Stereotype Threat

In der Stereotype-Threat-Theorie wird die Annahme vertreten, dass Personen ein Gefühl der Bedrohung erleben, wenn sie sich in einer Situation befinden, in der sie befürchten (a) auf Basis von negativen Stereotypen beurteilt zu werden bzw. (b) durch ihr eigenes Verhalten negative Stereotype bezüglich ihrer Gruppe unbeabsichtigter Weise zu bestätigen. Dieses Gefühl der Bedrohung durch negative Stereotype wird als „Stereotype Threat“ bezeichnet und mit wichtigen Konsequenzen in Verbindung gebracht.

Erstens wird postuliert, dass die Testleistung von Personen durch Stereotype Threat negativ beeinflusst wird, so dass betroffene Personen geringere Leistungen erzielen, als es ihr Leistungspotential eigentlich ermöglichen würde. Zweitens wird angenommen, dass Personen sich von den Bereichen distanzieren und folglich eine geringe Identifikation mit den Bereichen aufweisen, in denen sie mit negativen Stereotypen konfrontiert werden. Schließlich wird die Annahme vertreten, dass auch Entscheidungen im akademischen und beruflichen Bereich (z.B. Berufswahl; Anstreben von Führungspositionen) durch Stereotype Threat beeinflusst sind, in der Art, dass betroffene Personen sich gegen solche Berufsfelder und berufliche Positionen entscheiden, in denen sie eine Konfrontation mit negativen Stereotypen befürchten. Diese Annahmen konnten empirisch gestützt werden.

In unserer Forschung konzentrieren wir uns speziell auf die Analyse der Randbedingungen des Stereotype-Threat-Effekts auf Testleistungen. Dabei konnten wir  nachweisen, dass die motivationale Orientierung, mit der Personen an die Bearbeitung von Testaufgaben (z.B. einen Intelligenztest) herangehen, einen starken Einfluss darauf ausübt, ob und wie stark eine Leistungsreduktion durch Stereotype Threat auftritt (Keller, 2008; Keller & Bless, 2008). Zudem konnten wir in einigen Arbeiten  weitere kritische Randbedingungen des Stereotype-Threat-Effekts identifizieren (Ausrichtung des Selbstkonzepts; Identifikation mit dem relevanten Fähigkeitsbereich; Identifikation mit der negativ stereotypisierten Gruppe; u.a.).

Referenzen

Keller, J. (2012). Differential gender and ethnic differences in math performance: A self-regulatory perspective. Journal of Psychology [Zeitschrift für Psychologie], 220, 164-171.

Keller, J. (2007). Stereotype threat in classroom settings: The interactive effects of domain identification, task difficulty, and stereotype threat on female student's maths performance. British Journal of Educational Psychology, 77, 323-338.

Keller, J. & Bless, H. (2008). Expectancy effects on cognitive test performance: Regulatory focus as a catalyst. European Journal of Social Psychology, 38, 187-212.

Keller, J. & Dauenheimer, D. (2003). Stereotype threat in the classroom: Dejection mediates the disrupting threat effect on women's math performance. Personality and Social Psychology Bulletin, 29, 371-381.

Keller, J. & Molix, L. (2008). When women can't do math: The interplay of self-construal, group identification, and stereotypic performance standards. Journal of Experimental Social Psychology, 44, 437-444.

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