Helmut Baitsch - ein Nachruf

Helmut Baitsch -

ein Nachruf der EMU,
Experimentelle Musik und Kunst Universität Ulm

 

 

 

 

Helmut Baitsch,
im NUN-Projekt der EMU,
13. März 2004, Universität Ulm, Niveau 1
Foto: Dieter Trüstedt

Lieber Helmut Baitsch,

am 29.Juni 1991 hast du zusammen mit Caius Burri, Wilhelm von Wolff und Heinrich Staack das Musische Zentrum für die Universität Ulm eröffnet. Es war ein glücklicher Tag guter Fügungen:
dein Projekt "Musik in Prävention und Therapie", die Fertigstellung des Kunstpfades, die kreative Bereitschaft des Universitätsbauamtes und die Hilfsbereitschaft der Verwaltung haben etwas in Deutschland einmaliges ermöglicht. In einer rein natürwissenschaftlich orientierten Universität wurde der Gestaltungslust der Studenten Raum gegeben.

Erstaunlich und vorbildhaft war für uns immer wieder dein Witz in der Lösungsfindung bei scheinbar unlösbaren Problemen. Dazu kam deine Offenheit, deine Toleranz, dein Engagement und - aus deiner Sicht wohl Bedingung - deine Freude am Leben, deine Begeisterungsfähigkeit und deine Lust am Handeln. Dein oft zitierter Wahlspruch war "learning by doing".

Es gibt ein Bild von dir und Caius Burri bei der Eröffnung des Musischen Zentrums, auf dem ihr ausschaut, wie zwei Lausbuben, denen wieder ein Streich gelungen ist. Das Musische Zentrum lebt aus dieser Haltung heraus und gibt dem Orchester, der BigBand, der bildenden Kunst, der experimentellen Musik, dem Theaterspiel, der Fotografie und den vielen Musikgruppen, einen zentralen Ort der künstlerischen Arbeit und der Kommunikation, gemeinsam mit dem Chor und dem Ballett.

Das Foto zeigt Helmut Baitsch in einem Musik-Theater-Stück der EMU zum 50-jährigen Todestag von Albert Einstein, eine Aufführung in Niveaus 1 der Universität Ulm. Wir lasen - in weißen Overalls verkleidet - Texte von Einstein, Meister Eckehart, Shakespeare und aus der Kabbala, spielten auf Bassrohren und Ballastsaiten, projizierten reziproke Bilder mit einem Programm eines Informatik-Studenten. Hier im Untergeschoß der Universiät Ulm experimentierend war Helmut Baitsch genauso zu Hause, wie in den höchsten Etagen der Wissenschaft..

Du hast dir das Musische Zentrum ausgedacht, hast eigene Kunstwerke geschaffen, hast dein Cello gespielt und warst bis zum Schluss im Sprecherkreis des Musischen Zentrums. Wir werden deine Initiative, deine Anregungen und Gedanken lebendig halten und weiterentwickeln.

Dieter Trüstedt
EMU, Experimentellen Musik und Kunst und


Ulm, den 25.Aug.2007

Dear Gerlinde,

The news of the death of the father of the Musische Zentrum took me by shock - As you know I cried when you told me.
Words cannot express our loss at the Musische Zentrum, but as you know the good lord wants him back.
Helmut has had an impressive achievement as a soldier, as an educationist, as rector, as someone who forsters the arts, as someone who believes in the human condition and tries to better the plight of the unfortunate, and who encourages the students who cares about their academic goals and aspirations - What a man!
I promise Gerlinde that I will continue to promote his vision of the Musische Zentrum just as I did when the other co-founder Prof. Burri died.
In the name of my students in the atelier and other sections, I extend my condolence for the passing away of Helmuth Baitsch - may his soul rest in peace.
In deep grief.

Frederick William Ayer
Artist in the Residence

August 25.2007

P.S. Gerlinde - we hope you can still support the MUZ.
And God helps you with all and your professional career.
We will do an homage on him in november during the Musische Tage in the Stadthaus.
I will arrange to make a donation on Ärzte ohne Grenzen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Baitsch
http://idw-online.de/pages/de/news221107
http://www.uni-ulm.de/home/news-details/browse/6/article/82/altrektor-pr.html

zurück zu Musiches Zentrum.

