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„Technik wie für mich gemacht“ Ulmer Sonderforschungsbereich von der DFG als Vorzeigeprojekt ausgewählt

Universität Ulm

Die digitale Revolution durchdringt alle Lebensbereiche des Menschen. Sie bestimmt, wie wir miteinander kommunizieren, uns informieren, wie wir arbeiten und leben. Das in diesem Jahr ausgerufene Wissenschaftsjahr steht daher unter dem Motto „Digitale Gesellschaft“. Unterstützt wird diese Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kommunikationsplattform „Wissenschaft im Dialog“ seit Anbeginn von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Als wichtigster Drittmittelgeber für die deutsche Wissenschaft hat die DFG nun aus zahlreichen von ihr finanzierten Forschungsvorhaben Vorzeigeprojekte ausgewählt, die in vorbildlicher Weise technische und gesellschaftliche Entwicklungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Gesellschaft beleuchten (www.terra-digitalis.dfg.de). Ausgewählt wurde hierfür auch der Sonderforschungsbereich/Transregio 62 „Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme“, der von der Universität Ulm aus koordiniert wird.

„Damit sich technische Systeme besser an den Nutzer anpassen können, müssen Informationen über dessen Kenntnisse, Vorlieben und Befindlichkeiten berücksichtigt werden“, erklärt Professorin Susanne Biundo-Stephan. Die Sprecherin des SFB/TRR 62 leitet an der Universität Ulm das Institut für Künstliche Intelligenz. Das Ziel des Forschungsprojektes, in dem Wissenschaftler aus der Informatik, den Ingenieurwissenschaften, der Medizin, Neurobiologie und Psychologie Seite an Seite forschen, ist die Entwicklung einer so genannten „Companion Technologie“. Über 70 Forscher der Universität Ulm, der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie arbeiten gemeinsam an dieser Technologie zur Entwicklung intelligenter Companion-Systeme, die neben der technischen Funktionalität auch die Anwenderseite im Blick haben. Die Herausforderung: Ein Companion-System tritt dem Menschen als „sozial“ kompetenter und partnerschaftlicher Dienstleister gegenüber, der auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse situationsgerecht eingehen kann. Die Forscher haben sich dabei unter anderem einen Fahrkartenautomaten vorgenommen. Hier soll das Companion-fähige technische System seine Funktion individuell an den jeweiligen Nutzer anpassen und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine optimieren. Dafür wertet das System einerseits technisch-funktionelle Daten aus wie Fahrtzeiten und Zielbahnhöfe. Hinzu kommen nutzerbezogene Informationen, zum Beispiel hinsichtlich zeitlicher Randbedingungen, bevorzugter Streckenführung, Zugtyp und Sitzplatz. „Wichtig ist aber auch zu wissen, hat es der Käufer eilig, Ist der Kunde unaufmerksam?“ ergänzt Biundo-Stephan.

Companion-Systeme sind wissensbasierte Systeme mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten. Sie können selbstständig schlussfolgern, planen und handeln. Diese für den Menschen maßgeschneiderte Technologie soll nicht nur die Technik bedienbarer und anwenderfreundlich machen, sie ermöglicht es auch, maßgeschneiderte Anleitungen und Handlungsvorschläge zu unterbreiten. „Ein automatisches Assistenzsystem kann mir beispielsweise erklären, wie ich meine neue Heimkinoanlage installieren soll“, veranschaulicht Projektkoordinator Dr. Philipp Ertle einen weiteren Anwendungsbereich. Eine weitere Herausforderung für die Wissenschaftler: der Dialog zwischen Mensch und Technik – in Hotlines zum Beispiel. Wie müssen computergenerierte Sprachsysteme funktionieren, dass Sie dem Menschen helfen, statt ihn zu stressen. Auf jede Verzögerung im technisch produzierten Sprachfluss reagiert der Mensch mit messbaren Stresssymptomen, mit beschleunigter Atmung beispielsweise und schnellerem Herzschlag. Im Sonderforschungsbereich wird untersucht, was für den reibungslosen Dialog zwischen Mensch und Technik wichtig ist. Auf all diese Fragen sucht das interdisziplinäre Forscherteam nach Antworten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Interessierte auf den Internetseiten der DFG zum Wissenschaftsjahr unter www.terra-digitalis.dfg.de unter dem Themenblock „Erfinden“. „Technik wie für mich gemacht“ lautet der Titel des Eintrages zum SFB/TRR 62. Neben allgemeinverständlich aufbereiteten Hintergrundinformationen wird dort auch ein Film-Interview mit Professorin Susanne Biundo-Stephan präsentiert, die dort Fragen zum Projekt und ihrer Person beantwortet.

Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann Opens internal link in current windowPressestelle Uni Ulm


Hintergrundinformation:
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ruft die Kommunikationsplattform „Wissenschaft im Dialog“ jedes Jahr ein Wissenschaftsjahr aus. Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik öffnen die Türen ihrer Einrichtungen und laden dazu ein, einen Blick auf die Entwicklungen in der Forschung des jeweiligen Mottos zu werfen. Mit dem Wissenschaftsjahr soll deutlich werden, welche Bedeutung Wissenschaft und Forschung für den Menschen haben. Die DFG beteiligt sich seit Anbeginn an diesen Initiativen und unterstützt als Gründungsmitglied von „Wissenschaft im Dialog“ den jährlichen Wissenschaftssommer und das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft. Das Wissenschaftsjahr 2014 steht unter dem Motto „Digitale Gesellschaft“ und bietet eine Plattform, um Fragen, Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung zu diskutieren.
(Quelle: DFG)