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Professor Hartmut Geiger stärkt Stammzellforschung
USA-Rückkehrer: Standort Ulm hat wirklich Zukunft

Universität Ulm

Fast zehn Jahre arbeitete der Stammzellforscher in den USA, dann entschied er sich für einen Wechsel an die Universität Ulm. „Der Schritt war gut überlegt“, sagt Professor Hartmut Geiger, „aber an einige Unterschiede muss ich mich noch gewöhnen“. Im November vergangenen Jahres war er auf eine Forschungsprofessur innerhalb der Klinik für Dermatologie und Allergologie berufen worden, verbunden mit der Leitung einer Klinischen Forschungsgruppe. Mit hohen Erwartungen, allein schon dokumentiert durch sein neues Domizil im neuen Forschungsgebäude. Wand an Wand sozusagen mit der lebenswissenschaftlichen Forscherelite der Ulmer Uni. „Ein extrem schönes Gebäude mit viel Potenzial“, wie der Wissenschaftler bereits festgestellt hat. Was auch ihm selbst von verschiedenen Seiten bescheinigt wird.

Ein Blick auf seine Publikationsliste erklärt, warum ihn die Universität von Cincinnati gerne gehalten hätte: Cell, Blood, PNAS, Nature Immunology, Nature Genetics – Geigers Arbeiten sind gefragt in den renommierten Journalen seines Fachgebiets. Ein Faktor dabei auch: Er beschäftigt sich mit der Alterung adulter Stammzellen, einem hochinnovativen Forschungsgebiet, weltweit. „Das Thema ist heiß“, weiß man über die Molekulare Medizin hinaus, schließlich gilt es als Schlüssel für den Erhalt von Organen und menschlichem Gewebe. Hinzu kommt: Hartmut Geiger hat sich schon früh gezielt spezialisiert, insbesondere auf molekulare Vorgänge bei der Alterung hämatopoetischer Stammzellen. Jener Stammzellen also, die primär im Knochenmark zu finden und verantwortlich für die Zellneubildung des Blutes sind. Und er hat nach seiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg sein Wissen systematisch erweitert, zunächst als Forschungsstipendiat in einem weltweit führenden Labor auf dem Gebiet der Stammzellalterung an der Universität von Kentucky in Lexington, später als Assistenzprofessor in Cincinnati.

Hier sei er kurz vor seinem Wechsel nach Ulm noch zum ordentlichen Professor ernannt worden, berichtet der aus dem Raum Karlsruhe stammende Wissenschaftler, der dort zunächst Chemie, anschließend in Witten-Herdecke Biochemie studiert hat. „Aber mir ging es nicht ums Geld“, versichert Hartmut Geiger, „es ging auch um die Frage, wo unsere Kinder groß werden“. Drei Mädchen übrigens, sieben, neun und elf Jahre jung. Überdies habe ihm Ulm „für deutsche Verhältnisse ein sehr gutes Angebot“ unterbreitet. Entscheidend freilich seien letztlich die wissenschaftlichen Perspektiven gewesen, „das hoch interessante Forschungsumfeld in der Dermatologie und Allergologie und die Kooperation mit anderen Arbeitsgruppen innerhalb der Klinischen Forschergruppe“. Wie der des Leibniz-Preisträgers Professor Karl Lenhard Rudolph zum Beispiel, mit dem er bereits eine erste gemeinsame Publikation fertig gestellt hat und der sich neben Professorin Karin Scharffetter-Kochanek, der Ärztlichen Direktorin der Klinik, und weiteren Ulmer Leistungsträgern für seinen Wechsel hierher eingesetzt habe. „Viele produktive Interaktionen“ erwartet Professor Geiger indes nicht nur mit der international anerkannten Forschungsgruppe Rudolphs, bekanntlich ebenfalls spezialisiert auf die Alterung von Stammzellen. „Wir wollen auch die Kooperation mit anderen Gruppen ausbauen“, erklärt der neue Wahl-Ulmer, „und längerfristig wollen wir die Alterungs- und Stammzellforschung zudem in einen größeren Forschungsverbund überführen“. Ziel sei dabei auch, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Geiger zufolge ein realistisches Unterfangen. „Ich bin überzeugt, dass der Standort Ulm wirklich Zukunft hat. So stark wie hier ist die Verbindung von Alterns- und Stammzellforschung nirgends in Deutschland “, so der bereits in einen Ulmer Sonderforschungsbereich und einzelne Projekte anderer Gruppen eingebundene Wissenschaftler, der sich zunächst mit der Reprogrammierbarkeit, dann mit der genetischen Regulation hämapoetischer Stammzellen beschäftigt hat, genetische Einflüsse auf die Stammzellalterung inklusvie.

„Sehr schwierig und zeitintensiv“ seien diese Arbeiten gewesen, „längerfristig aber extrem wichtig für das Verständnis vom physiologischen Altern“, betont der Forschungsprofessor. Jetzt sucht er den Weg von der Grundlagenforschung zu translationalen Fragestellungen, die Brücke von der Beobachtung zahlloser genetisch veränderter Mäusestämme („ihre physiologischen Prozesse sind dem Menschen sehr ähnlich“) zur klinischen Anwendung also. „Darauf sollte man noch mehr Wert legen“, wünscht er sich und sieht dafür in Ulm auch beste Voraussetzungen, nicht zuletzt bestärkt durch viele Kontakte mit hiesigen Medizinern.

Den Austausch in seiner unmittelbaren Nachbarschaft schätzt Hartmut Geiger indes nicht minder: „Das ist wichtig für gute Ideen und ich habe davon schon oft profitiert.“ Ein besonderer Vorteil dabei sei, „dass hier gleich mehrere forschungsintensive Gruppen zusammen sind“. Ein zweiter: „Unser Verhältnis ist sehr kollegial“, freut sich der Deutschland-Rückkehrer, es gebe keine Hierarchien, keine Unterschiede. Hilfreich vielleicht auch für eine schnellere Eingewöhnung. „Der gegenseitige Umgang in den USA ist lockerer“, hat er erfahren, viel Verwaltungsaufwand allerdings erfordere die Forschung beiderseits des Atlantiks. Nur: „In den USA gibt es dafür viele Helfer im Hintergrund, hier fällt er auf den einzelnen Forscher zurück.“ Überrascht jedoch habe ihn das nicht. „Ein transatlantischer Wechsel ist immer schwierig.“ Und Vor- und Nachteile, bilanziert Professor Geiger, „die gibt es überall“.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Hartmut Geiger, Tel. 0731/500-57650