Amyotrophe Lateralsklerose und Regenerative Medizin:
Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft
Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil Bochum (Dr. T. Grehl).
Zentraler Gegenstand der Untersuchung ist die Prüfung der Relevanz ethischer Problemstellungen auf dem Gebiet der Anwendung regenerativer therapeutischer Ansätze bei neurodegenerativen Erkrankungen und hier im besonderen bei der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) in Forschung und medizinischer Praxis. Dabei stellt sich insbesondere die Frage des ontologischen Status von sich in neuronale Zellverbände integrierenden Stammzellen und ihrem Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen.
Die Gefahr möglicher Wesensveränderungen durch Hirngewebsübertragungen ist schon vor Jahren thematisiert worden. In naher Zukunft könnte es jedoch durchaus möglich sein, durch therapeutische Ansätze aus dem Bereich der sog. „Regenerativen Medizin“ z.B. degenerative Prozesse durch Stammzelltherapien zu beeinflussen oder verändertes Hirngewebe zu ersetzen. Die Frage nach Grenzen und Möglichkeiten der Stammzelltherapie verbindet sich hier mit Fragen nach einer möglichen Ausnahmestellung des Gehirns als organischer Träger der Persönlichkeit eines Menschen. Folglich sollen moraltheoretische Fragen zum „Neuroenhancement“ durch Stammzellen ebenso aufgeworfen werden wie die des Einflusses von Stammzellintegration auf die Persönlichkeit von Menschen. Darüber hinaus soll in gesellschaftlicher Rückkopplung dieser Probleme geprüft werden, über welche Informationen zur „Regenerativen Medizin“ betroffene Patienten und deren Angehörige heute verfügen, mit welchen Erwartungshaltungen sie diese verbinden und welche Möglichkeiten ihnen in der Realität zur Verfügung stehen. Eine optimierte Beratung dieser Patienten soll standardisiert werden. Zuletzt sollen moralische Grundüberzeugungen der Patienten im Hinblick auf ihren Einfluss auf die Einstellung zur Stammzellimplantation analysiert werden.
Ansprechpartner:
Dr. Torsten Grehl, Leiter der Sprechstunde fuer ALS und andere Motoneuronerkrankungen, Neurologische Klinik, Universitaetsklinikum Bergmannsheil
Prof. Dr. Heiner Fangerau, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm