert sowie anschließend an den Universitäten Chemnitz und Stuttgart geforscht. Seiner vorherigen Station Stuttgart ist der Physiker durch den gemeinsamen Sonderforschungsbereich Transregio 21 „Control of Quantum Correlations in Tailored Matter“ (weitere Partner: Universität Tübingen, Max-Planck-Institut für Festkörperforschung) sowie das Forschungszentrum IQST eng verbunden.
Wertvolle Beiträge zur "Zukunftstechnologie"
Die Auszeichnungen des Ulmer Forschers (Jahrgang 1971) umfassen unter anderem den Walter-Schottky-Preis für Festkörperforschung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, den ZEISS Research Award und die Mitgliedschaft in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. In der Publikationsanalyse des Medienkonzerns Thomson Reuters „Highly Cited Researchers“ zählt Jelezko seit einigen Jahren zu den „meistzitierten Köpfen“ weltweit in seinem Fachgebiet. „Wir sind sehr stolz, mit Professor Jelezko einen der weltweit einflussreichsten Quantenwissenschaftler an der Universität Ulm zu haben. Den Quantentechnologien gehört die Zukunft – und in diesem Forschungsfeld wird Fedor Jelezko weitere wichtige Beiträge leisten“, sagt Professor Joachim Ankerhold, Forschungs-Vizepräsident der Universität Ulm, zu dieser Auszeichnung.
Der zweite Preisträger, Dr. Georg Gdynia, kommissarischer Leiter der Sektion „Molekulare Tumorpathologie“ an der Uniklinik Heidelberg, will bösartige Tumorzellen mit körpereigenen Abwehrmechanismen bekämpfen. So stoppt ein von ihm entdecktes Protein (HMGB1-Protein) einen Mechanismus der Energiegewinnung: Molekulare Prozesse in Zellen kommen zum Erliegen. Weiterhin hat Gdynia einen Test „Energetic Fingerprinting“ entwickelt, mit dem sich der Anteil hochaggressiver Zellen in Tumoren nachweisen lässt – ein wichtiger Hinweis für die individuell beste Therapie.
Bei den Landesforschungspreisen handelt es sich um die höchstdotierten Ehrungen, die ein Bundesland vergibt. Das Preisgeld soll den ausgezeichneten Wissenschaftlern helfen, ein Forschungsvorhaben ihrer Wahl umzusetzen.
Text und Medienkontakt: Annika Bingmann