Urologie in Deutschland 1945-1990
Nach 1945 wurde die deutsche Urologie als Fachdisziplin durch Lehrstühle an allen medizinischen Fakultäten etabliert, ein fester Platz im Curriculum für Studierende der Medizin gesichert, die Facharztausbildung systematisiert, spezialisierte Fachkliniken aufgebaut und erweitert sowie der (Wieder-)Anschluss an die internationale Forschung vollzogen. Der lange Kampf der Verselbständigung konnte somit innerhalb von zwei Generationen abgeschlossen werden. Es gingen in diesem Zeitraum zahlreiche medizintechnische Innovationen mit Strahlkraft auf die gesamte Medizin von der Urologie aus, entsprechend ist die Urologie in den letzten Jahren ein wichtiges Querschnittfach der immer stärker interdisziplinär orientierten Medizin geworden. Ferner konnten kontinuierlich damit verbundene Verbesserungen urologischer Diagnostik und Therapie erreicht werden.
In dem Forschungsprojekt „Urologie in Deutschland 1945-1990“, das sich an das Projekt „Urologie im Nationalsozialismus“ anschließt, sollen diese Entwicklungen umfassend und systematisch im deutsch-deutschen Vergleich und im internationalen Kontext analysiert werden. Für viele Bereiche kann in diesem Zusammenhang noch Zeitzeugenwissen gesichert werden. Die Urologie ist zugleich ein Modellbeispiel für die Entwicklung der medizinischen Fachkulturen in beiden deutschen Staaten. Vor dem Hintergrund der politischen Systemauseinandersetzung zwischen Ost und West werden die Professionalisierung, die Teilhabe am internationalen Forschungsdiskurs sowie die Technisierung und deren determinierender Einfluss auf die klinische Praxis untersucht. Erkenntnis leitend ist die These eines in der Urologie vor und auch nach dem Mauerbau 1961 besonders ausgeprägten Verflechtungsraums.
Zeitzeugen gesucht!
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie möchte eine Arbeitsgruppe des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm das Erfahrungswissen deutscher Urologen aus der Zeit nach 1945 langfristig sichern. Zu diesem Zweck führen wir eine Zeitzeugenbefragung durch und würden uns sehr über Ihre Mitwirkung an diesem Projekt freuen.
Die Zielsetzungen umfassen erstens die Erarbeitung eines Personengruppenprofils für die Urologen in beiden deutschen Staaten, zweitens die Rekonstruktion von intellektuellen, formalen und persönliche Vernetzungen im deutsch-deutschen und internationalen Kontext sowie drittens die Sicherung von Text- und Bildquellen zur Geschichte der Urologie im 20. Jahrhundert. Dies steht im Kontext eines geplanten Buchprojekts zur Entwicklung der deutschen Urologie zwischen 1945 und 1990.
Zeitzeugenbefragung "Urologie nach 1945"
Kooperationspartner (in Auswahl)
Arbeitskreis Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU)
Prof. Schultheiss, Archivar der DGU, History Board der EAU
Rainer Engel, Archivar der AUA
Ansprechpartner
Thorsten Halling
Dr. Friedrich Moll