Ammersee 2015 – Wir lagen vor Utting und hatten die ... Segelschüler an Bord

Es ist Sonntagmorgen, der Osterhase hoppelt über die Wiese und versteckt die Eier, kleine Kinder freuen sich auf ein traditionelles Osterfest. Doch 14 Seebären harren in der Kälte vor dem Bootshaus der Segelschule Ernst aus. Der Wind weht kräftig, und am liebsten würde man sofort lossegeln, doch erst gibt es eine Vorbesprechung, denn es geht schließlich um die Sicherheit der Bootsführer und ihrer Schüler. Man stellt sich vor, begrüßt neue Gesichter und klärt Fragen wie „Wie fahren wir die Halse“ oder „Sind Alkohol und Rauchen erlaubt?“ – Hier ist die Antwort ein klares „Nein!“. Anschließend ist es endlich soweit: Man geht an Bord der drei Boote, die bereits im Wasser sind und gewöhnt sich nach dem Winter wieder an die Helios. Da am nächsten Tag die Schüler kommen, wird diese Möglichkeit nochmal richtig ausgenutzt und es mit viel Fahrspaß (vulgo Krängung) die Winsch unter Wasser gesetzt.


Am nächsten Morgen stehen etwa 60 motivierte Segelschüler am Steg und sind gespannt, was ihnen die Woche zu bieten hat. Andi (Segelschule Ernst) hat sich fleißig ins Zeug gelegt, und es stehen mittlerweile genügend Boote zur Verfügung. Man verteilt sich und möchte ablegen. Doch Sicherheit ist oberstes Gebot. Erst müssen die Rettungswesten angelegt werden, und man wird in die Benutzung einer Helios eingewiesen. „Wie kommt man an die Badeleiter?“, „Haben wir genug Fender?“, „Welches ist das Großfall?“ Irgendwann ist es dann soweit, man legt ab und erlebt den Fahrspaß am eigenen Leibe. Die ersten Manöver funktionieren recht gut, und auch der einsetzende Schneeregen kann kaum schrecken.

Nach einem gemeinsamen Abendessen im Staudenwirt in Finning werden Knoten geübt. Es werden Augen und Buchten gelegt, man steckt den Tampen durch, zieht fest und hat das Ende wieder in der Hand. Also alles nochmal von vorn. Der Stopperstek macht hier die meisten Probleme. Als Manfred mit den Schülern noch einen Schäkel mit Diamantknoten herstellt, bekommen einige endgültig einen Knoten ins Gehirn.

Der zweite Tag überrascht mit Sonnenschein, leider hat auch der Wind nachgelassen. So wird die Zeit in der Flaute genutzt, um die Knoten vom Vortag noch einmal zu wiederholen. Die ersten selbstständigen Anlegemanöver sind teilweise sehr kurios, da wird schon mal unfreiwillig römisch-katholisch angelegt und ein Boot auf Schiet gesetzt.

Die Zeit vergeht, und der Bootsführerwechsel am Donnerstag steht an. Hier merkt man, dass nicht nur die eigene Crew „Kommando-Bingo“ spielt. Man bekommt teilweise sehr amüsante Dinge zu hören. „Mann über Bord! Warschau, Rettungsmittel nachwerfen, alles klar bei Anker“, „Klar zum Aufschießer, Schotten los“, „Fiert dicht die Schoten“. Auch der Unterschied zwischen Anluven und Abfallen sitzt noch nicht bei jedem.

Der Abend wird wieder gemeinsam bei einer guten Haxe im Staudenwirt verbracht, und Manfred wartet mit einer weiteren Überraschung für die Kursteilnehmer auf. Shanty-Singen heißt die Devise. Die Bootsführer zeigen wie‘s geht, und der Rest steigt ein. Es entsteht eine sehr kameradschaftliche Stimmung und einige Crews sind so begeistert, dass sie sofort einen neuen Chor auf die Beine stellen und „I am sailing“ zum Besten geben. An dieser Stelle auch nochmal einen großen Dank an Manfred, der diese schönen Abende organisiert hat.