Helmut Baitsch in memoriam

Der Präsident der Universität Ulm und der Dekan der Medizinischen Fakultät geben sich die Ehre, einzuladen zu einer akademischen Trauerfeier in memoriam

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. med. h. c.
Helmut Baitsch
emeritierter Ordinarius für Anthropologie und Wissenschaftsforschung, Rektor der Universität Ulm von 1970-1975
und deren Ehrenbürger

am Montag, 14. Januar 2008 um 14:30 Uhr
im Großen Hörsaal der Medizinischen Klinik Oberer Eselsberg Robert-Koch-Straße 8, Ulm

Helmut Baitsch war ein international renommierter Humangenetiker und Anthropologe. In seiner Amtszeit als Rektor der Universiät Ulm hat er den Ausbau der Medizin und der Naturwissenschaften maßgeblich vorangetrieben.
Als Institutsleiter hat er die Weiterentwicklung der Anthropologie und Wissenschaftsforschung nachhaltig geprägt und sich dabei um die Ethik in der Medizin besonders verdient gemacht.
Er hat das Musische Zentum der Universität Ulm aufgebaut und war mehrere Jahre als Ombudsmann tätig.
Helmut Baitsch hat als Mensch, Wissenschaftler und Hochschullehrer die erfolgreiche Geschichte der Universität Ulm wesentlich mitgeprägt.
Sie wird sein Andenken stets in Ehren halten.
Der Präsident Prof. Dr. K. J. Ebeling und der Dekan Prof. Dr. K.-M. Debatin

Helmut Baitsch, Universität Ulm - Anthropologie, Hochsträß Foto: Dieter Trüstedt

Akademische Trauerfeier

Entrée
Computerklänge und eine zugeordnete Grafik »Volets Verts«
EMU Experimentelle Musik und Kunst im Musischen Zentrum der Universität Ulm

Begrüßung
Prof. Dr. rer. nat. Karl Joachim Ebeling - Präsident

Vorträge
Dr. jur. Axel Streiter
Ehem. Leiter der Abteilung »Sonderforschungsbereiche« der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn
»Helmut Baitsch und die Sonderforschungsbereiche«

Prof. Dr. med. Jörg Schmidtke
Direktor des Instituts für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover - Mitglied der Deutschen Gesellschaft
für Humangenetik, München
»Helmut Baitsch - Humangenetik, Ethik und Gesellschaft«

Prof. Dr. med. Holger Höhn
Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Würzburg - Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik, München
»Zu neuen Ufern. Die Überwindung des genetischen Reduktionismus«

Schlusswort

Prof. Dr. med. Klaus-Michael Debatin - Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm

Musikalische Umrahmung
Prof. Dr. med. Frieder Keller - Piano
Robert Simon - Cello

anschließend Empfang im Foyer des Klinikums

Volets Verts *) - Entrée
Konzept: Dieter Trüstedt
Bildrealisation: Andhi Pabst
Musik: Dieter Trüstedt
Technik und Bildspiel am 14. Jan. 08: Klaus Schmidtke

Ein Projekt der EMU - Experimentellen Musik Universität Ulm

Die Musik besteht aus dem Zusammenschlagen zweier Steine aus der Iller (Illerurgestein). Der Klang wird einige Oktaven tiefer wiedergegeben, so dass tiefe, lang ausklingende Klanggebilde entstehen. Das Zeitmaß der Klänge ist sehr ruhig im ca. 2 Sekunden Zeitabstand und die Zeiten stehen im Verhältnis von 5 zu 7.
Die Tonhöhen der Steinschläge werden von der Projektion "Volets Verts" gesteuert. Das Bild ist ein Farbverlauf von Blau nach Grün. Die Diagonale gibt eine Art Türkis wieder, das von Dunkel nach Hell reicht. Auf dieser Diagonale sind die Tonhöhen gleich, seitlich der Diagonale weichen die Tonhöhen bis zu einer Oktave ab. Der "Fadenkreuz-Spieler" steuert diese Abweichungen und der Klang-Spieler steuert vor allem die Lautstärke und das Zeitmaß.
Mit Helmut Baitsch hatten wir in der Mitte der 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viel mit diesen Steinen gespielt - im Rahmen des Projektes "Musik in Therapie und Praxis". Aus diesem Projekt ist später das Musische Zentrum der Universität Ulm entstanden.

*) Volets Verts (franz.) = Grüne Fensterläden, Windläden. Eigentlich sind diese Fensterläden weder grün noch blau, sondern liegen immer irgendwie dazwischen, so dass eine undeutige Farbangabe nicht möglich ist. Damit beschäftigt sich das Musik- und Bild-Projekt.