Emotionales Weinen

Emotionales Weinen ist aus mehreren Gründen eine interessante Verhaltensweise. Es wird angenommen, dass der Mensch das einzige Lebewesen ist, das emotionale Tränen vergießen kann. Dieses beobachtbare Phänomen stellt das Kernmerkmal emotionalen Weinens dar. Es wird davon ausgegangen, dass emotionales Weinen mindestens zwei Funktionen erfüllt. Der Akt des Weinens kann unter bestimmten Umständen eine kathartische Wirkung entfalten, d.h. die weinende Person fühlt sich emotional erleichtert. Weiterhin kann man es von außen beobachten, wenn eine Person weint, weswegen angenommen wird, dass Weinen eine kommunikative bzw. „soziale Signal“ Funktion hat. Weinen kann auch nicht emotionale Auslöser haben, für die wir uns aber weniger interessieren. Beim Schneiden einer Zwiebel werden beispielsweise sogenannte Reflextränen vergossen.
Wir beschäftigen uns mit dem Thema emotionales Weinen auf unterschiedlichen Ebenen. So haben wir beispielsweise untersucht, wie Persönlichkeitsmerkmale mit der Häufigkeit und der kathartischen Wirkung des Weinens zusammenhängen. In einem weiteren Projekt haben wir die häufigsten Auslöser für emotionales Weinen beleuchtet. Wir konnten fünf Kategorien von Auslösern identifizieren, die jeweils mit einer starken Frustration oder Befriedigung von psychologischen Grundbedürfnissen verbunden waren. Eine informative Zusammenfassung des Projekts finden Sie hier: Pressemittelung. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung stellt die Verwendung innovativer Methoden dar, um emotionales Weinen zu untersuchen. Wir sind die ersten, die diese Verhaltensweise mittels Smartphone-gestützter Tagebuch-Studie untersucht haben. Die Erfassung des Weinens im Alltag ist vorteilhaft, da man so nicht auf möglicherweise verzerrte Erinnerung von vergangenen Episoden angewiesen ist, in denen geweint wurde. Im Vergleich zu Laboruntersuchungen bieten elektronische Tagebuchstudien den Vorteil, dass die Ergebnisse nicht unter künstlichen Bedingungen ermittelt wurden. Somit lassen sich die Ergebnisse auch wieder leichter auf den Alltag übertragen. Zudem können solche Studien Einflussfaktoren beleuchten, die sich nicht oder nur schwer unter Laborbedingungen herstellen lassen.

Kontakt

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Referenzen

Barthelmäs, M., Kesberg, R., Hermann, A. & Keller, J. (2022). Five reasons to cry - FRC – A taxonomy for antecedents of adult emotional crying. Motivation and Emotion, 46, 404-424. https://doi.org/10.1007/s11031-022-09938-1

Barthelmäs, M., & Keller, J. (2021). Adult emotional crying: Relations to personality traits and subjective well-being. Personality and Individual Differences, 177, 110790. https://doi.org/10.1016/j.paid.2021.110790
 
Barthelmäs, M., Killinger, M., & Keller, J. (2021). Using a Telegram chatbot as cost-effective software infrastructure for ambulatory assessment studies with iOS and Android devices. Behavior Research Methods, 1-8. https://doi.org/10.3758/s13428-020-01475-4