Pflanzliche Arzneimittel - wirksam und verträglich

Pflanzliche Arzneimittel „boomen“. Die Bedeutung der meist nebenwirkungsarmen Phytopharmaka nimmt ständig zu. Neben der Rückbesinnung der Menschen auf die Natur trägt das rasch anwachsende Wissen um Wirkungen und Inhaltsstoffe vieler Heilpflanzen als Ergebnis intensiver wissenschaftlicher Forschung in Universität, Industrie und Klinik zum anerkannten Stellenwert der Phytopharmaka bei.
Die moderne, schulmedizinisch geprägte Phytotherapie unterscheidet sich grundlegend von „alternativen Behandlungsmethoden“, wie Homöopathie oder Bachblütentherapie.

Was sind eigentlich „Phytopharmaka“?

Häufig wird der Begriff „Phytopharmakon“ allgemein für „pflanzliches Arzneimittel“ eingesetzt. Von „chemisch-synthetisch hergestellten Arzneimitteln“ unterscheiden sich Phytopharmaka im wesentlichen dadurch, dass sie als Wirkstoff eine pflanzliche Zubereitung anstelle definierter chemisch-synthetischer Substanzen enthalten.

Ein „Phytopharmakon im eigentlichen Sinne“ zeichnet sich dadurch aus, dass seine Qualität und Unbedenklichkeit wissenschaftlich überprüfbar und seine therapeutische Wirksamkeit in klinischen Studien und durch ärztliches Erfahrungswissen nachgewiesen ist. Es wird zumeist in Form industriell hergestellter Zubereitungen, wie Tabletten, Dragees, Kapseln oder Tropfen, eingesetzt.

Arzneimittel, die aus Pflanzen isolierte, chemisch definierte Einzelwirkstoffe, z. B. hochwirksame Herzglykoside oder Alkaloide mit geringem Dosierungsspielraum enthalten, gelten nicht als „Phytopharmaka“. Ihnen fehlen die an der Gesamtwirkung eines Phytopharmakons beteiligten natürlichen Begleitstoffe aus der Pflanze.

In der modernen Phytotherapie kommen zumeist hochdosierte, standardisierte oder normierte Pflanzenextrakte zum Einsatz.

Pflanzenextrakte

Unter einem Extrakt versteht man die Gesamtheit der mit Hilfe eines bestimmten Lösungsmittels (Extraktionsmittels) gewonnenen Inhaltsstoffe einer Pflanze.

Aus ein und derselben Heilpflanze können völlig unterschiedliche Extrakte gewonnen werden, je nachdem, welches Lösungsmittel (beispielsweise Wasser, Alkohol oder Aceton) und welcher Pflanzenteil genutzt wird. Wurzeln können z. B. gänzlich andere Inhaltstoffe aufweisen als Blätter.

Je nach Trocknungsgrad wird unterschieden zwischen dem rohen „Fluidextrakt“, dem teilweise eingetrockneten „Spissumextrakt“ und dem „Trockenextrakt“.

In bestimmten Fällen kann der Rohextrakt durchmoderne Verfahren mit den heilkräftigen Wirkstoffen angereichert oder von einzelnen, unerwünschten Inhaltstoffen befreit werden (sog. „Spezialextrakt“).

Standardisierter Herstellungsprozess: Das Ziel ist eine reproduzierbare Qualität und Wirksamkeit

Damit in jeder Dosis (Tablette, Kapsel u. a.) die gleiche Menge an wirksamen Pflanzeninhaltsstoffen enthalten ist, muss der gesamte Herstellungsprozess vom Arzneipflanzenanbau überdie Trocknungund Extraktion bis hin zur fertigen Arzneiform (Kapsel, Tablette etc.) beständig überwacht werden. Nur so ist eine gleich bleibende Wirkqualität zu gewährleisten.

Die Wirkung von pflanzlichen Extrakten ist fast nie einem einzigen, chemisch definierbaren Inhaltsstoff zuzuordnen. In manchen Fällen ist aber ein für die erwünschte Hauptwirkung maßgeblich verantwortlicher Inhaltsstoff bekannt. Werden pflanzliche Extrakte auf eine bestimmte Menge einer solchen Substanz eingestellt, spricht man von Normierung. Der Begriff Standardisierung bezeichnet die Einstellung eines Extraktes auf eine gewisse Spanne des Gehaltes eines oder mehrerer Substanzen oder Substanzgruppen, die entweder an der Wirkung beteiligt sind oder Bedeutung für die Qualitätssicherung haben.

Schon bei der Qualität der zum Einsatz kommenden Arzneipflanzen sollten strenge Bestimmungen eingehalten werden. Verwendung von einheitlichem Saatgut, optimierte Anbaubedingungen und Erntezeiten beispielsweise lassen sich am besten in speziellen, kontrolliert angebauten Arzneipflanzenkulturen sicherstellen.