MitO2Health
Biologische Mechanismen der Depression und deren Bedeutung für den Therapieerfolg

Herzlich willkommen auf der Informationsseite zur Studie „MitO2Health“. Die Studie beschäftigt sich mit der Depression als metabolischer Störung und insbesondere der Rolle der mitochondrialen Bioenergetik („Mit“) und der Sauerstoffhomöostase („O2“) in der Ätiologie und Therapie der Depression („Health“). Hier finden Sie einige Informationen zum Inhalt und Ablauf der Studie, unseren Forschungsinteressen und relevante Informationen für Interessierte. Bei Fragen melden Sie sich gerne telefonisch unter 0731-5026593 oder per E-Mail an mito2health@uni-ulm.de.

Über MitO2Health

MitO2Health wird vom renommierten Europäischen Forschungsrat (ERC) bis 2025 gefördert.

Relevanz:
Depression ist eine weltweit häufig auftretende psychische Erkrankung und verursacht neben individuellem Leiden auch hohe sozioökonomische Kosten. Die Wirkung von Psychotherapie und antidepressiven Medikamenten ist nicht bei allen Betroffenen zufriedenstellend. Mit MitO2Health möchten wir verstehen, ob biologische Veränderungen für individuelle Unterschiede im Therapieerfolg sowie der Nachhaltigkeit des Therapieergebnisses verantwortlich sind. Ein tiefergehendes Verständnis der biologischen Mechanismen der Depression ist die zentrale Voraussetzung für die Weiterentwicklung und Verbesserung von Behandlungsangeboten.

Biologischer Hintergrund:

Belastende Lebensereignisse und Stress können eine Depression (engl. Major depressive disorder) zur Folge haben. Depressionen sind weit mehr als eine Erkrankung des Gehirns. Vielmehr gehen sie mit weitreichenden – zumeist stressinduzierten – Veränderungen im gesamten Körper einher. Im Fokus dieser Studie stehen die Mitochondrien, welche quasi als kleine „Kraftwerke“ unseren Zellen Energie bereitstellen. Für diese Energieproduktion spalten sie schrittweise energiereiche Moleküle wie Zucker und Fettsäuren, die wir über die Nahrung aufnehmen, auf. Dazu benötigen die Mitochondrien den Sauerstoff, den wir über die Lungen beim Atem aufnehmen und der vom Blut zu unseren Zellen transportiert wird. Neben der Energieproduktion sind Mitochondrien noch an einer Vielzahl wichtiger Mechanismen beteiligt, wie z.B. an der Steuerung von Entzündungsprozessen.
Studien zeigen, dass Depressionen mit einer verminderten Energieproduktion der Körperzellen und einer erhöhten Aktivität des Immunsystems einhergehen (siehe Abbildung links). Auch wurden Veränderungen des Sauerstofftransportes im Blut und der Sauerstoffversorgung der Körperzellen beobachtet. Deshalb untersuchen wir im Rahmen von „MitO2Health“ die Bedeutung der Sauerstoffversorgung und der zellulären Energieproduktion als mögliche Mechanismen der Entstehung chronisch entzündlicher Prozesse und psychischer Symptome der Depression. Wir erwarten zudem, dass das Erleben von Stress, aber auch Lebensstilfaktoren wie Ernährung und regelmäßige Bewegung sowie die Nährstoffaufnahme im Darm einen Einfluss auf zelluläre Prozesse haben und die biologischen Mechanismen der Depression beeinflussen.
 

In MitO2Health erhalten depressive Patient*innen eine wissenschaftlich fundierte Kognitive Verhaltenstherapie für Depression (KVT-D). Der Vergleich mit einer Wartegruppe depressiver Patient*innen und gesunden Kontrollprobanden soll zeigen, ob die kognitive Verhaltenstherapie nicht nur zu symptomatischen Verbesserungen der Depression führt, sondern auch eine positive Wirkung auf die mutmaßlichen biologischen Veränderungen der Depression auf Ebene der Sauerstoffversorgung und zellulären Energieproduktion zeigt. Zudem prüfen wir, ob bestimmte biologische Prozesse (wie z.B. die zelluläre Energieproduktion) begrenzende Faktoren für den Therapieerfolg darstellen.

Unser Ziel ist es, biologische Veränderungen als Ursache der Depression zu identifizieren und ihre Bedeutung für die Therapierbarkeit der Depression zu verstehen.

Wie läuft die Studie ab?

