EMU vertont den Geschmack von Himbeer-Maracuja Saft und ein Sofa

Nach schon mehreren synästhetischen Projekten, bei denen wir z.B. den Geruch von Kakao vertont, den Geschmack von Thymian-Kartoffeln als Partitur für mehrere Spieler umgesetzt oder synästhetische Bühnen konzipiert hatten, meinte eines Tages Dieter Trüstedt, ob nicht die Idee, einen Stuhl zu vertonen, genauso brauchbar wäre wie sinnliche Erlebnisse zu vertonen.

Sicher, dachten wir, Stühle gibt es aus verschiedenstem Material, sie sind unterschiedlichst gestaltet, es sitzt sich auf diesem bequem, auf jenem aber nicht - natürlich hätten wir genügend erfahrbare Kriterien, die Anhaltspunkte für Vertonungen sein könnten. So begannen wir uns Stühle auszusuchen.

Diverse Stühle (cs)

Nach stundenlangen Experimenten, verschiedensten Proben mit allen möglichen Klängen und immer neuen Ansätzen stellten wir fest, dass es unumgänglich sei, zuerst einen für uns alle gültigen Kriterienkatalog festlegen zu müssen, in dem z.B. festzuhalten wäre, wie die Länge eines Stuhlbeines mit den zuzuordnenen Klängen korreliere oder die Neigung der Beine mit entsprechenden Tönen.

Sollten wir also alle mit den zugeordneten Klängen einverstanden sein oder sollte es "Stuhlspezifische" Komponisten geben?

Diese Stuhlexperimente, die uns zu einer wunderbaren Vertonung eines Sofas leiteten, setzten wir den synästhetischen Experimenten gegenüber.

Hier vertonten wir neu den Geschmack des Saftes Himbeer-Maracuja nach den synästhetischen Wahrnehmungen von Christine Söffing, die somit zugleich Autor des Stückes wurde. Die Farben des Geschmackes konnten hier Anhaltspunkt sein für die Wahl der Instrumente - ein rosa Geschmack wird mit einem rosa klingenden Instrument (hier Dan bao) gespielt. Ein Flash-Film diente als zeitliche Partitur.

Anläßlich der internationalen Konferenz "synaesthesia with children" an der Universität Ulm kamen die Stücke "Himbeer-Maracuja" kontra "Sofa" zur Aufführung. Die dazugehörigen Experimente und Erkenntnisse wurden ebenfalls vorgestellt.

EMU-Ensemble: Tobias Hornberger, Axel Baune, Klaus Schmidtke, Christine Söffing, Andreas Grünvogel-Hurst und der SWR (akr)
EMU-Ensemble: Tobias Hornberger, Axel Baune, Christine Söffing, Andreas Grünvogel-Hurst (akr)

Dokumentation: Anna Katharina Rowedder (akr) und Christine Söffing (cs)