Stimmen aus der Praxis

Um die Praxisrelevanz eines wirtschaftswissenschaftlichen Studienganges mit nachhaltigkeitsbezogenen Inhalten zu überprüfen und den Bedarf von Absolventen eines solchen Studienganges zu ermitteln, wurden mehrere Vertreter aus der Praxis zu diesen Themen befragt. 

Im Folgenden einige Kernaussagen der Interviewpartner:

Christoph Heinecke (Robert Bosch GmbH):

„Kompetenzen aus dem Nachhaltigkeitskontext werden definitiv in großen internationalen Unternehmen benötigt, da die Ressourcen vorhanden sind. In staatlichen Institutionen ebenfalls, da diese ja die Richtung vorgeben. Kleine und mittelständische Unternehmen haben nicht so umfangreiche Ressourcen, durch die Gesetzgebung wird das aber auch hier relevanter.“

 

 

Andreas Merkel (Gebr. Otto, Baumwollfeinzwirnerei GmbH & CO. KG):

„Das Thema Nachhaltigkeit hat, zusammen mit dem regionalen Ansatz, in den letzten Jahren immens an Bedeutung gewonnen. Die Menschen wollen wissen, woher die Produkte kommen, die sie kaufen. Der Bedarf an gut ausgebildeten Personen mit einem fundierten Wissen über Nachhaltigkeit, Managementsysteme und einer insgesamt langfristigen Denke wächst daher stetig. Fast alle Unternehmen am Markt haben inzwischen eigene Abteilungen für Nachhaltigkeit gebildet. Zur Umsetzung neuer Gesetze wie beispielsweise dem Lieferkettengesetz werden in Zukunft eher mehr denn weniger kompetente Personen mit fundierter Qualifikation benötigt.“

Ferdinand Geckeler (BMW Group):

„Die Industrie aber auch andere Stakeholder, also OEMs wie wir, die das Thema sehr stark forcieren, schaffen ja auch die Notwendigkeit in unserem Lieferantennetzwerk, d.h. bei unseren Zulieferern – und die Automobilbranche hat viele Zulieferbetriebe in Europa. Dadurch wird es einen starken Schub für den Arbeitsmarkt geben.  Mir bekannte Firmen, die das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen und Kapazitäten aufbauen wollen, tun sich aktuell schwer, diese am Arbeitsmarkt zu finden.

Das wichtigste Ressort ist das Controlling. Das Controlling ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit im Unternehmen, von dem her sollte da der Fokus liegen.“

 

 

Dr. Karsten Schröder (econsense - Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft):

„Ich halte die Vermittlung von praxisorientierten Methoden der ganzheitlichen Unternehmenssteuerung, d.h. eine Steuerung unter Einbeziehung ökologischer und sozialer Aspekte, für sehr wichtig, da es in den Unternehmen hier meist noch an Wissen, Steuerungsgrößen und Daten(-systeme) mangelt. Wenn diese Kompetenzen Teil der betriebswirtschaftlichen Ausbildung werden, und wenn überzeugend vermittelt wird warum das für den langfristigen Erfolg und die Akzeptanz des Unternehmens wichtig ist, dann sind wir einen großen Schritt weitergekommen.“


Dr. Albert Waas (The Boston Consulting Group GmbH):

„Aus persönlicher Erfahrung mit diversen Beratungsprojekten und Kunden kann ich sagen, dass die Vermittlung von sozialen und ökologischen Steuerungsvariablen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Unternehmen sehen sich immer stärker mit diesen Themen konfrontiert. Sie müssen auf zunehmenden Druck von Seiten der Kunden, Wettbewerber und Stakeholder reagieren, indem sie sich verstärkt nachhaltig aufstellen.“

 

Kai Weinmüller (IWU - Privates Institut für Wirtschaft und Umwelt GmbH):

„Die Absolventen werden derzeit in größeren Firmen benötigt, diese haben schon eigene Nachhaltigkeitsabteilungen und bauen diese aus, das Thema externe Nachhaltigkeitskommunikation ist hier schon ganz wichtig. Bei den Mittelständlern sehen wir zukünftig einen großen Bedarf an Führungspersonen mit dieser Qualifikation. Es wird in Zukunft entscheidend  für Unternehmen sein, Prozesse und Produkte an nachhaltigen Kriterien auszurichten und dieses Thema intern und extern kompetent zu kommunizieren. V.a. bei KMUs ab 100 Personen aufwärts ist sicher viel Bedarf an solchen Qualifikationen da.“