Rund 25 Freiwillige haben im Botanischen Garten der Universität Ulm eine Fläche wiederaufgeforstet. Angepflanzt wurden nach einer Idee von Professorin Emma Sayer vom Institut für Botanik rund 240 Baumsetzlinge, die den prognostizierten Klimaveränderungen in Zukunft trotzen sollen. Unterstützt wurde die Aktion vom Forstbezirk Ulmer Alb der Forst Baden-Württemberg.
Bei leichtem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt haben sich zwei Dutzend Freiwillige, darunter viele Studierende der Fächer Biologie und Psychologie, an einem Hang im Botanischen Garten eingefunden. Mitarbeitende von Forst Baden-Württemberg (ForstBW) verteilen Spaten und Setzlinge. Professorin Emma Sayer hat einen Plan erstellt, in dem eingezeichnet ist, an welchem Standort welche Baumarten vorgesehen sind. Nun verteilt sie die Helfenden im Gelände und versorgt sie mit den richtigen Jungpflanzen, wie Buchen, Eichen und Linden (Fagus, Quercus, Tilia).
Auf den 0,2 Hektar in der Nähe des Farntals, die von ForstBW betreut werden, mussten im vergangenen Jahr Fichten gefällt werden, die teilweise vom Borkenkäfer befallen und abgestorben waren. Anstatt die Fläche sich selbst zu überlassen, hatte Professorin Emma Sayer die Idee, hier einen „klimaresistenten“ Wald anzulegen und diesen in den kommenden Jahren zu untersuchen. „Wir setzen hier neben eingeführten Baumarten auch auf solche, die unter den für Mitteleuropa prognostizierten künftigen Klimabedingungen gut wachsen dürften und widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse oder Schädlingsbefall sind“, so die Professorin für Ökophysiologie. „Allerdings wissen wir noch sehr wenig über die Leistungsfähigkeit vieler dieser Arten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets und noch weniger darüber, wie sich neue Baumarten auf Ökosystemprozesse auswirken oder wie sie mit anderen Arten interagieren werden.“
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten sollen die Bäume, die immer als Paar von einheimischer und fremdländischer Art gepflanzt werden, der Forschung dienen. Studierende der Biologie können hier Pilotstudien und Bachelor- oder Masterarbeiten zu den Themen Baumbiologie, Waldökologie, Mensch und Natur und Arteninteraktionen durchführen. Genau aus diesem Grund sind auch die Biologiestudentinnen Jule Kupfer und Karolina Haberland zu der Pflanzaktion gekommen. „Wir finden das Projekt sehr gut, denn es ist wichtig, klimafreundliche Alternativen zu unseren aktuellen Arten zu finden“, erklären die Studentinnen, die auch ihre Masterarbeiten über den Wald schreiben wollen. „Und außerdem hat es auch noch Spaß gemacht, etwas mit den eigenen Händen zu tun“, so die beiden weiter. Die Psychologie-Studierenden interessieren sich außerdem für das Thema „Naturkontakt am Arbeitsplatz“.
Auch Forstbezirksleiter Thomas Herrmann freut sich über die rege Beteiligung der Freiwilligen und lobt den Beispielcharakter des neuen „WandelWalds“. „Wir brauchen heute schon Ideen, wie wir in zwanzig oder dreißig Jahren ertragreiche und stabile Wälder bekommen. Zudem konnten wir heute die gesamte Bandbreite an Waldarbeit vermitteln. Dazu gehören Tätigkeiten wie freischneiden, vorbereiten, graben und einsetzen. Ich denke, das bleibt bei den Studierenden haften“, so Herrmann, der mit seinem Team über 15 000 Hektar Staatswald rund um Ulm betreut.
Noch sind die Setzlinge je nur rund 50 Zentimeter groß und brauchen in den kommenden Jahren noch einiges an Pflege. Der nächste große Freiwilligen-Termin wird vermutlich als sogenannte Kultursicherung eine Brombeer-Schnitt-Aktion im Frühjahr sein, sodass die jungen Bäumchen auch weiter genug Licht und Platz zum Wachsen haben.
Text und Medienkontakt: Daniela Stang
