Alpenexkursion 2025
"Ihr habt Lust auf ein bisschen Abenteuer mit Übernachtung auf einer Hütte mit Selbstversorgung, ohne Warmwasser, Handyempfang und obendrein noch einen Arbeitseinsatz in der Landschaftspflege? Ihr seid körperlich fit und längere Wanderungen im alpinen Gelände sind kein Problem? Dann ist die Alpenexkursion genau das Richtige für euch!"
Mit diesen Worten lud uns Daniel Schropp auch in diesem Jahr wieder zu der von ihm organisierten und begleiteten Exkursion in den Naturpark Nagelfluhkette im bayerischen Allgäu ein. Und er hatte uns 15 Studierenden, die sich am Montag, den 02.06., in der Mittagszeit vor dem Naturparkzentrum zusammenfanden, in keiner Hinsicht zu viel versprochen - oder angekündigt, wie sich schnell herausstellen sollte.
Zunächst einmal erhielten wir aber - nach einem kleinen Rundgang durch die hauseigene Ausstellung - eine kurze Einführung durch Biologin und Naturpark-Rangerin Theresa, die uns grundlegende Informationen über die Nagelfluhkette, die in dieser Naturregion beheimateten Arten und deren Schutz vermittelte, uns den Unterschied zwischen einem National- und einem Naturpark erklärte und uns einen ersten Überblick über die Woche gab. Anschließend brachen wir auf, versorgten uns beim V-Markt in Immenstadt mit einem Lebensmittelvorrat für die nächsten Tage, parkten unsere Autos auf einem Wanderparkplatz und luden Daniel und Theresa die Autos mit Rucksäcken, Schlafsäcken, Wasserkanistern und unseren Vorräten voll. Mit leichterem Gepäck ging es dann zu Fuß die gut 3 Kilometer bis zu unserer Hütte, der Grafenälpe, und den zugehörigen kleinen Nebenhütten, wo wir uns häuslich einrichteten und unsere Betten bezogen. Mit dabei auch immer Rosi, Theresas Hündin, in der wir alle in den nächsten Tagen eine neue Freundin gewannen.
Schnell fühlten wir uns in den gemütlichen und überraschend sauberen Räumlichkeiten daheim und verstauten unsere Habseligkeiten, bevor sich die erste Kochgruppe mit dem großen Holzofen-Herd vertraut machte, der die Küche und den Aufenthaltsraum bald angenehm warm werden ließ. Nach der wohl längsten Spaghetti-Kochzeit ever konnten wir uns dann endlich stärken (dazu gab es Tomatensoße und sogar Parmesan!), um anschließend noch ein Stück den Berg hinter dem Haus hinauf zu wandern, wo einige von uns dann doch noch ein wenig Handyempfang fanden. Es folgte ein gemütlicher und vor allem lustiger Abend voller Werwolf-Spiele in der Großgruppe, bis wir alle müde in unsere Betten fielen.
Der Dienstag entpuppte sich dann als unser großer Aktivitätstag. Nach einem ausgiebigen Frühstück, erklommen wir mit Theresa und Rosi in einer etwa achteinhalbstündigen, teils doch äußerst fordernden, Wanderung zunächst das Riedberger Horn und dann (zumindest manche von uns) noch den Ochsenkopf. Zwischendrin erfuhren wir Interessantes und Wissenswertes über die Ökologie der Natur, in der wir uns bewegten. Unterwegs machten wir mehrfach Halt: Erst für den angekündigten Arbeitseinsatz, bei dem wir einen Hang frei von Sträuchern schnitten, um eine klar definierte Route für Tourengeher und Skifahrer zu schaffen und gleichzeitig Schutzgebiete für Tiere zu eröffnen, später dann für unsere wohlverdiente Mittagspause auf dem Gipfel. Körperlich mitunter doch am Limit, erreichten wir schließlich wieder die Hütte und nutzten die anschließende freie Zeit ganz unterschiedlich: für ein Bad im nahegelegenen kalten Bergbach, für Spaziergänge, Tagesreflexionen, Lesen und den allabendlichen Kochdienst. Diesmal gab es ein leckeres Kichererbsen-Curry mit Reis, das uns die Lebensgeister zurückbrachte und uns die etwa 600 überwundenen Höhenmeter bald vergessen ließ. Ein weiterer spaßiger Werwolf-Abend rundete diesen zweiten Tag unserer Exkursion gelungen ab.
