35. Heilpflanzen in der Homöopathie

„Similia similibus curentur - Ähnliches soll mit Ähnlichem geheilt werden.“

Dieser berühmte Leitsatz Samuel Hahnemanns (1755-1843), des Begründers der Homöopathie, beschreibt treffend das Prinzip dieser Heilweise. Gemeint ist damit folgende Überzeugung: Ruft eine Substanz, in größeren Mengen aufgenommen, bestimmte Wirkungen beim Gesunden hervor, so kann sie, in geringerer Dosis verabreicht, eine Krankheit heilen, deren Symptome eben diesen Wirkungen ähnlich sind. Ein einfaches Beispiel mag dies verdeutlichen: Tränende Augen und eine laufende Nase kennt jeder als Folgen des Zwiebelschneidens. Ähnlich sehen die Symptome des Schnupfens aus. Extrakte der Küchenzwiebel gelten daher in hoher Verdünnung (korrekterweise Potenzierung) als gutes homöopathisches Mittel gegen Schnupfen.

Homöopathische Heilmittel

Als Grundlage zum Auffinden der „ähnlichsten“ Arznei (Simile) dient dem Homöopathen das sog. „Arzneimittelbild“. Dieses wird gewonnen, indem gesunde Menschen bestimmte Substanzen im Selbstversuch testen und deren Auswirkungen auf Körper und Psyche genau beschreiben. Die Auswahl des jeweils wirksamen homöopathischen Arzneimittels ist aber nicht immer so einfach wie in unserem Beispiel mit der Küchenzwiebel. Welches Mittel bei einem bestimmten Krankheitsbild am besten wirkt, ist nicht allein von den beobachteten Symptomen abhängig. Der homöopathische Therapeut berücksichtigt auch die Persönlichkeitsstruktur seines Patienten sowie die Veränderung der Erkrankung bei verschiedenen äußeren Einflüssen.

Tabak - Nicotiana tabacum
Tabak (Nicotiana tabacum)

Gemäß der Regel „Kleine Reize fachen die Selbstheilungskräfte des Körpers an, große hemmen sie - eine kleine Dosis heilt, eine zu große macht krank“ werden homöopathische Arzneimittel in hohen Verdünnungen (Potenzierungen) gegeben. Ausgehend vom alkoholischen Extrakt einer Pflanze, der Urtinktur, werden die verschiedenen homöopathischen Potenzen durch Verschütteln mit Alkohol oder Verreiben mit Zucker hergestellt. Die Potenzen können als Lösungen (Dilutionen), als Streukügelchen aus Zucker (Globuli) oder in Form von Pulvern und Tabletten verabreicht werden.

Eisenhut - Aconitum napellus
Eisenhut (Aconitum napellus)

Heil- und Giftpflanzen

...bilden den Hauptteil der Ausgangsstoffe für homöopathische Arzneimittel. Mit pflanzlichen Wirkstoffen arbeitet aber auch die Phytotherapie. Beide Heilmethoden werden häufig verwechselt. Im Gegensatz zur Homöopathie beruht das Wirkprinzip der Phytotherapie auf der Anwendung hochdosierter pflanzlicher Extrakte und folgt einem naturwissenschaftlichen Ansatz.

Auch wenn die Wirkungsweise homöopathischer Arzneien aus naturwissenschaftlich-schulmedizinischer Sicht noch weitgehend als unerforscht gelten muss, so finden sich unter den Befürwortern der Homöopathie doch auch zahlreiche Ärzte, die seit vielen Jahren diese Arzneimittel verordnen. Sie können sich dabei auf gute praktische Heilerfolge berufen.

Die Homöopathie ist somit in erster Linie Erfahrungsheilkunde und nimmt als solche ihren festen Platz in unserem Gesundheitswesen ein.