Nutzpflanzen-Abteilung

Viele Menschen haben heute nur noch eine geringe Kenntnis von der Vielfalt unserer Kultur- und Nahrungspflanzen. Die Pflanzen, deren Teile uns heute als Grundnahrungsmittel (Getreide, Gemüse, Obst) dienen, gingen aus Wildformen hervor und sind häufig das Ergebnis jahrhundertelanger Auslese und Züchtung.
Die Nutzpflanzen-Abteilung besteht aus 10 Beeten, die nach unterschiedlichen Themenbereichen eingeteilt sind. Es werden 110 Nutzpflanzen vorgestellt, davon 28 verschiedene Getreide. Auf speziellen Textetiketten kann man zu jeder Pflanze Wissenswertes über Herkunft, Kultivierung und Verwendung erfahren.
Vor allem für Unterrichtszwecke (Universität und Schulen) ist die Nutzpflanzen-Abteilung von besonderer Bedeutung.

Kohlenhydrate liefernde Pflanzen (Beet 1)

Buchweizen
Topinambur

Kohlenhydrate, allen voran die Stärke, bilden die wichtigste Grundlage der Ernährung. Sie werden in Pflanzenzellen bei der Photosynthese als Glucose gebildet, umgewandelt (in Stärke, Inulin oder Zucker) und in Rüben, Knollen, Früchten und Samen gespeichert. Viele der stärkehaltigen Pflanzen gehören zu den Weltwirtschaftspflanzen, z.B. verschiedene Getreidearten und die Kartoffel. Arten wie Buchweizen, Inkaweizen und Reismelde sind regional wichtige, stärkehaltige Nutzpflanzen. Inulin ist in den unterirdischen Sproßknollen von Topinambur enthalten.

Getreide (Beet 2)

Die zu den Gräsern gehörenden Getreidearten, wie z.B. Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Mais und Hirse stellen die wichtigste Nahrungsgrundlage für die Menschheit dar. Die Spitzenstellung unter den Getreide hat der Weizen. Er wird fast weltweit angebaut und liegt in der Weltproduktion vor Mais und Reis. Wildformen des Weizens wurden im Vorderen Orient schon vor ca. 8000 Jahren kultiviert und nach Größe, Spelzfreiheit und Festigkeit der Ährenspindel ausgelesen. So entwickelte sich aus dem diploiden Wildeinkorn einerseits das Kultureinkorn, andererseits entstand durch Einkreuzen eines Wildgrases und Genomverdoppelung der tetraploide Wildemmer. Aus dem Wildemmer entwickelte sich der Kulturemmer und der unbespelzte Hartweizen. Nach Kreuzung des Wildemmers mit dem Gänsefußgras und Genomverdoppelung entstand der hexaploide Dinkel und der hexaploide, aber unbespelzte Saatweizen.

Eiweiß liefernde Pflanzen (Beet 3)

Linse
Augenbohne

Eiweiß stellt ein Grundnahrungsmittel dar, das der Organismus ständig neu aufbaut. Die dafür benötigten Aminosäuren müssen mit der Nahrung als tierisches oder pflanzliches Eiweiß aufgenommen werden. Einen besonders hohen Eiweißgehalt unter den Pflanzen haben die Samen der Hülsenfrüchtler (Leguminosen), da sie zusätzliche Aminosäuren von in ihren Wurzeln lebenden Knöllchenbakterien erhalten. Es werden häufig kultivierte Arten bzw. Sorten von Bohnen und Erbsen, aber auch Puffbohne, Saubohne, Augenbohne, Kichererbse und Linse gezeigt.

Fett (Öl) liefernde Pflanzen (Beet 4)

Pflanzliche Fette und Öle haben als Nahrungsmittel einen besonders hohen Kaloriengehalt und enthalten lebenswichtige ungesättigte Fettsäuren. Außerdem haben sie große Bedeutung als industrielle Brenn- und Schmieröle. Meist werden die Fette bzw. Öle in den Samen als Nährstoffreserve für den Keimling gespeichert. Bei den Kreuzblütlern gibt es viele ölliefernde Kulturpflanzen, wie z.B. Rübsen und Raps. Bekannte Öle liefern auch Sonnenblume, Lein, Öldistel und Rizinus.