Am Mittwoch waren die Wetteraussichten nicht besonders, weshalb wir uns zu einer kürzeren Wanderroute entschieden. Diesmal begleitete uns Alex, ein österreichischer Biologe, der mit uns Wasserproben sammelte, uns unter anderem Wissenswertes über Alpensalamander, die Gebirgsbildung und Gewitter vermittelte und mit uns auch ausführlich über eine nachhaltige Landnutzung und, wie auch schon Theresa und Daniel am Vortag, didaktische Möglichkeiten sprach, Kindern diese anschaulich nahe zu bringen.
Den Nachmittag verbrachten wir dann damit, die Wasserproben mit Analyse-Kits zu untersuchen und daraus Schlüsse über deren Qualität zu ziehen. Alex lieferte uns hierzu die nötigen Zusammenhänge über die nachweisbaren Ionen und die Herkunft der Proben - und die Chemie-Studies unter uns erinnerten uns vielfach an die Trennungsgänge im Anorganik-Grundpraktikum zurück. Im Allgemeinen konnten wir viele Studieninhalte in der praktischen Anwendung nun doch einmal gebrauchen.
Nach dem Abendessen - diesmal gab es Linseneintopf mit Tofu und Brot - waren einige von uns noch mit Theresa am nahegelegenen Tobel, einem weiteren Gebirgsbach. Hier sammelten wir in der einsetzenden Dunkelheit verschiedene Wasserorganismen - vor allem Insekten - und machten gleich noch eine halbe Teambuilding-Maßnahme daraus, weil wir nicht genügend Taschenlampen für alle mitgenommen hatten. Beim anschließenden Bestimmen der Insekten konnten wir vor allem von unseren Mit-Studies aus Costa Rica und Mexiko noch einiges lernen, da diese, wie auch schon in den Tagen zuvor, mit Wissen und Erfahrung in vielen Bereichen glänzten, die für uns andere noch ganz neu waren. Wusstet ihr beispielsweise, dass sich Köcherfliegenlarven mit unterschiedlichsten Naturmaterialien quasi selbst einbauen?
Nach einem letzten geselligen Abend fielen wir letztendlich dann auch alle erledigt in unsere Betten, bevor wir am Folgetag, dem Donnerstag, für unseren Heimreisetag wieder aufwachten. Dieser begann mit einem gemütlichen Frühstück, bevor wir alle unsere Sachen packten und die Hütten putzten. Nachdem wir unser Gepäck wieder in den Autos verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Parkplatz, wo wir alles umpackten und die restlichen Lebensmittel verteilten. Dann brachen wir zu unserer letzten, entspannteren, Wanderung auf, auf der wir noch einmal mit ökologischen Side-Facts versorgt wurden und verschiedenste Landschaftszonen passierten. Zum guten Schluss kehrten wir noch gemeinsam bei einer Alpwirtschaft ein, aßen Kuchen und kauften originalen Alpkäse - was nur kurz durch ausbrechende Kühe unterbrochen wurde. Gesättigt und zufrieden erreichten wir dann wenig später unsere Autos und beendeten an Ort und Stelle eine Exkursion, die uns vermutlich alle auf verschiedenste Weise bereichert hat. Schwer fiel uns natürlich besonders der Abschied von Rosi.
Fazit: Die Alpenexkursion ist hervorragend organisiert, macht Spaß und birgt ein unheimliches Lern- und Erfahrungspotenzial, sowohl für Biologie- als auch für Wanderbegeisterte. Der stetige Lehramtsbezug zeichnet diese Exkursion im Besonderen aus. Seid euch aber wirklich bewusst, wenn ihr euch für eine Teilnahme entscheidet, dass die Ankündigung meint, was sie verspricht. Wer nicht gerne wandert und auch für anspruchsvolle Steigungen fit ist, der wird mit dem Programm vielleicht nur wenig Freude haben. Für alle anderen gilt: Absolute Weiterempfehlung!
Carina Borcherding



