Regulatorischer Fokus

In einem weiten Bereich unserer Forschung wenden wir die Theorie des regulatorischen Fokus an, in der zwei basale motivationale Orientierungen postuliert werden: (1) eine defensive Orientierung, die auf das Erfüllen von Pflichten und Verantwortlichkeiten, auf Schutz und Sicherheit sowie auf die Vermeidung von Verlusten (und das Bewahren von Erreichtem) ausgerichtet ist (Prevention Focus); (2) eine eifrig-enthusiastische Orientierung, die auf das Erreichen von Hoffnungen und Wünschen, auf persönliche Verbesserung und Weiterentwicklung sowie auf das Erzielen von Gewinnen (und das Vermeiden von  Auslassungen) ausgerichtet ist (Promotion Focus).

In unserer bisherigen Forschung konnten wir erstmals empirisch zeigen, dass die Entwicklung der beiden Orientierungen mit spezifischen Erziehungsstilen der Eltern in Verbindung stehen (ein autoritär-restriktiver Erziehungsstil fördert die Entwicklung des Prevention Focus; ein autoritativer Erziehungsstil  fördert die Entwicklung des Promotion Focus).  Darüber hinaus untersuchen wir die Wirkung der beiden motivationalen Orientierungen speziell hinsichtlich verschiedener Phänomene der sozialen Interaktion (Vertrauen; Aggression; Feindseligkeit; Kooperation u.a.).

In einer Serie von Studien haben wir zudem eine spezielle Annahme der Theorie des regulatorischen  Fokus geprüft: die Hypothese der regulatorischen Passung (regulatory fit). Diese Annahme besagt, dass Personen eine erhöhte Motivation und gesteigerte Leistungen zeigen, wenn sie einen Zustand der regulatorischen Passung erleben. Regulatorische Passung sollte dann auftreten, wenn in einer Situation relevante Aspekte in der Persönlichkeit des Akteurs sowie Aspekte der Tätigkeit Elemente derselben motivationale Orientierung aufweisen. Konkret kann dies z.B. dann der Fall sein, wenn eine Person mit habituell starkem Prevention Focus  eine Aufgabe bearbeitet, in der es darum geht, Fehler oder Verluste zu vermeiden. Demgegenüber sollte bei einer Person mit habituell starkem Promotion Focus  regulatorische Passung dann auftreten, wenn sie eine Aufgabe bearbeitet, in der es darum geht, möglichst viele richtige Lösungen zu finden oder „Treffer“ sicherzustellen.  Die Befunde unserer Forschung stützen die Annahme der regulatorischen Passung im Kontext der Bearbeitung von Leistungstests sowie im Kontext gesundheitsrelevanten Verhaltens.

Referenzen

Keller, J. (2008). On the development of regulatory focus: The role of parenting styles. European Journal of Social Psychology, 38, 354-364.

Keller, J. & Bless, H. (2006). Regulatory fit and cognitive performance: The interactive effect of chronic and situational self-regulatory mechanism on cognitive test performance. European Journal of Social Psychology, 36, 393-405.

Keller, J., Hurst, M. & Uskul, A. (2008). Prevention-focused self-regulation and aggressiveness. Journal of Research in Personality, 42, 800-820.

Keller, J., Mayo, R., Greifeneder, R., & Pfattheicher, S. (2015). Regulatory Focus and Generalized Trust: The Impact of Prevention-focused Self-regulation on Trusting Others. Frontiers in Psychology, 6, 254.

Uskul, A. K., Keller, J. & Oyserman, D. (2008). Regulatory fit and health behavior. Psychology and Health, 23, 327-346.

Keller, J., & Kesberg, R. (2017). Regulatory focus and human values. Psihologija, 50(2), 157-186.
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