Der Tag der Abschlußregatta ist gekommen und man möchte vorher noch die letzten Fehler ausbügeln. Der Wind weht gut, und schnell sind alle auf dem See. Leider setzt recht bald wieder eine Flaute ein. Die Stimmung lässt sich dennoch nicht trüben. Man trifft sich auf dem See und trinkt gemeinsam den traditionellen elf Uhr Sherry, denn Sherry ist ja kein Alkohol, wie uns In Kognito (der Club-Vorsitzende hatte sich vorgestellt mit: „ich bin In Kognito hier“) immer wieder versichert. Die Flasche macht mehrmals die Runde, und es gelingt bei der Flaute, ein Päckchen von drei Booten gemeinsam am Steg anzulegen. Der Platz ist eng, doch mit einem bisschen Schieben gelingt es.

Nach der Regattabesprechung springt Simon Seitz in den noch recht kalten Ammersee und demonstriert, wie eine Automatik-Rettungsweste funktioniert. Mit dieser Aktion sichert er sich gleich die ersten Bonusminuten für sein Boot bei der Regatta und unseren Respekt.

Um 14:15 Uhr ertönt das Startsignal, und die ersten Boote schießen über die Startlinie zwischen Steg und Fischzucht. Pünktlich zur Regatta kommt auch wieder mehr Wind auf und dicht gedrängt nähern sich die Teilnehmer der ersten Boje. Diese wird möglichst schnell umrundet, und es geht weiter zu Boje Nummer zwei. Hier kommt es zu mehreren Kollisionen , und die ersten Boote fallen zurück. Doch davon lässt sich niemand den Spaß verderben. Auf der Nummer 18 wird angefangen, lauthals zu singen, schließlich dauert es noch etwas, bis die drei Runden zu Ende sind. Das Spitzenfeld bleibt dicht zusammen, und am Ende ist es nur per Foto möglich herauszufinden, welches Boot als erstes über die Ziellinie gefahren ist. Die Anna Bolika mit der Nummer 8 hatte die Nase vorn, dichtgefolgt von der 3 und der 12. Bis auch die letzten eine halbe Stunde später ins Ziel einlaufen, nutzt man den Wind aus und übt nochmal ein paar Manöver. Damit alle zur Preisverleihung wieder an Land sind, bildet man am Schluss noch einen Schleppverband und lässt sich an den Steg ziehen. Eingefleischte Segler sehen das aber als Affront und versuchen vom Ehrgeiz gepackt vor dem Motorboot am Steg zu sein.

Im Bootshaus angekommen steigt die Spannung, wer denn nun endgültig gewonnen hat. Das Spitzenfeld unterscheidet sich nur um wenige Sekunden, und es werden noch einige Bonusminuten verteilt. Die zahlreichen Verkleidungen und selbstgebastelten Flaggen bringen ein paar Minuten Gutschrift. Wer dafür die ganze Zeit mit Fender gefahren ist bekommt Abzug. Der 15 wird hartnäckige Bestechung der Regattaleitung mit Süßigkeiten vorgeworfen, da das Angebot aber sehr reichhaltig war, was von guter Planung für Flauten zeugt, gibt es doch keinen Abzug. Diese Entscheidung wird mit leisen Protesten hingenommen. Allen voran die Mannschaft der 15, schließlich habe man sich solche Mühe mit der Bestechung gegeben. Das lässt natürlich nur einen Schluss zu: Die 15 hat einen kompletten Sonnenstich. Nachdem alle Malus- und Bonusminuten verteilt wurden, konnte sich die 3 an den ersten Platz vorschieben und die bis dahin siegesgewisse 8 wurde auf den dritten Platz verdrängt.

Damit endete eine tolle Woche, die den Bootsführen und den angehenden Seglern eine Menge Spaß bereitet hat.

Holger Mandry