Experimente in der Vorlesung

Kurze Zusammenfassung

In Hörsaalexperimenten werden Studierende in ökonomische Entscheidungssituationen versetzt und lernen aus der eigenen Erfahrung. Insbesondere in Situationen komplexer, strategischer Interaktion können die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen auf andere und umgekehrt beobachtet werden. Damit wird es möglich, ökonomische Schlüsselprinzipien selbst zu entdecken und in einer anschließenden Diskussion zu reflektieren.  Dieses Prinzip „Learning-by-doing“ hilft, die abstrakte ökonomische Theorie (oder ihre Grenzen) auf einer sehr unmittelbaren, praxisnahen Ebene zu verstehen. Typische Beispiele, die in wirtschaftswissenschaftlichen Hörsaalexperimenten implementiert werden, sind der Handel auf Märkten, das Bieten in Auktionen, oder die strategische Marktpositionierung eines Unternehmens angesichts der Konkurrenz.

Welche Tools & Software wurde für das Projekt genutzt?

Es stehen verschiedene Online Plattformen zur Verfügung, die kostenlos genutzt werden können, um Studierende in Entscheidungssituationen (z.B. Arsnova) oder strategische Situationen (Classex) zu versetzen.

https:\\arsnova.eu

https:\\classex.uni-passau.de

Für Dozenten ist eine Registrierung notwendig, Studierende bekommen dann einen Link bzw. QR Code, um per Smartphone teilzunehmen.

Viele Experimente lassen sich auch einfach mit Papier und Bleistift durchführen.

Zeitlicher Aufwand

zur Vorbereitung/Entwicklung

Je nachdem, ob man vorhandene Vorlagen auf den Plattformen unverändert übernimmt oder diese noch anpassen muss, ist der zeitlich Aufwand für die Vorbereitung eines Experiments zwischen 15 und 60 Minuten wäre meine Schätzung.

Es lässt sich leider nicht ganz pauschal sagen, denn meiner Erfahrung nach, ist der aufwändigste Teil, sich mit der Funktionsweise der Plattformen vertraut zu machen. Dafür ist in der Regel mit 2 bis 3 h Einmalaufwand zu rechnen.

zur Durchführung

Für die Durchführung, Darstellung der Auswertung und Diskussion der Ergebnisse bzw. zugrundeliegender, inhaltlicher Konzepte sind je nach Komplexität des Entscheidungsexperiments zwischen 15 und 45 Minuten der Vorlesungszeit zu veranschlagen.

Die Entscheidungssituationen, die abgebildet werden, sind relativ abstrakt und passen daher auf verschiedene sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Situationen. Die implementierte Interaktion zwischen Studierenden ist in allen Fachgebieten anwendbar, die sich mit menschlichen Entscheidungen und strategischen Interaktionen beschäftigen (Psychologie, Wirtschaft, Philosophie, Medizin, Recht, Informatik,  …)

Herausforderungen

Arsnova und Classex (siehe erwähnte Weblinks oben) bieten bereits viele Vorlagen für Experimente, die direkt nutzbar sind. Die Menüführung ist größtenteils selbsterklärend, wenn auch nicht ganz einfach. Es gibt jedoch zu jeder Plattform auch Online Tutorials, um die Gestaltungsmöglichkeiten kennen zu lernen. Zusätzlich kann man teilweise Beispielteilnehmer simulieren um einen Vorab-Testlauf zu machen. Vorteile der Online Plattformen sind, dass sich die Auswertung der generierten Daten schnell umsetzen lässt. Bei Experimenten, die sich mit Papier und Bleistift umsetzen lassen, ist die Vorbereitungszeit zwar kürzer, doch die Datenauswertung dafür zeitintensiver. Insgesamt werden durch den Einsatz von Experimenten zur Vermittlung von Lerninhalten die konkrete Vorbereitung,  die Umsetzung und teilweise auch die Ablaufplanung der gesamten Veranstaltung zeitintensiver. Allerdings hat die Selbsterfahrung der Situation durch die Studierenden erfahrungsgemäß einen geringeren Zeitaufwand zur Erklärung der zugrundeliegenden, inhaltlichen Konzepte zur Folge. Zudem verstehen und erinnern die Studierenden die vermittelten Inhalte typischerweise besser und nachhaltiger. Es empfiehlt sich, kleine Anreize zu setzen, damit die Konsequenzen von Entscheidungen nicht nur hypothetisch sind, sondern selbst spürbar werden. Als Währung in ökonomischen Entscheidungsexperimenten zu didaktischen Zwecken haben sich Süßigkeiten, die in kleine Einheiten teilbar sind (wie Gummibärchen oder kleine Schokoladen) bewährt. Um eine Erkenntnis durch Selbsterfahrung bei den Studierenden zu fördern, können konkrete Fragen formuliert werden, über die man mit den Studierenden diskutieren kann.

Vorteile der Methode

Ein spielerischer Ansatz und die Möglichkeit, die Konsequenzen eigener Entscheidungen zu erleben, sorgen für die direkte Einbindung der Studierenden sowie ein tieferes Verständnis von ansonsten „trockener“ Theorie. Theoretische Konzepte werden anhand konkreter, beispielhafter Situationen nachgestellt und somit wird einerseits die Komplexität des Lernstoffs reduziert und das Verständnis des Stoffs nachhaltig gefestigt. Andererseits beobachten wir tatsächliches menschliches Verhalten und können so die Vorhersagekraft von theoretischen Konzepten und deren Grenzen diskutieren.

Informationen zum Projekt

Art der Veranstaltung: Vorlesung

Gruppengröße: keine wirklichen Restriktionen (n=2-500), allerdings eignen sich sehr kleine Gruppen (z.B. n<10) für manche Lerninhalte weniger

Lernformen: Learning-by-doing

Informationen zu den Lehrenden

Name: Prof. Dr. Gerlinde Fellner-Röhling, Prof. Dr. Sandra Ludwig

Fachbereich: Wirtschaftswissenschaften, Volkswirtschaftslehre

Kurse: VWL-Veranstaltungen, insbesondere: Mikroökonomik, Experimentelle Wirtschaftsforschung, Industrieökonomik, Behavioral Economics, Strategische Interaktion, Auktionen und Marktdesign, Informationsökonomik, Organisational Economics

Rolle: Professorinnen

Offen für Rückfragen?: Ja