Rizinus
Sonnenblume

Zucker liefernde Pflanzen (Beet 5)

Zuckerrübe
Zuckerhirse

Zucker (Saccharose) ist heute als Süßstoff und Nahrungsmittel nicht mehr wegzudenken. In zahlreichen Pflanzen wird Zucker als Reservekohlenhydrat gespeichert. Weltwirtschaftlich von Bedeutung für die Zuckergewinnung sind nur das Zuckerrohr und die Zuckerrübe. Im Gegensatz zu dem bereits sehr früh genutzten Zuckerrohr wurde die Zuckerrübe erst Anfang des 19. Jh. aus der Runkelrübe gezüchtet und liefert heute ca. 40 % der Weltzuckerproduktion. Die Zuckerhirse ist für die Zuckerproduktion unrentabel, sie dient der Sirupgewinnung.

Knollen- und Wurzelgemüse (Beet 6)

Dieses Gemüse bezieht sich auf Pflanzen, bei denen Wurzel, Hypokotyl (=Sproßachse unterhalb der Keimblätter) bzw. Sproßachse zu einem Speicherorgan verdickt sind. Wenn nur ein Organ verdickt ist, handelt es sich botanisch um eine Knolle, z.B. Hypokotylknolle bei Radieschen und Kohlrübe. Ist hauptsächlich die Wurzel und das angrenzende Hypokotyl verdickt, so spricht man von Rüben. Rüben entwickeln sich bei Rettich, Möhre, Pastinak, Schwarzwurzel und Wurzelpetersilie.

Kohlrübe
Möhre

Fruchtgemüse, Blattgemüse (Beet 7)

Frucht- und Blattgemüse liefern für die menschliche Ernährung wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Beim Fruchtgemüse handelt es sich im Gegensatz zu Obst meist um einjährige Pflanzen, deren Früchte kaum süß schmecken. Bekannte Fruchtgemüse sind Tomate, Gurke, Kürbis und Paprika. Zu Blattgemüse zählen Salatpflanzen, viele Kohlarten und Spinat. Wie Spinat zubereitet werden auch die Blätter von Mangold, Gartenmelde, Erdbeerspinat und Neuseeländer Spinat.

Salatpflanzen (Beet 8)

Salatpflanzen gehören zu den Korbblütlern, nur der Feldsalat ist ein Vertreter der Baldriangewächse. Vom Gartensalat gibt es sehr viele Kulturformen wie z.B. Kopfsalat, Pflücksalat, Schnittsalat, Spargelsalat und den bereits im frühgeschichtlichen Ägypten angebauten Römischen Salat. Sie sind alle gelbblütig und stammen vermutlich vom Wilden Lattich ab, einer urspr. südeuropäisch-westasiatischen Steppenpflanze. Dagegen ist die blau blühende Wegwarte die Stammpflanze der Salatzichorie, die man als Chicorée, Radicchio oder Zuckerhut kultiviert.

Feldsalat
Römischer Salat

Zwiebel-, Stängel- und Blattstielgemüse (Beet 9)

Gemüsefenchel
Rhabarber

Zwiebeln entstehen aus fleischig verdickten Blättern und einer extrem gestauchten Sproßachse. Sie speichern Reservestoffe (z.B. Zucker) und dienen der Überdauerung im Boden. Nur der Gemüsefenchel bildet eine oberirdische Zwiebel aus. Beim Stängelgemüse wird die unverholzte und nicht knollig verdickte Sproßachse gegessen, wie z.B. beim Spargel oder bei Bambussprossen. Zu Blattstielgemüse gehört der Bleichsellerie und der Rhabarber.

Kohlgemüse (Beet 10)

Kohl hat unter den Gemüsepflanzen die höchste weltwirtschaftliche Bedeutung. Wichtig sind seine große Formenvielfalt, vielseitige Verwendbarkeit, hohe Erträge und für die Ernährung wertvolle Inhaltsstoffe (Vitamine, Kohlenhydrate, Eiweiß und Mineralstoffe). Alle Kohlsorten stammen vom Wilden Kohl ab. Dieser kommt heute noch an Felsküsten des Mittelmeers und Atlantiks vor und wurde bereits im 4. Jh. v. Chr. in Griechenland genutzt. Durch Mutationen, Kreuzungen und Auslese entstanden die bekannten Kultursorten. Kopfkohle wie Weißkohl, Rotkohl, Wirsing und Rosenkohl haben gestauchte, essbare Sproßachsen. Grünkohl und Chinakohl zählen zu den Blätterkohlen. Bei Blumenkohl und Brokkoli werden die jungen Blütenstände gegessen. Der Kohlrabi hat eine Sproßknolle und gehört damit zum Knollengemüse.