Felsspalten- und Schuttgesellschaften

Kalkblock-Schutthalden

Schutthalden kommen am Fuß von Felsen oder an Hangabrutschungen vor und weisen eine hohe Dynamik bezüglich des Untergrunds auf. Durch die Abwärtsbewegung des Hangs entstehen hohe Zugkräfte und Reibung; größere Gehölze können sich erst ansiedeln, wenn der Hang zur Ruhe gekommen ist.
Die waldoffenen Flächen bieten lichtbedürftigen Arten einen Lebensraum, der konkurrenzarm ist. Durch die sich ständig ändernden ökologischen Bedingungen entsteht eine Sammlung hochspezialisierter, oft gefährdeter Arten.

Prioritärer Lebensraum

Kalkschutthalden sind gesetzlich geschützte Biotope und prioritärer Lebensraum innerhalb der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

Mehr Informationen zur FFH-Richtlinie der Europäischen Union finden Sie hier.

Oft sind die vorkommenden Pflanzen auf Schutthalden kleiner als Artgenossen, die einen nährstoffreicheren Boden nutzen können. Beispiele sind der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium), das Kalk-Blaugras (Sesleria albicans) und die Alpen-Distel (Carduus defloratus).

Felsköpfe, Felsspalten

Die Vegetation der Felsen ist der Witterung schutzlos ausgeliefert, besonders betroffen sind die Felsköpfe. Die Wasserversorgung der Pflanzen ist schlecht, es sind nur geringe Mengen an Nährstoffen vorhanden und eine Verwurzelung am Untergrund gestaltet sich als schwierig. Dennoch ist die Flora artenreich und geprägt durch Eiszeitrelikte, die nach dem Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit an und auf den Felsen überdauern konnten.

Die Gesellschaften können unterschieden werden nach dem Untergrund, auf dem sie leben. Es gibt entsprechend Silikat- und Kalkfelsspaltengesellschaften.

Geschützter Lebensraum

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation sind gesetzlich geschützte Biotope.
Auf der Schwäbischen Alb geht eine Gefährdung neben dem Gesteinsabbau vor allem von unaufmerksamen Kletterern aus.

Schattige Kalksteinmauer

An schattigen Standorten können sich auf Grund der höheren Feuchtigkeit andere Arten auf den Felsen ansiedeln als in trockeneren, helleren Gebieten. Die Artenvielfalt reicht vom Grünstieligen und Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium viride, A. trichomanes) sowie dem Zerbrechlichen Blasenfarn (Cystopteris fragilis) über die Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifloia) hin zur Ährigen Teufelskralle (Phyteuma spicatum).

Viele der Arten, die natürlicherweise in Felsspalten siedeln, können auch in menschengemachten Mauerfugen leben.

Sonnige Kalksteinmauer

An sonnigen Standorten ist der Einfluss von hohen Temperaturen und geringer Wassermenge noch ausgeprägter als an schattigen Felsspalten oder -köpfen. Pflanzen wie das Hungerblümchen (Draba aizoides) oder der Steinbrech (Saxifraga sp.) sind mit ihren Blattrosetten gut vor der Witterung und Austrocknung geschützt.
Mit einem ausgeprägten, stark verzweigten Wurzelsystem kann das Niedrige Habichtskraut (Hieracium humile) entfernter liegendes Wasser erreichen und sich am Fels verankern.
Auch trockenheitsliebende Farne und seltene Stauden, z.B. submediterrane und wärmebedürftige Reliktarten der nacheiszeitlichen Wärmezeit, gedeihen hier.