Vorurteile zum E-Learning: Online-Kurse führen zu Motivationsverlust und weniger Kommunikation?

Universität Ulm

Mit diesem Beitrag starten wir die neue Reihe "Vorurteile zum E-Learning". Wöchentlich greifen unsere Gastautoren der Uni Halle ein typisches Vorurteil zum E-Learning auf und diskutieren Ursachen für dieses Vorurteil sowie mögliche Lösungen.

Wenn Lehrende in ihrem allerersten Online-Begleitkurs ein Forum eingerichtet haben, sind sie von eventuell ausbleibenden Beiträgen der Studierenden enttäuscht. Hat denn niemand inhaltliche Fragen oder Kommentare? Und wenn dann eine Frage kommt – warum geht es dann meist um die Prüfungen am Ende des Semesters? Und warum kommen trotzdem so viele in die persönliche Sprechstunde? Der Fall scheint klar: Online-Kommunikation funktioniert nicht. 

Bei der Online-Kommunikation sollte man sich von Vorbehalten, aber auch von überzogenen Erwartungen trennen. Auch in einem normalen Seminarraum sprechen nicht alle drauf los, sondern es gibt formale Kommunikationsaufforderungen (Fragen stellen lassen, direkt ansprechen, Zeit für Kommentare geben, ein Problem ausdiskutieren). Damit dies auch in einem Online-Kurs passiert müssen Lehrende und Studierende Vereinbarungen treffen und deren Einhaltung auch prüfen und gegenseitig einfordern. Grundsätzlich stehen dafür sehr viele Kanäle bereit: Zum Beispiel ein Forum allein für die technischen oder administrativen Fragen, inhaltliche Foren, einzufordernde Blogbeiträge, Feedback bei abzugebenden Aufgaben, Peer-to-Peer-Kritik und anderes mehr. Dies muss aber jeweils eingerichtet, vereinbart und eingefordert werden. Manche Lehrende klagen hier eher über ein Zuviel an Kommunikation und es gehört auch etwas Erfahrung dazu, das richtige Maß mit den richtigen Werkzeugen zu finden. Dennoch sollten Lehrende diese Arbeit nicht vollständig an Tutoren abgeben, denn Studierende schätzen den direkten Kontakt. Und wenn Kommunikation den Kern jeder Lehre darstellt, gilt dies selbstverständlich auch für Online-Angebote. Grundsätzlich kann online genau so viel kommuniziert werden, wie in einem Präsenzseminar, von dem wir wissen, dass die Beteiligung auch sehr schwanken, unterschiedlich verteilt sein kann und nicht zuletzt mit jüngeren Semestern auch geübt werden muss. Gerade die Online-Kommunikation bietet Lehrenden aber die Möglichkeit, auch gezielt einzelne Studierende anzusprechen, einzubeziehen und damit zu motivieren (natürlich nicht über das allgemeine Seminarforum). Auch die Gruppenarbeit wird über Online-Werkzeuge erleichtert, einmal mit Blick auf ihre administrative Einrichtung, zum anderen mit Blick auf den Prozess der gemeinsamen Gestaltung und Ergebnispräsentation.

Also: Wenn in Ihrem Begleitkurs die Kommunikation im Forum nur sporadisch erfolgt, liegt es vielleicht auch am Kurs-Design, an fehlenden Problemstellungen oder an fehlenden Absprachen mit den Studierenden. Ein Problem des Mediums ist es nicht.

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Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Opens external link in new windowBlog des LLZ Halle. Wir danken den Kollegen aus Halle für die freundliche Genehmigung, die spannenden Beiträge der Vorurteile-Reihe auch bei uns veröffentlichen zu dürfen!