Die Studie umfasst vier Messzeitpunkte im Zeitraum von ca. 1,5 Jahren. Nach einem anfänglichen Screening am Telefon werden wir Sie in die Psychotherapeutische Hochschulambulanz der Universität Ulm einladen. Erfahrenes klinisches Personal wird mit Ihnen eine umfangreiche psychologische Diagnostik vornehmen. Liegt bei Ihnen eine Depression vor, werden Sie zufallsbasiert entweder Teil der Behandlungsgruppe oder der Wartelistegruppe. Als Teil der Behandlungsgruppe erhalten Sie sofort eine 6-monatige Kognitive Verhaltenstherapie für Depressionen (KVT-D). Alternativ erhalten Sie in der Wartelistegruppe nach einer Wartezeit von 6 Monaten ebenfalls eine 6-monatige KVT-D. Während der Wartezeit bleiben wir telefonisch mit Ihnen in Kontakt. Sind Sie nicht depressiv, werden Sie Teil der gesunden Kontrollgruppe.

Um die Langzeiteffekte der Behandlung (Stabilität und Rückfall) zu untersuchen, werden wir Sie nach Ende der Therapie zu ein bis zwei weiteren Untersuchungsterminen einladen. Wie im untenstehenden Schema abgebildet, gibt es insgesamt 4 Untersuchungen im Abstand von je 6 Monaten.

Zu jedem Untersuchungszeitpunkt wird erfahrenes Personal mithilfe von Interviews und Fragebögen Ihren psychischen und körperlichen Zustand (u.a. Fitness und Ernährung) sowie das Erleben belastender Lebensereignisse einschätzen. Zudem nehmen wir Ihnen kleinere Mengen Blut ab. Darin messen wir die Sauerstoff- und Energieversorgung sowie die Immunaktivität. Mit nicht-invasiven Methoden untersuchen wir zudem Ihre Herzaktivität und die Durchblutung Ihres Gehirns. Sie erhalten individuelle Rückmeldung zu Ihrem Fitness- und Ernährungszustand.

Wie Vorteile haben Sie durch eine Teilnahme?

  • Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis der Major Depression und zur Verbesserung der therapeutischen Behandlung
  • Sie erhalten eine individuelle Auswertung eines Ernährungstagebuchs durch eine Ernährungsberaterin
  • Sie erhalten Rückmeldung zu Ihrer körperlichen Fitness

Als Person mit einer depressiven Erkrankung haben Sie die Chance auf schnelleren Zugang zu Therapie: Die Wartezeit für eine Psychotherapie ist häufig unerfreulich lang. Werden Sie der Behandlungsgruppe zugelost, kann Ihre Psychotherapie sehr schnell beginnen. Wenn Sie antidepressive Medikamente einnehmen, können Sie diese auch weiter einnehmen. Für jede Blutabnahme erhalten Sie eine Aufwandsentschädigung von 10€.

Gesunde Kontrollproband*innen erhalten für jede Blutabnahme eine Aufwandsentschädigung von 40€.

Wer kann teilnehmen?

Personen mit einer depressiven Erkrankung
Wenn Sie an der Teilnahme an unserer Studie interessiert sind, melden Sie sich bitte, wenn Sie:

  • zwischen 18 und 65 Jahren alt sind
  • in Ulm oder Umgebung wohnen
  • sich min. in den letzten 2 Wochen depressiv fühlen   
  • sich aktuell nicht in psychotherapeutischer Behandlung befinden
  • gesetzlich versichert sind
  • keine schwerwiegenden chronischen neurologischen, immunologischen, endokrinologischen, kardiovaskulären oder pulmonalen Erkrankungen haben
  • keine aktuelle/frühere Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Zwangsstörung, Schizophrenie oder Borderline-Persönlichkeitsstörung erhalten haben

Kontrollproband*innen
Wenn Sie an der Teilnahme als Kontrollproband*in interessiert sind, melden Sie sich bitte, wenn Sie:

  • zwischen 18 und 65 Jahre alt sind
  • in Ulm oder Umgebung wohnen
  • sich psychisch gesund fühlen
  • keine schwerwiegenden chronischen neurologischen, immunologischen, endokrinologischen, kardiovaskulären oder pulmonalen Erkrankungen haben
  • keine aktuelle/frühere Diagnose einer psychischen Erkrankung (z.B. Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörung, Schizophrenie, etc.) erhalten haben

Kontakt

Wenn Sie an einer Teilnahme an unserer Studie interessiert sind oder Fragen dazu haben, können Sie uns gerne telefonisch erreichen unter der Nummer 0731-5026593 oder per E-Mail unter mito2health@uni-ulm.de

Projektleitung und Team

Projektleitung
Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa
Therapeutische Leitung
Dr. Roberto Rojas
Projektkoordination
Dr. Alexander Behnke
Laborleitung
Dr. Matthias Mack
Team
M.Sc. R. Nehir Mavioglu
M.Sc. Ellen Bisle
M.Sc. Hannah Keppler